3. Februar 2013

Facebook Sponsored Stories

Facebook gehört zu den Firmen, die in den vergangenen Jahren immer wieder verlässlich für Aufregung unter den UserInnen sorgten. Der Datenschutz und Facebooks Umgang damit sorgten für Ärger, Verunsicherung und Zorn. Ein Cocktail an Emotionen, der zusätzlich angereichert mit paranoiden Verschwörungstheorien einzelner und einer teilweise nur semiliteraten Bevölkerung was den Umgang mit neuen Medien angeht, für beständiges Brodeln in der Community sorgt.

Zu Grunde liegt der Erregung letztlich ein großes Missverständnis, dass sich mit dem schönen Spruch "gratis aber nicht umsonst" auf den Punkt bringen lässt. Denn die Nutzung von Facebook ist gratis, umsonst ist sie aber nicht. Facebook ist ein Unternehmen und als solches profitorientiert, alles was sich kommerzialisieren lässt ohne, dass die UserInnen sich empört abwenden wird deshalb über kurz oder lang auch kommerzialisiert werden. Das ist eigentlich keine große Überraschung, ja man sollte eigentlich genau damit rechnen. Wenn ein Service gratis angeboten wird, muss es aus anderen Quellen seine finanzielle Grundlage sicherstellen. Im Falle von Facebook ist das die größte Datenbank der Welt über menschliches Verhalten und Interaktionen.

Sponsored Stories

Zuletzt war Erregung über das neue Profil angesagt. Die jüngste Erregung um Facebook ist die vor kurzem erfolgte Präsentation von Facebook Sponsored Stories. Im stetigen Bestreben die monetäre Basis des Social Networks auszubauen, erfindet Facebook beständig neue Formen um Werbung in seine Services zu integrieren und diese zu optimieren. Das jüngste Kind dieser Entwicklung sind die genannten Sponsored Stories. Unternehmen wird die Möglichkeit geboten, Interaktionen der UserInenn in ihre Werbung einzubauen.

Das funktioniert etwa so: Der Huber Bauer liked die Traktorenfirma „Kuh Power“. Kuh Power hat nun die Möglichkeit die Freunde des Huber Bauers, von diesem Umstand in Kenntnis zu setzen. Als Sponsored Story wird auf den Profilen der Freunde des Huber Bauers nun nicht eine simple Werbung von „Kuh Power“ angezeigt, sondern diese wird angereichert mit der Information, dass dem Huber Bauer „Kuh Power“ gefällt. Dasselbe gilt auch wenn der Huber Bauer in einer Filiale von „Kuh Power“ über Places eincheckt. Der Konzern hat dann die Möglichkeit, diese Info zur Werbung zu nutzen. Dasselbe gilt für alle Äußerungen zu der werbenden Firma, die ebenfalls zu Werbung verwurstet werden dürfen. Prinzipiell könnte ein Konzern so unabsichtlich auch Negativwerbung vervielfältigen. Weswegen an der Optimierung sicher noch getüftelt wird.

Die Datenschutzrichtlinien werden bei diesen Werbeformen eingehalten. Wer zu doof/desinteressiert/uninformiert war sein/ihr Profil nicht der ganzen Menschheit, oder der etwas kleineren Gruppe Freunden von Freunden zugänglich zu machen, wirbt im größeren Maßstab. Alle übrigen werben in ihrem Freundeskreis und auch das nur, wenn sie Aktivitäten setzen. Da aber nahezu jede/r inzwischen Fan irgendeiner Firma ist, könnte auch nahezu jede/r als Werbetestimonial dienen. Vorerst nutzen das Service nur einige wenige ausgewählte Weltkonzerne, über kurz oder lang werden aber sicher auch kleinere Firmen darauf zurückgreifen können.

