31. Januar 2012

Rassistische Kuchen?

Ist doch nur ein Kuchen!

Man verliert als gelernter Österreicher offenbar den Blick für solche Dinge, denn es war eine Amerikanische Freundin, die mich darauf aufmerksam machen musste. „You and your racist cakes“ schrieb sie unter ihr Facebook Foto von den Aida-Punschkrapferln, die tatsächlich klassisch rassistische Stereotypen aus dem vorletzten Jahrhundert perpetuieren. Muss das wirklich sein?

Denn nicht nur die Tatsache, dass es vielleicht nicht unbedingt notwendig ist, Menschen anderer Ethnien als Süßspeise zu verkaufen, irritiert die karikierte Überzeichnung und klischeehafte Darstellung von (eigentlich nicht mehr wirklich) fremden Kulturen als Lachnummer, die die Sache nicht nur geschmacklos, sondern auch rassistisch macht.

 

Kolonial-Klischees

Bilder von Kulturen, die nicht nur nichts mit der Realität gemeinsam haben, sondern auch noch eins zu eins Propaganda-Darstellungen aus Zeiten der Sklaverei und Kolonisation zitieren, als sich etwa schwarz geschminkte Weiße in Blackface Shows die Lippen rot anmalten und die „dummen Neger“ spielten. Auch der „Chinese“ mit der gelben Haut, dem Strohhut und dem Schnurrbart bedient Klischees und Stereotypen aus Kolonialzeiten, die eigentlich längst überwunden sein sollten, wirkt irritierend. „Faschingsrassismus“ eben, der sich offenbar nicht nur in der Kostümwahl niederschlägt. Der Tatsache, dass „Araber“ oder „Asiate“ allerdings kein Kostüm (oder ein Kuchen), sondern eine Kultur ist, hat sich allerdings zumindest in den USA schon eine Kampagne angenommen.

 

Hypersensibel?

In Österreich allerdings wird in solchen Dingen ja immer gerne abgewiegelt und herumgedruckst, mit der „habt ihr denn keinen Humor“-Keule gekontert und mit der „es sind doch nur Krapfen“-Ausrede relativiert – das Nazi-Backwerk aus Mödling, der umstrittene Meinl-Mohr, die Mohr im Hemd-Debatte und etliche andere Dinge ließen sich da aufzählen. Übertriebene Reaktion meinerseits auf ein paar kleine Kuchen? Übersensibilität? All das lasse ich mir gerne vorwerfen.
Allerdings gebe ich zum Abschluss noch soviel zu bedenken: in Anbetracht des kleinen und großen Alltagsrassismus, der Menschen mit anderer Hautfarbe hierzulande leider tagtäglich widerfährt und entgegenschlägt, sollten wir vielleicht einen kleinen Schritt auf sie zumachen: wir sollten sie zumindest nicht auch noch verhöhnen. (R. Dillhof)

8 Kommentare

  1. krzbrg

    31. Januar 2012

    …oh mann.
    das geht echt nur noch in österreich…

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  2. carla

    31. Januar 2012
  3. monitzia

    31. Januar 2012

    WORD
    das gehört sich echt nicht. Keine Ahnung warum das in Österreich imemr wieder vorkommt….

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  4. Charles

    31. Januar 2012

    Da lobe ich mir doch
    die Punschkrapfen.

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  5. sabrina

    31. Januar 2012

    meine güte
    wo fängts da an und wo hörts auf; sich aber als Putzfrau zu verkleiden im Fasching ist dann ok?! Da gehts um keine Rasse, dennoch ein Job mit dem einige ihr Geld verdienen. Wo ist der Artikel der dieses Thema behandelt.
    Oder das Kinder bereits im Kindergartenalter mit Spielzeugwaffen "spielen" Kaufen auch die Eltern! Und es sind nicht nur Kinder aus Österreich sondern auch jene die von Ihrer Heimat fliehen mussten dort ists Krieg hier aber Spaß!?. Mal nachdenken Leute wirklich…einer Konditorei die seit 1917 in Wien besteht Rassimus vorzuwerfen…

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  6. Bibi

    31. Januar 2012

    @Sabrina
    Beim Krapfenvorbild und vielen anderen Beispielen werden Menschen mir rassistischen Stereotypen beleidigt. Und zwra nicht mit irgendwelchen, sodnern mit besodners extremen. In den von dir angeführten Beispielen ist das nicht der Fall.

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  7. maria

    31. Januar 2012

    traurig…
    wenn man sich ansieht wie und wo farbige in unserer gesellschaft repräsentiert sind dann muss man (ausserhalb der kronenzeitung) erstmal lange suchen – und landet dann erst wieder beim meinl-mohren und bei punschkrapferln.

    da sollte man doch irgendwie dran arbeiten, oder?

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  8. Alexander Moser

    30. August 2016

    Übertriebenes Gendern, Sexismus und Rassismus bei Punschkrapferl. Wie lange gibt´s noch den Meindl Mohr? Solche Diskussionen zeugen von einem sehr verengten Weltbild, fehlender Toleranz und fehlendem Humor. Was die amerikanische “Freundin” postete, ist ja wirklich irrelevant. Dürfen dann Politiker auch noch karikiert werden? Jedenfalls bei weiblichen könnte das auch wieder als sexistisch ausgelegt werden. Wenden wir uns lieber den echten Problemen zu.

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