22. November 2011

Die Einkaufszentrum Shitlist

Donauzentrum, Gasometer oder aber Q19 – die Liste an Wiener „Einkaufsparadiesen“ ist lang und wird am 23. November um ein weiteres, die BahnhofCity, erweitert. Wo es sich am gequältesten shoppen lässt, weiß stadtbekannt.

Die neue, lang und heiß ersehnte BahnhofCity am architektonisch äußerst gewöhnungsbedürftigen Westbahnhof steht einen Tag vor ihrer Eröffnung, und Wien ist ab 23. November um einen Einkaufstempel reicher. Die Vermutung liegt nahe, dass gemütliches Shoppen etwas Anderes ist, als sich zwischen abgehetzten Reisenden hindurch zu drängeln. Wo in Wien es sich noch so unangenehm wie möglich einkaufen lässt, weiß stadtbekannt und hat für euch eine Einkaufszentrum Shitlist zusammen gestellt (Vorsicht! Überspitzter Humor!):

Donauzentrum

Die Donaustädter Shopping-Hochburg kann als einer der Veteranen der Wiener Einkaufszentren gesehen werden. Trotz Sanierung und Umbau begrüßt einen, mit dem Aussteigen an der ehemaligen U1-Endstation Kagran, ein denkbar geschmackloses Exterieur und gibt einen Vorgeschmack darauf, was im Inneren des riesigen Gebäude-Ungetüms lauert. Das Donauzentrum ist das lebendig gewordene Sinnbild für die nicht umgesetzten Warnungen bezüglich zu häufiger und zu ausgedehnter Solariumsbesuche. Beim Durchschreiten der Gänge weht ein laues, nach Red Bull und Extrawurstsemmerl mit Gurkerl duftendes Lüftlein, und nicht selten werden die Justins und Kevins dieser Stadt ausgerufen, die verzweifelt auf der Suche nach ihren Eltern sind.

Gasometer City

Schade, das Einkaufscenter im Gasometer hätte eine Perle werden können – liebevoll wurde es geplant. Vom architektonischen Standpunkt aus gesehen, könnte man es mit einer kitschig aufgehenden Sonne – im sonst recht kargen Simmering – vergleichen. Leider hat man bei der Planung nicht bedacht, dass die ehemaligen Gasbehälter der Wiener Gaswerke vielleicht doch ein wenig abseits vom Schuss jeglicher Zivilisation sind. So abseits vom Schuss, dass sich, abgesehen von den stolzen Bewohnern, der in den überdachten Innenhof gerichteten Balkonwohnungen, fast niemand dorthin verirrt – und so irrt man durch verwaiste, auf Nachmieter wartende Gänge, auf der Suche nach einem Geschäftslokal, das zur Abwechslung doch noch nicht leer steht und beginnt, sich am helllichten Nachmittag, zu gruseln.

Lugner City

Diese Lugner City… Irgendwie kommen wir nicht von ihr los. Fast schon könnte man es als eine Art Hassliebe bezeichnen. Die „Lugna“, wie sie unter Insidern genannt wird, ist eine Parallelwelt am Gürtel und bietet alles, was man zum Leben braucht, sowie alles das, was einen die Lebenslust oder, gelinder gesagt, die Nerven auch schnell wieder rauben könnte. Nachdem man 13 Stunden in der „Lugna“ verbracht hat, hält man es kaum mehr für möglich, dass abseits des – an eine Jahrmarkt-Show der Superlative erinnernden – Gemäuers noch so etwas wie ein „normales“ Leben existiert.

Shopping City Süd

Die Shopping City Süd oder, kurz und knackig SCS genannt, ist zwar streng genommen nicht mehr wirklich in Wien, aber zum einen möchten wir diesmal gerne Gnade walten lassen und die Sache mit den Stadtgrenzen nicht so eng sehen, zum anderen hat die Integration von Vösendorf durchaus egoistische Hintergedanken: Auf gar keinen Fall darf die SCS in einer Einkaufscenter Shitlist fehlen! Im Vergleich zur fast schon harmlos wirkenden „Lugna“ ist die SCS nämlich nicht mehr bloß eine eigene Welt, sie offenbart sich vielmehr als eigenes Universum – oder eine Art Schwarzes Loch, das beschließt, einen einzusaugen, gut durch zu kauen und völlig am Ende, kurz bevor es endgültig zu spät ist und man mit den Nerven auch gleichzeitig sein Hirn abgegeben hat, wieder auszuspucken. Das Risiko, in den endlosen Gängen, den unendlichen Nischen und Winkeln auf Nimmerwiedersehen verloren zu gehen, liegt knapp an der Hundert-Prozent-Marke – vorausgesetzt, man hat nicht bereits in der überaus sympathischen Badener Bahn oder im Parkhaus die Nerven geschmissen. Da die SCS derart viel Platz bietet, überrascht es nicht, dass sie sich gut als Schmelztiegel für Shopping-Wütige aus Wien, Niederösterreich und auch aus dem Burgenland eignet. Hierher macht man auch, aus dem fernen St. Pölten kommend, gerne Tagesausflüge mit der ganzen Familie und freut sich, dass man unter tosendem Gebrüll und Klaustrophobie erzeugendem Gedränge das findet was man im Heimatstädtchen aber ganz sicher vergeblich gesucht hätte.

(Eva Felnhofer)

Foto: Nick Wolfinger

3 Kommentare

  1. Charles

    22. November 2011

    Hier fehlt eindeutig
    das LA Staffa und das Generali cenetr auf der MaHü beide ganz ganz schröcklich. Und das abgeranzte center auf der Simemrinegr Hauptstraße natürlich.

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  2. susi

    22. November 2011

    "lugna"
    also ich find die lugner nicht so schlecht. ich mein, sie könnt natürlich schöner sein, aber von den geschäften (u. lokalen) her, find ichs "normal" und nicht schrecklich (cinnabon, h&m, c&a, deichmann, merkur, burgerking, kfc, running sushi, …)
    nicht immer alles so negativ sehen, sag ich! 🙂

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