2. Februar 2016

Pro / Contra Fasching

Ausblick Wien Winter (c) STADTBEKANNT

Fasching – Die fünfte Jahreszeit

Ist der Fasching ein kunterbuntes, geselliges Highlight der Winterzeit oder inzwischen nur noch eine Klischee-bedienende nervige Tradition? Wir haben zwei unserer Redakteure in den Ring geschickt. Fasching ja oder nein? Yeah oder Bäh? Was sagt ihr dazu? 

PRO

Faschingszeit – Narrenzeit – Krapfenzeit!

Mal ehrlich: was kann man gegen eine Feierlichkeit haben, in der es sogar laut Wikipedia nur um „Ausgelassenheit, Fröhlichkeit und überschäumende Lebensfreude“ geht? Wo einfach nur gefeiert, geblödelt und gespottet werden soll? Wo es keine ideologischen oder religiösen Hintergründe gibt und man völlig frei von derartigen Zwängen dem Verrückten frönen kann?

Wien ist eh nicht so verrückt!

Klar, es gibt auch nervige Dinge am Fasching: vor allem auf die Umzüge und die „Narrisch guat“- Dauerbeglückung im Fernsehen kann man getrost verzichten, aber hier in Wien bleibt man von großen Karnevals-Grausamkeiten, wie man sie von den deutschen und anderen Nachbarn kennt, ja verschont, und man kann sich ganz auf das Beste am Fasching konzentrieren: das Verkleiden!

Raus aus dem Alltag – rein ins Kostüm

Ob superaufwändiges Kostüm vom Theaterfundus oder einfach falsche Zähne und Brille mit Plastiknase, aufgeklebten Augenbrauen und Schnauzer – Faschingspartys sind immer ein Sammelsurium an Kuriositäten. Es hat teilweise Freakshow-Charakter, wenn Trekkies im selbst gebastelten Borg-Kostüm an der Bar stehen, Prinzessinnen mit Klischee-Indianern tanzen und Sturzbetrunkene im Arztkittel über der Kloschüssel hängen.

Nicht beschweren …

Und wie immer bei solchen Großevents gilt die Devise: man muss ja nicht mitmachen! Den Fernseher auf arte schalten, die Umzüge meiden, auf Verkleidungspartys verzichten und einfach keine Krapfen essen – und schon bekommt man von der ganzen Narrerei nichts mehr mit.

KONTRA

Faschingsterror

In meiner Herkunftsstadt Innsbruck wurde der traditionelle Faschingsumzug abgesagt. Anders als in Wien findet ein solcher dort eigentlich jährlich  statt. 60 Alkoholisierte, die die Klinik im vergangenen Jahr behandeln musste, die mangelnde Qualität der Umzugswagen sowie die omnipräsenten sexistischen Übergriffe waren Grund genug, für diese Entscheidung. Ein wichtiger Schlag gegen den alljährlichen Faschingsterror, wie ich finde.
In Wien gibt es solche Faschingsumzüge ohnehin nur in den Grätzln –  auf einen großen offiziellen verzichtet man zum Glück zur Gänze. Aber auch das was übrig bleibt vom Fasching reicht, um ihn sich abgewöhnen zu wollen.

Kreative Kostüme? Fehlanzeige!

Jedes Jahr das gleiche Bild: Männer verkleiden sich überwiegend als Cowboys, Indianer, Piraten, Dracula oder Handwerker, so sie nicht als Monster oder Ungeheuer gehen. Frauen werden für einen Tag zu Krankenschwestern, Teufelinnen oder Prinzessinnen und auch der Vamp und die Prostituierte erfreuen sich neben der Hexe großer Beliebtheit. Da fragt man sich doch, ob diese Männer als Kind nie mit Puppen spielen durften, während die Frauen umgekehrt kein anderes Spielzeug in die Finger bekommen haben? Wo bleibt hier der Spaß?

Man könnte natürlich entgegnen, dass man sich ja auch kreativ verkleiden kann. Aber de facto macht das kaum jemand. Auf jedes hundertste Kostüm kommt vielleicht eines, das man originell nennen kann und dieser Schnitt ist durchaus noch optimistisch bemessen. Die Mainstreamkostümierung schwankt irgendwo zwischen Karl May Roman und dem Rollenspielfundus aus einem Beate Uhse Shop.

Verlust der Funktion

Früher hatte das Fest wenigstens noch eine wichtige Ventilfunktion. Geknechtet von den vorherrschenden katholischen Moralvorstellungen konnten die Menschen wenigstens einmal im Jahr so richtig die Sau rauslassen und sich komplett gehen lassen. Aber was soll denn bitte heute die Funktion sein? Sich sinnlos zu betrinken und sich Rollenspielen hinzugeben, die so einfallslos wie plump sexistisch sind?

Welches Ventil wird hier geöffnet und sollte man es nicht besser geschlossen halten?

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