23. März 2015

Dirtrun

Hupf in Gatsch … und schlog a Wön

Sehr viel eloquenter als Georg Danzer hätte man das Lebensgefühl der Läufer nicht beschreiben können, die sich immer wieder den Herausforderungen eines Cross- oder Dirtruns stellen.
Was das denn jetzt schon wieder ist, höre ich euch fragen? Nun, im Endeffekt ist es ein Spielplatz für erwachsene Sportler, denen das normale Laufen zu langweilig ist und die sich noch mal die Zeit zurückwünschen, als sie sich als Kinder noch unverschämt dreckig machen konnten.
 

xXx-Cross

Wie sieht so ein Dirtrun nun genau aus? Die Antwort darauf steckt eigentlich schon ganz gut im Namen: Zu einem großen Teil besteht ein Dirtrun aus einem Ausdauerlauf, der über unterschiedlichste Distanzen gehen kann. In Österreich befinden sich diese je nach Event meistens zwischen 5 und 20 Kilometern, um auch für jeden interessierten Gatschhupfer eine Teilnahmechance zu bieten. Diese Kilometer sind aber nur in den seltensten Fällen schöne, gerade und saubere Straßen, sondern schlängeln sich eher bergauf und bergab durch Offroad-Gelände. Läufe mitten durch einen Wald über Stock und Stein oder an einem Berg hoch sind also keine Abartigkeit, sondern eher die Regel. Und weil das noch immer nicht genug ist, kommt zwischendurch der andere Namensteil von „Dirtrun“ zu tragen: Dreck. Meistens in Form von Hindernissen. Gerade, wenn man schön im Lauftrott ist und keine Sorge auf der Welt mehr hat als den nächsten Schritt vor den letzten zu setzen, steht man auf einmal vor einem Feld aus Schlamm. Darüber ist in Kniehöhe Draht gespannt. Erraten, hier darf (oder muss) man jetzt auf Ellbogen und Knien durchrobben!
Bei anderen Hindernissen kann es passieren, dass die Veranstalter den Teilnehmern Wände vor die Nase setzen, sie kurze Distanzen durch Eiswasser waten lassen oder aber auch (bei den extremeren Dirtruns) kurz vor dem Ziel eine Reihe aus Kabeln in Brusthöhe hängen lassen, welche die ausgepowerten Läufer im wahrsten Sinn des Wortes noch einmal voll unter Strom setzen. Spannung pur, oder? Madness?

(c) Fishermen's Friend Strongman Run
(c) Fishermen’s Friend Strongman Run

This … is … Dirtrun!

Bei so vielen unangenehmen Ereignissen, die einem den Weg ins Ziel erschweren wollen, sollte man annehmen, dass diese Event-Art bald wieder aussterben sollte. Aber falsch gedacht: Für eine Sportart, die in Österreich erst wenige Jahre vertreten ist, erfreuen sich Dirtruns einer geradezu fanatischen Beliebtheit. Für die Wettbewerbe nehmen die Teilnehmer zum Teil mehrere Hundert Kilometer Anfahrt in Kauf, und Starttickets sind bei manchen Läufen schon Monate im Voraus ausverkauft. Wahnsinn macht Spaß, und hin und wieder muss man sich anscheinend einfach richtig einsauen (und darauf hoffen, dass die Waschmaschine beim säubern nicht aufgibt). Und ganz ehrlich, so viele Schmerzen und „Ich kann nicht mehr!“-Momente auch auf der Strecke ins Haus stehen, im Ziel fühlt man sich wie die Spartaner aus „300“: Etwas tot, aber verdammt stolz.
 

Ist es zu gatschig, bist du zu schwach

Wer nach dieser Beschreibung neugierig darauf geworden ist, anderen Menschen bei einer dicken Schlammschlacht zuzusehen (oder vielleicht mal selbst mitmachen möchte?), der bewege sich am 30.Mai gegen 12.00 Uhr nach Aspern Seestadt. Dort findet nämlich (heuer zum ersten mal auf diesem Gelände!) das größte derartige Event Wiens statt, der Raiffaisen X-Cross Run. In der Szene als eine Art Einstiegsdroge bekannt, wird bei diesem Lauf über fünf oder zehn Kilometer sehr viel für die Zuschauer geboten – Partyprogramm nach dem Lauf inklusive. Da kann man sich als Zuseher daran ergötzen, wie Hunderte (nein, Tausende!!) Wettkämpfer mit sich selbst um den nächsten Schritt kämpfen. Für die Motivierten unter euch gibt es übrigens noch bis spätestens 21. Mai die Möglichkeit sich anzumelden!
 
Für Freunde der härteren Zuschauer- oder Teilnahmekost steht eine etwas längere Anfahrt ins Haus: Am 4. Juli findet in der Flachau der Fisherman’s Friend Strongman Run statt, der über eine absurde Anzahl von Hindernissen führt. Klingt verlockend, nicht? Der Weg ist es aber eindeutig Wert, denn das ist das Drecks-Highlight des Jahres für jeden Schmutzfink!
 
Für alle, die es gar nicht mehr erwarten können – ein Highlight haben wir sogar noch für euch auf Lager. Und zwar findet schon am 4.April 2015 der Saisonauftakt für die Wild-Sau Dirtruns in Hellsklamm statt. Am 18. April folgt das Event in der Steiermark und auch im Herbst warten noch weitere Termine. Vom Spinnennetz durch die Glory Hole geht’s drunter und drüber, bis man’s dann endlich über die gatschige Ziellinie geschafft hat. Na Servas!
Ihr fragt euch, woher wir so viel über die Gefühlslage der Läufer wissen? Easy – nur wer dabei war, kann’s beschreiben!
Alex Schuh

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