17. August 2011

Let’s get ready to Polster!

Die Polsterkämpferinnen der Punching Polsters holten Polsterschlachten aus dem Kinderzimmer in den Boxring – und wurden dafür mit einem WM-Titel belohnt.

Ein Ring, zwei Frauen, zwei Polster – das ist Brutalität. Wer sich unter Polsterkampf einen Haufen Kinder in einer Federwolke vorgestellt hat, der wird im Fitnessclub 39 in der Porzellangasse eines Besseren belehrt. Dort trainieren und kämpfen nämlich die Punching Polsters, Österreichs erstes Pillow Fighting Team. Einmal in der Woche heißt es: Eine gegen Eine, Polster gegen Polster. Punkte gibt es für Treffer gegen Kopf und Torso, Abzüge, wenn man der Gegnerin den Rücken zukehrt.

"Kampfsport wie jeder andere"

Wusch, ein Kissen saust durch die Luft und trifft die Gegnerin mit der vollen Wucht seines Dreiviertel-Kilos am Kopf. Der Atem bleibt kurz weg. Doch Zurückweichen gibt es nicht. Eine Finte und schon tut sich eine Lücke in der Verteidigung auf. Die Chance für den Gegenangriff. Ein brausender Beidhandschlag bricht durch die kurz vernachlässigte Deckung.

"Pillow Fighting ist ein Kampfsport wie jeder andere auch, nur vielleicht etwas weniger aggressiv", erklärt uns Caro nach einer schweißtreibenden Sparringsrunde noch außer Atem. "Ein Kampf ist anstrengender als so manches Work-Out." Und die durchtrainierte Fahrradbotin muss es wissen. Ihre jahrelange Kickboxkarriere fand erst nach einem Handbruch ihr jähes Ende. Vorher krönte sie sich 2001 noch zur österreichischen Meisterin in der Klasse bis 60 kg.

Für eine gesamte Meisterschaftssaison reicht es bei den Punching Polsters mit derzeit fünf Kämpferinnen noch nicht aus, doch laufend sammeln sich mehr und mehr Frauen donnerstags im Aerobic-Raum des Fitness-Studios.
Dort werden dann Schlagtechniken, Blocktechniken, Beinarbeit oder Ausdauer trainiert. Denn mit bloßem Dreinschlagen ist es beim Pillow Fighting nicht getan. Schlagen, pendeln, decken – der Polsterkampf den die Punching Polsters betreiben lässt sich am ehesten mit Boxen vergleichen.  Wer die zwei Minuten, die eine Runde dauert überstehen und auch noch punkten, der muss neben einer ordentlichen Portion Kondition auch einiges an Methode mitbringen.

Techniken selbst erarbeitet

"Begonnen hat das Ganze 2010", erzählt uns Maylin, die Gründerin der Punching Polsters "Hervis hat für eine Werbeaktion Frauen gesucht die vielseitig orientiert sind und einmal einen anderen Sport machen wollen, als immer nur das Übliche." Auf viel Erfahrung konnte man dabei nicht zurückgreifen, ist Pillow Fighting doch eine sehr junge Sportart. "Die Schlagtechniken haben wir uns mit der Zeit selbst erarbeitet," erklärt sie. Auch die Regeln hat man sich nach und nach ausgedacht und an die eigenen Erfahrungen angepasst.

Dass ihr Sport, besonders von Männern, oft belächelt wird ist den Polsterkämpferinnen durchaus klar. Doch jeder Zweifler könnte sich beim Lokalaugenschein von der Ernsthaftigkeit der Kämpfe überzeugen. Nur mit mitkämpfen wird es leider nichts für den männlichen Teil der Bevölkerung. Auch wenn sich schon einige gemeldet haben bleiben die Punching Polsters ein reines Frauenteam, wie uns Maylin versichert: "Die Männer sollen einfach was eigenes machen."

