29. Juli 2014

Hat die postalische Grußkarte in der heutigen digitalen Zeit noch Bestand?

Ob Urlaubsgrüße oder ein Glückwunsch zum Geburtstag – die Gruß- und Postkarte hatte ein Alleinstellungsmerkmal, da auf keinem anderen Weg jemanden so einfach, schnell und günstig ein Gruß geschickt werden konnte. Im Jahr 1869 nahm sie ihren Anfang, als sogenannte Correspondenzkarte in Österreich, allerdings ohne Bildaufdruck. Die erste Karte mit Bild wurde ein Jahr später verschickt. Bis zur Digitalisierung behielt sie ihr Alleinstellungsmerkmal – mittlerweile gibt es aber viele weitere Möglichkeiten, jemandem einen Gruß zukommen zu lassen. Immerhin verschicken die meisten eine Karte nicht einfach so – es geht darum, jemandem zu zeigen, dass an einem bestimmten Tag an ihn gedacht wird, zu seinem Geburtstag oder dem Hochzeitstag beispielsweise. Firmen verschicken Grüße auch gerne zu Feiertagen, um die Kunden an die guten Erfahrungen mit dem Unternehmen zu erinnern.
 

Foto: STADTBEKANNT
Foto: STADTBEKANNT

Diese Grüße können mittlerweile aber auch mit den Handys verschickt werden, oder per Email. Diese beiden Varianten sind schneller als die postalische Grußkarte und werden daher immer beliebter, haben die Postkarte aber noch nicht abgelöst. Die Salzburger Nachrichten berichten, dass zwar viele Österreicher die Urlaubsgrüße mittlerweile per Smartphone oder sogar den sozialen Netzwerken, wie Facebook, versenden, immerhin 80%, also eine unbestreitbare Mehrheit, aber dennoch eine Postkarte verschicken. Genauer ausgedrückt: Von fünf Familien, die verreisen, werden vier einen Gruß per postalischer Karte an die daheim gebliebenen schicken. Marketagent führte die Umfrage durch. Das Ergebnis lässt allerdings eine neue Fragestellung entstehen: Wenn so viele Menschen immer noch auf die Postkarte zugreifen, was macht sie so besonders gegenüber der elektronischen Varianten? Dieses Essay versucht, diese Frage zu beantworten, in dem die generelle Aufgabe der Grußkarte erklärt, der Beginn der elektronischen aufgezeigt und ein Vergleich zwischen den beiden Varianten gezogen wird, ehe das Fazit zur Beantwortung der Fragestellung übergeht.
 

1. Die Aufgabe der Grußkarte

Eine Grußkarte gibt es zu den verschiedenen Anlässen – zu Geburtstagen, zu Feiertagen, zur Beerdigung, zur Hochzeit oder Geburt. Dabei sind sie zum Teil anders gefertigt – für Kinder gibt es oftmals Karten, die wie eine Seite eines Pop-Up-Buchs gestaltet sind, einige Karten sind einfach als Postkarte gehalten, die serösen überzeugen mit schlichter Eleganz und der Möglichkeit, aufgeklappt zu werden, sodass der Gruß im Innern steht. Eins haben sie aber alle gemeinsam: Sie sind für die gleichen Funktionen gefertigt: Freude zu bereiten und Menschen Wertschätzung entgegenzubringen.
 

1.1 Freude bereiten

Wer eine Postkarte aus dem Urlaub oder eine Grußkarte zu einem Geburtstag erhält, fühlt Freude in sich. Ein Freund oder ein Verwandter hat an einen gedacht und einem die Karte geschickt. Einige Menschen machen daraus im Urlaub einen regelrechten Sport: Sie gehen gleich am zweiten oder dritten Tag in den Souvenirladen, kaufen sich einen Stapel Postkarten und beginnen, sie zu beschreiben. Einige setzen nur einen Gruß darauf, andere erzählen, was sie schon erlebt und was sie noch vorhaben. Die Schreiber hoffen aber alle dasselbe: Dass der Empfänger sich freuen wird. Zu einem Großteil trifft dies zu.
 
Es gibt allerdings auch Grußkarten, die zu einem traurigen Anlass verschickt werden, zur Beerdigung oder zur Trauerfeier. In diesem Fall soll die Karte keine Freude auslösen. Hier ist es wichtig, seine Anteilnahme auszusprechen, wie entfernt der Absender auch gerade ist. Für den Empfänger bedeutet dies Trost, es wird also wiederum ein positives Gefühl durch die Karte übertragen, obwohl der Anlass traurig ist.
 

