Handwerkskunst im Karmeliterviertel
Buchdruck. Es scheint ein vergessenes Handwerk zu sein. Etwas, das die Geschichte prägte, aber in der Vergangenheit liegt. Joachim Wrodnig lässt das alte Handwerk wieder aufleben. Mit einer Heidelberger Tiegeldruckpresse und ganz viel Respekt für Papier und Tinte.
Der Schusterjunge
Eigentlich bezeichnet dieser Name ja den Lehrling eines Schuhmachers. Aber all jene, die schon einmal eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben haben und dann auch formatieren mussten, ist wohl auch die typografische Bedeutung bekannt. Ein einzelner Satz, der eigentlich der vorherigen (oder nächsten) Seite angehört und sich fälschlicherweise noch als gesondert stehender Satz von dem restlichen Absatz trennt. Etwas durchaus Eigenwilliges, dieser Schusterjunge. Aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein, wie Joachim Wrodnig beweist.
Aus Buchdruck wird Letterpress
Während die Heidelberger Tiegeldruckpresse um die Jahrhundertwende noch ihre Hochzeit erlebte und allseits beliebt war bei Buchdruckern, wird sie heute gar nicht mehr hergestellt und nur noch wenige haben auch tatsächlich noch eine in Verwendung. Buchdruck ist ein sehr altes Gewerbe, welches durch moderne Techniken und Maschinen fast vollständig abgelöst wurde. Was man aber durchaus finden kann, sind nostalgisch anmutende Künstlerateliers und Werkstätten, wie es auch jene des Schusterjungen ist. Jetzt arbeitet man nicht mehr daran Bücher zu drucken, sondern kunstvolle Visitenkarten und Letterpress-Kreationen zu erschaffen.
Ein bisschen Glück …
… hatte der Schusterjunge in seiner Buchdrucker-Laufbahn auch. Er wuchs in einer Buchdruckerei auf und lernte von Kleinauf das Handwerk lieben. Der Respekt für Papier und Farbe wurde ihm sozusagen in die Wiege gelegt. Die lauten Geräusche der Druckerpressen, der Duft der Farben, das Gefühl für das richtige Papier – all diese Elemente lösen bei ihm Kindheitserinnerungen aus. Seit 20 Jahren ist er nun selbst aktiv und vor gut einem Jahr siedelte er mit seiner Werksatt ins Karmeliterviertel.
Kreativität mit Begrenzung
Grundsätzlich sind der Kreativität in der Typografie und im Buchdruck fast keine Grenzen gesetzt. Nur bezüglich Größe muss man sich bei der Heidelberger Tiegeldruckpresse mit höchstens A4 zufriedengeben. Aber das trägt nur zur Besonderheit der Produkte bei, wie wir finden. Von Visitenkarten bis hin zu elegantem Briefpapier – die Kunstwerke (könnte man schon fast so sagen) finden sich immer auf hochwertigem Papier. Die Wünsche der Kunden werden dabei immer akribisch bedacht. Wie der Schusterjunge auch auf seiner Homepage sehr passend dazu sagt: “Letterpress, wie ich es verstehe, ist der Maßanzug unter den Printprodukten.”
STADTBEKANNT meint
Joachim Wrodnig hat sich mit seinen Heidelberger Tiegeldruckpressen im Karmeliterviertel niedergelassen und bringt ein gutes Stück Handwerkskunst nach Wien. Die hochwertig produzierten Visitenkarten und Papierprodukte sind einzigartig und erzählen die Geschichte des Buchdrucker-Handwerks in ganz eigener Manier. Und dass dem eigenwilligen Schusterjungen die Arbeit Spaß macht, ist ganz klar ersichtlich.
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