10. September 2013

Kein Schwein hört mich ab!

So wird die NSA auf euch aufmerksam

Die Geschehnisse rund um den Whistleblower Edward Snowden haben zu Gewissheit werden lassen, was viele bereits geahnt hatten: alles und jeder wird überwacht und das völlig ohne Anlass.

Wer traurig darüber ist, dass sich bisher noch kein Geheimdienst für ihn interessiert hat oder einfach der NSA ein bisschen mehr Arbeit machen möchte, sollte unsere (mit einem Augenzwinkern zu verstehenden) Tipps aufmerksam lesen. Denn STADTBEKANNT weiß, wie auch du Geheimdienstler über dich reden machst.

 

Die ersten Schritte

Sehr einfach und quasi als Einstieg in die Hohe Kunst des Verdacht-Erregens sind diese Maßnahmen, die sich leicht ins tägliche Leben einbauen lassen. Adaptiere als Übung zum Warmwerden deinen Sprachgebrauch. Dabei sind natürlich besonders Telefonate und Emails von Interesse. Hier ein paar Anregungen, wie du richtig Reizwörter verwenden kannst:

– „Auf der Party war eine Bombenstimmung“
– „Ich explodiere gleich vor Freude“
– „Freiheitskämpfer interessieren mich momentan besonders”
– „Was ich heute gekocht habe, ist eine Massenvernichtungswaffe“
– „Für dieses Lächeln braucht er einen Waffenschein“
– „Dieser Film ist eine wahre Revolution“
– „Das ist zum Schießen“
– „Das ist ein echter Kracher“
– „Da brauchst du keine Drogen mehr, so lustig war das“

Richtiges Surfen

Nun können wir etwas in die Tiefe gehen, da man durch so oberflächliche Spielereien auch den ambitioniertesten Schnüfflern leicht durch die Lappen gehen kann. Jetzt wenden wir uns der langfristiger ausgerichteten Veränderung deines Surf-Verhaltens zu.

– Melde dich, falls du nicht ohnehin schon überall ein Konto hast, auf sämtlichen Plattformen, sozialen Netzwerken und Chat-Börsen an. Allerdings unter dem richtigen Namen! Wir empfehlen: Anonymous2.0, Osama_Sunshine, bumsfidel_Castro, Chavezforpresident, Saddam1986, nineleven0911…

– Werde ein Informationsjunkie – aber richtig gefiltert! Trage dich in RSS Feeds aller wichtigen Tageszeitungen zu internationaler Politik, Nahostkonflikt und Arabischer Revolution ein. Das ist gut fürs Allgemeinwissen und hilft den Schnüfflern bei der Suche. Außerdem solltest du googlen und recherchieren was das Zeug hält. Dabei für dich von besonderem Interesse: „Informationssicherheit“, „Anonymous“, „Whistleblower bzw. Snowden“, „Assange und Wikileaks“ und natürlich „NSA“.

– Auch theoretisch kannst du zielgerichtet Informationen aufsaugen. Informiere dich über Kommunismus und die Sowjetunion, Hippietum und die arabische Revolution. Auch über Drogengesetze und Strafen in verschiedenen Ländern Bescheid zu wissen, ist unserem Ziel zuträglich und allgemein praktisch – für deine nächsten Reisen zum Beispiel.

Religion muss sein

Wenn du bislang eher zu den Abertausenden Auf-dem-Papier-Christen gehört hast, wird es sicherlich mit deinem religiösen Gewissen vereinbar sein, ein wenig über den Tellerrand zu blicken. Sieh dich um, was die spirituelle Landschaft deines Heimatortes zu bieten hat! Bestimmt gibt es auch die eine oder andere radikalislamische Gruppe in deiner Nähe. Wenn du zufällig einen Blog oder einen Facebookaccount mit laxen Privatssphäreeinstellungen hast (das macht es unseren Freunden natürlich noch leichter), dann berichte in den schillerndsten Farben über deine neuen Erfahrungen und gratuliere zum Ramadan. Das ist zwar nicht strafbar, aber wir wissen ja: darum geht es der NSA nicht!

Danke, Amazon

Das Internet bietet uns unzählige Möglichkeiten, zu Unrecht in den Fokus der Weltpolizei zu geraten. Große Bestellplattformen sind für uns ein wahres Eldorado. Wenn du Lust hast, auch deine Hobbies an das große Vorhaben anzupassen, bestell dir doch wichtige Literatur, wie etwa „Bombenbau for Dummies“, dazu vielleicht einen Chemiebaukasten?
Wer es etwas subtiler mag, ordert einfach eine Familienpackung Kaugummi, Allzweckschnur, zehn Kilo Mehl und alle Staffeln von MacGyver – mal sehen, ob bald jemand an deine Tür klopft!

Ein bisschen Urlaub

Natürlich will auch die Wahl des nächsten Reiseziels gut überlegt sein. Besonders interessant sind Unternehmungen, die sich an deinen theoretischen Recherchen orientieren. Vor allem Kuba oder Venezuela können wir empfehlen – dort ist es warm und schön verdächtig! Poste einfach ein Foto von dir in der Schweinebucht oder einem Simon Bolivar Denkmal auf Facebook! Auch Ho Chi Minh war ein großer Mann, dem viele Statuen gewidmet wurden, die sich hervorragend als Urlaubsmotiv eignen.
Wer einen langen Atem hat, kann natürlich auch um eine Einreisegenehmigung nach Nordkorea ansuchen – das bemerkt selbst der faulste Agent.

Für die ganz Trägen

Wenn dir einige unserer Tipps zu anstrengend sind, kannst du dir deine Ziele natürlich auch kleiner stecken – es muss ja nicht gleich die ganze NSA hinter dir her sein. Ein wenig Verwirrung bei den heimischen Ordnungshütern zu stiften könnte auch ganz lustig sein. Hierfür solltest du dich unbedingt auf ein paar Flüchtlingsdemos sehen lassen – aber Vorsicht, dabei wird man leicht aus Versehen angerempelt!

Auch ein Abstecher zum Parlament, der Nationalbank, diversen Botschaften und natürlich nach Schwechat, vorzugsweise in Begleitung eines Rucksacks oder, ganz altmodisch, eines braunen Koffers, bringt dich raus an die frische Luft und hinein in die Akten! (Vorsicht: nicht wirklich etwas stehen lassen!)

Also: wir hoffen, dass auch die, geheimdienstlich betrachtet, größten Mauerblümchen und leidenschaftlichsten Verwirrungs-Stifter endlich auch einmal im Zentrum des Interesses stehen.*

*Die Redaktion von stadtbekannt ist aufgrund unvorhergesehener Vorkommnisse auf unbestimmte Zeit nicht verfügbar. Wir melden uns wieder, sobald wir unsere Festplatten zurück bekommen haben.

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