Der Vorteil für die Firmen liegt auf der Hand und lässt sich auf folgenden Punkt bringen: Wer vertraut schon Starbucks? Dass ein solcher Konzern massiv in Werbung investiert wissen wir alle, die Werbung wird von uns großteils gar nicht mehr wahrgenommen und die Wahrscheinlichkeit, dass sie uns kalt lässt ist sehr hoch. Wenn nun aber eine/r unserer FreundInnen für das Produkt wirbt, steigt die Glaubwürdigkeit, so die Hoffnung der werbenden Firmen und wir sind eher Bereit unser Geld zur entsprechenden Firma, in diesem Fall Starbucks, zu tragen.

Das ist für viele, die so unfreiwillig als wandelnde Werbefläche herumirren unschön, auch gibt es momentan keine Möglichkeit sich gegen diese Nutzung als WerberIn zu wehren. Einmal mehr wird es auf die Reaktion der UserInnen ankommen, wenn sie weitgehend ohne Widerspruch diese neue Form der Werbung akzeptieren, wird sie so bleiben, wenn es wie schon öfters geschehen, zu massiven Protesten kommt wird diese Werbeform adaptiert werden.

Kein neuer Kurs bei Facebook

Die Richtung die eingeschlagen ist wird aber prinzipiell fortgesetzt. Alles was kommerzialisierbar ist wird kommerzialisiert werden. Behindert wird dieser Prozess durch gesetzliche Rahmenbedingungen auf der einen Seite und natürlich auch dadurch, dass sich der Konzern selbst die Geschäftsgrundlage nicht entziehen will. Die Geschäftsgrundlage ist die Versammlung möglichst vieler Menschen in ihrem Network. Wenn diese Versammlung gefährdet ist wird zurückgerudert werden.

Man braucht außerdem kein großer Pessimist sein um davon auszugehen, dass Facebook ab dem Moment, wo es sich dem Ende seiner rasanten Wachstumsphase annähert, bei der Kommerzialisierung der Daten der User weniger zimperlich als bisher sein wird. Das Hauptbestreben ist momentan noch möglichst rasch zu wachsen. Da Facebook bereits so groß ist, mittlerweile sind an die 600 Millionen Menschen Teil des Netzwerks, wird es für diejenigen, die noch nicht mit dabei sind immer wichtiger, selbst dazu zu gehören. Je mehr Menschen auf Facebook sind desto schwieriger wird es für den Einzelnen sich zu entziehen. Sobald Facebook umgekehrt nicht mehr darauf angewiesen ist, weiter rasant zu wachsen, weil dies schlicht nicht mehr möglich ist, wird die Hemmschwelle die Daten der vorhandenen User zu kommerzialisieren weiter sinken. Denn diese haben dann einerseits keine Alternative mehr und haben andererseits kaum Möglichkeiten bei noch nich Mitglieder für schlechte Stimmugn gegenüber Facebook zu sorgen.

Die Mittel sich dagegen zu wehren sind dennoch zahlreich. Einerseits stellen UserInnen alle Daten auf Facebook selbst online, wenn sie sich um die Verwendung dieser Daten sorgen, können sie sie auch einfach nicht online stellen. Außerdem kann man austreten, auf neue Services wie Diaspora hoffen und warten, oder für eine bessere politische Kontrolle lobbyieren.

Die entscheidendste Frage die sich alle GegnerInnen von Facebook allerdings stellen sollten ist die, was sie bereit wären zu bezahlen, um eine Alternative zum gratis Service von Facebook in Anspruch zu nehmen. Wie eine solche Alternative organisiert wäre ist dabei sekundär. Denkbar wäre ein nicht kommerzielles Projekt a la Wikipedia das auf Spenden angewiesen wäre, allerdings könnte uns auch ein ganz normaler Konzern, beispielsweise Facebook, ein Social Network anbieten, dass unsere Daten schützt und uns mit Werbung verschont, wir müssten eben bereit sein für dieses Service zu bezahlen. So lange aber nahezu niemand bereit ist für ein Service a la Facebook zu bezahlen, während für Facebook Games wie Mafia Wars und Farmville hunderte Millionen ausgegeben werden, so lange ist jede Beschwerde über die Geschäftpraktiken des Konzerns aus Palo Alto Schade um die Zeit.

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