1.2 Geschäftskunden wertschätzen

Diese Karten werden nicht nur im privaten Bereich verschickt. Auch Unternehmen greifen darauf zurück, um ihre Wertschätzung auszudrücken. Dies hat laut diesem Blog einen sehr guten Grund: Wer eine Karte erhält, denkt in erster Linie, dass ein Freund einem einen Gruß geschickt hat. die positiven Gefühle sind daher vorprogrammiert. Auch wenn letztendlich auffällt, dass es nur eine Nachricht von einer Firma ist, bleibt dieses Gefühl erhalten: Die Werbung ist knackig auf den Punkt gebracht, die Karte hat ein schönes oder witziges Motiv und der Kunde oder Geschäftspartner fühlt sich wichtig genommen. Die Karten sind daher ein sehr gutes Mittel, um die Kundenbindung zu erhöhen. Je nach Unternehmen können diese zum Geburtstag, zu den Feiertagen oder zu anderen Anlässe verschickt werden – ein Autohändler kann beispielsweise Postkarten verschicken, auf denen er seine Kunden an die TÜV-Untersuchung oder die jährliche Inspektion erinnert.
 
Das Gefühl, das bei Kunden und Geschäftspartnern durch diese Karten auftritt, ist Wertschätzung. Sie fühlen sich ernst genommen von der Firma und als gleichberechtigter Partner behandelt. Wichtig dafür ist allerdings die Personalisierung der Grußkarte – und dass sie pünktlich ankommt. Ein Geburtstagsgruß, der zwei Wochen verspätet eintrifft, wirft trotz allem kein positives Bild auf das Unternehmen.
 

Foto: STADTBEKANNT
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2. Die Entwicklung der elektronischen Grußkarte

Mit dem Internet kam auch bald die Idee auf, die Grußkarten elektronisch statt per Post zu verschicken. Mails kommen immerhin sofort beim Empfänger an, auch ein verspäteter Geburtstagsgruß kann daher noch einigermaßen pünktlich ankommen. Diese Idee kam so gut an, dass Anfang des 21. Jahrhunderts ein Feiertag der elektronischen Grußkarte eingeführt wurde – woher der Ursprung dieses Tages stammt, ist nicht genau belegt, die meisten Quellen gehen aber von den USA aus. Am 29. November kann dieser Tag gefeiert werden – natürlich stilecht mit einer E-Card, beschreibt blog-is-a-geek.org. Schon vor der Einführung dieses Tages waren die Karten aber bekannt: Es gibt viele Seiten, die diese anbieten, die meisten kostenfrei. Vor allem Hobbydesigner können so ihrer Kreativität freien Lauf lassen und darauf warten, zumindest in dieser Szene Bekanntheit zu erlangen. Mit den Jahren wurde diese Variante der Grußkarte immer präsenter, vor allem im Hinblick auf die steigende Globalisierung und auf Freunde, die in der ganzen Welt verteilt sind. Es ist einfacher, eine Geburtstagskarte per E-Mail zu schicken, als darauf zu hoffen, dass die Post auch Übersee pünktlich ankommt und nicht erst Tage oder Wochen nach dem eigentlichen Datum. Die Entwicklung der E-Card scheint daher nicht aufzuhalten zu sein – trotzdem gibt es die postalische Grußkarte aber immer noch in den Läden zu finden.
 

3. Pro- und Contra-Argumente – postalische und elektronische Grußkarte

Trotz des immer weiter steigenden Bekanntheitsgrads der elektronischen Karte gibt es die postalische weiterhin zu kaufen. Sie ist nicht aus den Supermärkten, Buchgeschäften und Souvenirläden wegzudenken – immerhin verbringen viele Menschen auch einfach gern etwas Zeit damit, sich die verschiedenen Motive anzuschauen und darüber zu schmunzeln und sie zu bewundern. Es gibt außerdem einige Argumente, die für die Postkarte sprechen – sowie auch einige, die die E-Card hervorheben. Die generellen Vorteile der Grußkarte, die schon in Punkt 1 beschrieben wurden, werden hier nicht erneut aufgeführt.
 

Foto: STADTBEKANNT
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3.1 Die elektronische Grußkarte

Bei der E-Card gibt es den entscheidenden Vorteil, dass die Karte sofort nach dem Versenden beim Empfänger landet. Ein vergessener Geburtstag fällt so nicht zu stark negativ auf, wenn die Karte nur ein oder zwei Tage zu spät da ist. Auf dem Postweg wäre dies mindestens einen Tag mehr, eventuell sogar zwei oder drei. Außerdem ist es bei vielen Anbietern der elektronischen Karten möglich, diese erst zu einem bestimmten Datum zu verschicken. Dadurch sind die Menschen unabhängiger, sie können die Karte zwei Wochen im Voraus schreiben und abschicken und wissen, dass sie am festgelegten Tag ankommen wird. Besonders für Vollzeitberufstätige ist dies meist eine starke Entlastung, da sie so an einen Punkt weniger denken müssen.
Es gibt aber auch Nachteile bei der elektronischen Grußkarte: Sie ist relativ unpersönlich. Egal wie gut geschrieben der Text auch ist, es fehlt die handschriftliche Unterschrift. Außerdem bekommen Menschen mittlerweile so häufig Spam-E-Mails, dass sie unbekannte Absender meist ignorieren – eine Grußkarte wird daher zuerst als Spam registriert, ehe klar wird, dass es doch keiner ist. Das erste Gefühl ist daher ein negatives. Teilweise werden die Karten zudem nicht richtig angezeigt. Wenn auf dem Empfängerrechner kein Flashplayer installiert ist, werden einige Effekte zum Beispiel nicht richtig dargestellt. Am schlimmsten ist es, wenn dadurch der Text verschwindet und der Empfänger gar nicht weiß, von wem die Grußkarte kommt oder warum er sie erhalten hat. Die technischen Barrieren sind hier daher nach wie vor sehr hoch.
Vorteile
– Keine Verzögerung zwischen Versenden und Erhalten
– Karte kann im Vorfeld geschrieben werden und wird automatisch am festgelegten Datum versendet
– Meist kostenlos
Nachteile
– Hohe technische Barriere
– Eventuelle Spam-Wahrnehmung und dadurch negative Gefühle beim Erhalt
– Unpersönlich
 

