18. Juni 2019

Politik und Satire

Politik Satire (c) STADTBEKANNT

We’re all mad here – Wenn Politik zur Satire wird

Politische Satire ist eine besonders eindrückliche Form der Kritik, die davon lebt, Situationen überspitzt darzustellen. Das Publikum amüsiert sich über die Ideen der SatirikerInnen und insgeheim ist man beruhigt, dass es ja nicht wirklich so zugeht. Soweit, so gut. Was aber, wenn plötzlich die politische Realität zunehmend einer Satiresendung gleicht?

Is this the real life? Is this just parody?

Die Ibiza-Video-Parodie von Stermann und Grissemann sowie sämtliche andere Parodien davon waren nicht ansatzweise so absurd, wie das Original-Video mit Strache und Gudenus selbst. Langsam weiß man bei einigen Interviews nicht mehr, ob es sich um Originalaufnahmen handelt oder um eine Maschek-Parodie. Und wenn dann der türkise Messias und nunmehrige Jung-Altkanzler Basti von einem Saal voller Gläubigen wortwörtlich angebetet wird, sucht man förmlich nach der versteckten Kamera. Ausdenken kann man sich sowas wirklich nicht mehr.

Caught in a Dummheit

Diese Situation ist aber keineswegs ein österreichisches Phänomen. Spätestens seit Donald Trump Präsident der USA ist, fliegen uns die „alternativen Fakten“ nur so um die Ohren. Trump wirkt bei seinen Auftritten und Reden jedes Mal aufs Neue wie ein Schulbub, der sich erst fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn sein Referatsthema angesehen hat und eigentlich so gar nicht weiß, worum es geht. Was soll’s, die gewohnten trump’schen Superlative werden’s schon richten. Und bisher ist er tatsächlich damit durchgekommen. Alec Baldwins Trump-Parodie ist deshalb so genial, weil sie dem echten Trump so ähnlich ist – nicht, weil sie ihn überzeichnet. Denn Trumps Verhalten ist kaum noch überspitzter darzustellen, als es nicht wirklich schon ist.

No escape from reality

Selbst Hofers drohende Aussage: „Sie werden sich noch wundern, was alles möglich ist“, ist indessen verblasst. Denn mittlerweile wundert man sich schon gar nicht mehr, was tatsächlich alles möglich ist. Besonders eindrücklich beweist das wieder einmal die FPÖ selbst, die sich trotz Skandalvideo nach wie vor in der Opferrolle sieht. Ein solches Maß an Verblendung grenzt zweifelsohne schon an Satire. Wenn es so weitergeht, müssen SatirikerInnen tatsächlich bald um ihre Arbeit bangen, PolitikerInnen weltweit machen ihnen mit vollem Einsatz ihren Job streitig. Im Herbst stehen in Österreich Neuwahlen an und wir können gespannt sein, was uns das Polit-Kabarett bis dahin noch alles zu bieten hat.

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