"Am Anfang ist es einmal wichtig seine Hemmungen zu verlieren überhaupt richtig zuzuschlagen", erklärt uns die Ober-Polsterin. Wie es sich einfühlt jemanden mit einem Polster zu vermöbeln oder eine übergezogen zu bekommen dürfen wir dann am eigenen Leib spüren. In Deckungsposition prasseln die Polsterschläge von zwei Seiten auf einen ein. Dann geht es selbst ans Schlagen. Es gilt ein Gefühl für den Polster und seine Wirkung zu entwickeln. Die Enthemmungsübungen tun ihre Wirkung, wer danach noch von einem Kinderspiel spricht zeigt nur, dass er nicht dabei war.

Weltmeisterin aus Österreich

Die Verletzungsgefahr beim Pillow Fighting ist trotzdem nicht hoch, wie uns Gundrun beruhigt: "Mehr als ein aufgeplatzter Knöchel und jede Menge blaue Flecken ist bis jetzt noch nie passiert." Ganz ohne Blessuren ging es glücklicherweise bei ihrem großen Triumph ab. Mitte Mai krönte sich die 24-jährige Skandinavistik- und Russisch-Studentin zur ersten Weltmeisterin im Pillow Fighting. Bei der WM in New York setzte sie sich gegen die Gegnerinnen aus Schweden, Japan, den USA und ihre Teamkollegin durch und holte sich in einem packenden Finale gegen die US-Amerikanerin Kate Russel den Titel. International vertreten die Punching Polsters Österreich als Austrian Pillow Fight League.
Das nächste Ziel ist nun die Einrichtung einer Wiener Meisterschaft mit regelmäßigen Wettkämpfen Dafür suchen die Punching Polsters noch motivierte Kämpferinnen.

Wer Lust hat mitzumachen kann einfach beim Training vorbeikommen. Trainiert wird jeden Donnerstag von 17:50 bis 18:50 Uhr im Fitnessclub 39 in der Porzellangasse 39.

Kontakt:
www.apfl.at
facebook.com/punchingpolsters

Regeln beim Pillow Fighting:

Es dürfen nur Frauen kämpfen.

Kein vorsetzlicher Körperkontakt zwischen den Kämpferinnen. Wer gegen diese Regel verstößt, wird disqualifiziert.

Die Kämpferinnen müssen sich während des ganzen Fights die Gesichter zuwenden. Wenn eine Kämpferin der anderen den Rücken zuwendet, gibt es einen Punkt Abzug und zwei weitere bei nochmaliger Wiederholung. Beim dritten Mal wird die Kämpferin disqualifiziert.

Der Polster darf nicht schwerer als 750 g sein.

Punkte: 1 Punkt für Treffer auf den Kopf der Gegnerin (Gesicht und seitlich) und 1 Punkt für Treffer auf den Körper. Treffer auf Arme und Beine zählen nicht. Auch für Treffer auf den Hinterkopf und den Rücken gibt es keine Punkte. Wenn eine Kämpferin mit Hand oder Ellbogen die Matte berührt gibt es einen Punkt Abzug. Ebenso wird ein Punkt abgezogen, wenn eine Kämpferin den Polster fallen lässt. Wenn der Polster 3x zu Boden gefallen ist gilt das als technisches K.O.

Gekämpft wird in zwei Runden zu je 120 Sekunden. Dazwischen gibt es 60 Sekunden Pause. Eine Verlängerung der Runden ist nicht vorgesehen. Bei Punktegleichstand nach den ersten zwei Runden wird nach 60 Sekunden Pause eine weitere Runde angehängt. Sollte dann weiter Punktegleichstand herrschen, entscheiden die Richter, wer die bessere Kämpferin ist.

Für einen regelkonformen Kampf sind ein Schiedsrichter und zwei Punkterichter nötig. Der Schiedsrichter hat das Recht, einen Kampf abzubrechen.

Die Kämpfe finden ausschließlich nach Einbruch der Dunkelheit statt.

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