18. Mai 2010

Löschen um zu Leben

Was kann man nicht alles schönes machen an einem klirrend kalten Wintertag. Man kann Ski fahren gehen, von verschneiten Hügeln Rodeln, oder einen heißen Punsch genießen. Wer der Kälte weniger trotzen will vergnügt sich im wohlig warmen Hallendbad oder gemeinsam vor dem Kamin. 
Oder aber man sitzt den ganzen Tag vor dem Computer und wartet bis sein aller, aller, allerbester Facebook-Freund aus Abu-Dhabi, ohne den im Leben nichts mehr geht News von seinem World of Warcraft-Raid erzählt und stalkt in der Zwischenzeit irgendwelchen Zufallsbekanntschaften in Social-Networks hinterher.

Das muss nicht sein, wieder ab mit uns in die analoge-soziale Welt, dachte sich das Rotterdamer Medienlabor moddr. Zu diesem Zweck kreierten die Niederländer die Web 2.0 Suicide Machine. Das Tool hilft allen online-Netzwerk-geschädigten Web-2.0-Zombies die digitalen Brücken hinter sich abzubrechen um sich endlich wieder dem Sonnenlicht aussetzen zu können. Nach Eingabe von Benutzernamen, Passwort und einer kurzen Abschiedsbotschaft löscht es sämtliche Freunde und Daten aus dem Profil eines Users heraus und parkt die Zombie-Accounts zum Beispiel bei Facebook in einer Gruppe namens Social Network Suiciders.

Der Vorteil dieser Art des Löschens gegenüber den Lösch-Tools der Social Networks selbst liege in der Gründlichkeit, erklären die MacherInnen der Web 2.0 Suicide Machine. Beim einfachen Löschen eines Accounts könne man sich nicht sicher sein ob die Daten wirklich weg sind. Hundertprozentige Sicherheit, dass alles verschwunden ist hat man so natürlich auch nicht, jedoch ließ die Reaktion von Facebook nicht lange auf sich warten. Nachdem bereits rund 500 User ihre Profile mit über 50.000 Freunden entleeren ließen blockiert Facebook den Dienst seit Ende vergangener Woche. Als Begründung ließ man verlauten, dass das Sammeln von Zugangs-Daten und das Löschen von Inhalten gegen die Nutzungsbedingungen verstoße. 
Weiterhin problemlos funktioniert der Online-Selbstmord hingegen für NutzerInnen von MySpace, LinkedIn und Twitter. Das Löschen der Daten lässt sich dabei am Bildschirm sogar live und in Echtzeit mitverfolgen. Wem man allerdings die Login-Daten für seinen Account mit vielen persönlichen Infos überlassen will, das muss man schlussendlich selbst entscheiden. 
Eine Befürchtung können die ErfinderInnen des Ausstiegstools in den FAQs ihrer Homepage aber hoffentlich zerstreuen:

If I kill my online friends, does it mean they’re also dead in real life?

No!

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