4. November 2013

Der stadtbekannt Webtipp: diktatorcheck.de

Hast du das Zeug zum Diktator?

Am 11. Oktober 2015 ist es soweit: Die österreichische Demokratie geht in eine neue (Wahl)Runde und Wien wählt seine VolksvertreterInnen für die nächsten fünf Jahre.
 
Doch nicht alle halten die Demokratie für der Weisheit letzten Schluss. Die gebotene Wahlfreiheit ist letztlich eine begrenzte, so mancher fühlt sich von keiner der zur Auswahl stehenden Parteien vertreten und selbst außerhalb des etablierten politischen Rahmens politisch initiativ zu werden ist relativ schwierig, wenn man kein sprachkreativer Exil-Milliardär mit Scheiß-auf-alle-Mentalität ist.
 

Mal was „Neues“

Wie wäre es da mit einer anderen Regierungsform? Und wenn schon, dann am besten eine, in der man selbst eine ganz zentrale Rolle spielt! Ein wenig in Verruf geraten aber sicherlich ein gut erprobter Klassiker ist die gute, alte Diktatur. Das haben sich die MacherInnen von diktatorcheck.de auch gedacht und freundlicherweise eine Seite erstellt, wo jeder von uns die eigenen Fähigkeiten als zukünftigeR DiktatorIn testen kann.
Auch wenn die Seite einen Bezug zu Deutschland hat, können wir sie gut für unsere Zwecke verwenden, denn nicht nur die Demokratie ist international.

Diktatorcheck Feindbilder
Diktatorcheck Feindbilder

Der Test

Wer einE wirklich erfolgreicheR DiktatorIn werden will, muss natürlich mehr als das bloße Bekenntnis zur Diktatur ablegen. In liebevoller Feinabstimmung fragt die Seite alle Facetten des Diktatorentums ab. Dabei muss man sich nicht nur entscheiden, welche Ideologie man implementieren will, sondern sich auch Gedanken über Feindbilder (Kiffer, Übergewichtige oder doch was religiös Motiviertes?) und die Freiheit von Justiz und Presse machen.
Dann muss der Grad des Paternalismus gewählt werden – willst du, dass dein Volk dich liebt oder fürchtet? Und zu guter Letzt dürfen auch Wirtschaft und Kirche nicht unkontrolliert bleiben. Wenn du alle Fragen wahrheitsgemäß beantwortet hast, sagt dir dein Testergebnis, wie viel Talent du zum Diktator hast, welche Regierungsform du durchziehen wirst und welche Jobalternativen sich dir bieten.
 

Diktatoren-Lexikon

Wenn man einmal das passende Regime für sich gefunden hat, kann man sich das erste Grundwissen aus dem Diktatoren-Lexikon holen. Hier findet sich ein (etwas willkürlicher) Glossar mit den „zentralsten“ Begriffen für die Arbeit als DiktatorIn.
Hier findet sich z.B eine Handlungsanweisung für. „B wie Bushido“: „Pausenclown des Abou-Chaker-Clans und Busenfreund der CDU. Nach Deiner Machtergreifung hast Du ihn selbstverständlich in Einzelhaft geworfen. Dort muss er jetzt jeden Tag 24 Stunden lang die Sportfreunde Stiller hören. Strafe muss sein.“ Zu Diktatur meint die Seite: „Beste Staatsform des Universums. Entscheidungen können schnell getroffen werden, Bedenkenträger schafft man aus dem Weg.“
 

Der Hintergrund

Auf satirische Weise will die Seite darauf hinweisen, dass nicht jede Diktatur vom Himmel gefallen ist, sondern auch formal lupenreine Demokratien hinsichtlich anderer Parameter, die für eine Demokratie wichtig sind, autoritäre Züge annehmen können. So werden Beispiele wie Ungarn oder Russland genannt, die laut den AutorInnen hinsichtlich Gewaltenteilung, Gleichberechtigung oder Freiheit der Medien nicht (wirklich) als Demokratien bezeichnet werden können.
 

Der Effekt

Man muss nicht jede Einschätzung von diktatorcheck.de teilen und in Bezug auf die Definition von „Diktatur“ kann durchaus darüber diskutiert werden, ob wirklich alle genannten Beispiele auf derselben Ebene angesiedelt sind. Dennoch ist dikatorcheck.de ein amüsanter Zeitvertreib, der noch dazu für eine Menge an politischem Gesprächsstoff sorgen kann!
Nadja Pospisil

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