Jüdisches Museum Wien

Virtuelle und reale Einblicke in die religiösen, kulturellen und sozialen Lebensumstände der Wiener JüdInnen im Mittelalter bietet das Museum am Judenplatz.

Das mittlerweile seit fünfzehn Jahren bestehende Museum Judenplatz ist die Aussenstelle des Jüdischen Museum Wiens. In letzterem werden großteils mit Objekten aus der Habsburger-Monarchie jüdisches Leben und Religion ausgestellt, dazu kommen zahlreiche andere Veranstaltungen und Wechselausstellungen. Das Museum am Judenplatz wurde im Jahr 2000 als zweiter Standort des Jüdischen Museums eröffnet, zeitgleich mit der Enthüllung des Mahnmals am Judenplatz, dem eine lange innerösterreichische Debatte über Vergangenheitsbewältigung vorausging.

Jüdische Gemeinde im Mittelalter

Konzipiert als Dauerausstellung dokumentiert das Museum die Entwicklung der jüdischen Gemeinde Wiens, welche bis ins elfte Jahrhundert zurück datiert ist und sich zu einem Zentrum jüdischen Wissens entwickelt hatte. Bei der ersten großen Vertreibung und Vernichtung von Juden und Jüdinnen 1420/21, der Wiener Gesera, wurde diese Gemeinde fast vollständig zerstört. An den furchtbaren Geist der Zeit erinnert bis heute ein anti-jüdisches Relief in der Mauer des Hauses ‘Zum großen Jordan’ am Judenplatz 2. Die lateinische Inschrift bezeichnet die antijüdische Brandstiftung als Sühne der Strafen der Hebräerhunde und vergleicht sie mit der reinigenden Wirkung der Sintflut des Jordan-Flusses. Die schwer lesbare Tafel, die lange Zeit unbeachtet blieb, kam erst im Zuge der Diskussionen um das Mahnmal auf, und man entschied sich, sie auch als ebensolches hängen zu lassen.

Auch von dem mittelalterlichen Pogrom betroffen war die Synagoge Or-Sarua, die verbrannt wurde, und deren Grundmauern nun im Museum Judenplatz wieder begehbar sind. Gebaut von den österreichischen Architekten Christian Jabornegg und András Pálffy, erreicht man von den Ausstellungsräumen im Keller kommend durch einen unterirdischen Gang die Ausgrabungsstätte. Ein mittelalterliches Stadtmodell und verschiedene Computeranimationen verschaffen den BesucherInnen einen virtuellen Rundgang durch das damalige Wien und geben Einblick in die sozialen und religiösen Lebensumstände der Zeit. Starker Tobak, der architektonisch passend unterkühlt umgesetzt wurde und in dem man sich trotz der Masse des Themas nicht verliert.

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