3.2 Die postalische Grußkarte

Wer schon einmal in einem Geschäft nach einer Karte zum Geburtstag oder zur Hochzeit gesucht hat, weiß, dass sie meistens unsortiert sind. Privatpersonen stöbern in der Regel gerne, wenn aber ein Unternehmen eine Karte sucht, dann möchte es diese sofort haben – und am besten in mehrfacher Ausführung, da in der nächsten Zeit wahrscheinlich mehr als einer ihrer Kunden oder Geschäftskontakte eine erhalten wird. Dies kann als Nachteil gewertet werden – allerdings stören sich Privatkäufer oft nicht an den unsortierten Auslagen und Firmen kaufen ihre Karten in mehrfacher Ausführung meist im Internet. Dort finden sie alles wunderbar geordnet vor – auf www.raab-verlag.at sind die Grußkarten zum Beispiel nach Feiertagen und Motiv geordnet. Ein weiterer Vorteil ist die Tatsache, dass die postalisch verschickten Karten persönlich unterschrieben werden können. Der generelle Text ist, zumindest bei Unternehmen, oftmals aufgedruckt, aber es wird zumindest eine handschriftliche Unterschrift darunter gesetzt. Der Empfänger empfindet dies als noch höhere Wertschätzung – der Absender nahm sich die Zeit, die Karte persönlich für ihn zu schreiben.
 
Nachteile sind aber auch hier gegeben. Die Grußkarte ist auf den postalischen Weg angewiesen. Wenn es hier zu Verzögerungen kommt, dann erhält der Empfänger diese erst später. Vor allem um Weihnachten ist damit zu rechnen, da die Post zu dieser Zeit durch die Pakete, Päckchen und Briefe meist überfordert ist und die Lieferungen nicht so schnell wie üblich stattfinden können. Außerdem sind der Preis der Karte sowie das Porto zu bezahlen, es kommt also auf die Privatperson wie auch auf die Firma eine gesteigerte finanzielle Belastung zu – auch wenn diese gering ist.
Vorteile
Gut sortierte Auslage in Onlineshops
Persönliche Gestaltung mittels Unterschrift
Privatpersonen finden Karten auch im Geschäft vor Ort

Nachteile

Geringe finanzielle Belastung
Der postalische Weg ist notwendig
 

4. Fazit: Privatpersonen und Unternehmen nutzen weiterhin gerne den persönlicheren Weg der postalischen Grußkarte

Die postalische Grußkarte hat noch lange nicht ausgedient. Die Vorteile zeigen klar, dass gute Argumente für diese Form des Grußes sprechen. Allein die Möglichkeit, eine handschriftliche Unterschrift darunter zu setzen, ist ein starkes Argument dafür. Außerdem werden diese Karten nicht im ersten Moment als Spam erkannt, wie dies bei den E-Cards passieren kann. Die negativen Gefühle, die ein Spamerhalt bewirkt, möchte eine Firma auf keinen Fall im Kunden auslösen, wenn sie diesem eigentlich eine Freude machen wollen. Trotz des schnellen Versands der E-Card und der in den meisten Fällen nicht vorhandenen Kosten, ist die postalische Karte daher immer noch beliebter. Trotz der geringen Nachteile dieser Variante, wie die finanziellen Kosten oder Verzögerungen auf dem Versandweg, überzeugen die Vorteile und die Freude und Wertschätzung, die ein Erhalt dieser Aufmerksamkeit im Empfänger auslöst. Persönliche Mitteilungen sind daher nach wie vor, auch in der digitalen Zeit, ein ausschlaggebendes Argument – jedwede schöne und individuelle Gestaltung einer E-Card kann dagegen nicht bestehen.
 
Quellen:
http://www.salzburg.com/nachrichten/kinder/nachrichten/sn/artikel/urlaubsgruesse-per-post-oder-elektronisch-111724/

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http://www.ansichtskarten-archiv-philippsburg.de/Geschichte_der_Ansichtskarte__/geschichte_der_ansichtskarte__.html
http://www.kuriose-feiertage.de/29/11/tag-der-elektronischen-gruskarten/

Postkarten als Marketing-Instrument? Aber unbedingt!

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