Jetzt mal ehrlich: Bildungspolitik

Bekanntlich lernen wir ja nicht für die Schule, sondern fürs Leben. Bildung sollte ein Allgemeingut sein, zugänglich für alle. Sollte. Wären da nicht unsere PolitikerInnen, die auch aus diesem wichtigen Thema ein Kasperltheater veranstalten. Was auf uns zukommt, zeigt uns der Faktencheck der heimischen Bildungspolitik.
Um einer Fremdsprache schnellstmöglich mächtig zu werden, ist der Kontakt mit Einheimischen das beste Rezept. Das gilt auch für (Schul)Kinder mit nicht Deutsch als Muttersprache. ÖVP und FPÖ setzen aber lieber auf Selektion statt Integration: Bei mangelhafter Sprachbeherrschung soll es Vorbereitungsklassen geben sowie in weiterer Folge eigene Deutschklassen für diese Kinder. Damit ist der gesellschaftlichen und sozialen Trennung Tür und Tor geöffnet. Die MuttersprachlerInnen auf die eine, die „AusländerInnen“ auf die andere Seite. Und was das für einen Mehraufwand für die Lehrkräfte bedeutet, hinterfragt niemand. Willkommen im Jahr 2019!
NEOS, SPÖ und die GRÜNEN sind vehement gegen diese absurde Trennung, sind sich aber einig in der Frage einer kostenlosen, gemeinsamen Ganztagsschule für 6- bis 14-Jährige. Diese Maßnahme soll in erster Linie das elterliche Geldbörserl entlasten – 33.500 SchülerInnen mussten im vergangenen Schuljahr Nachhilfe in Anspruch nehmen.
Da LehrerInnen ohnehin nur Ferien haben und ab Dienstag Mittag ihre Woche gelaufen ist, plädieren ÖVP und FPÖ für verpflichtende Fortbildungen in der unterrichtsfreien Zeit. Zeit für Verbesserungen, Vor- und Nachbereitungen? Völlig überbewertet!
Des Weiteren soll die Vermittlung von Sexualkunde zur Gänze auf die LehrerInnen entfallen und nicht mehr, wie bisher üblich, von externen Vereinen ausgeübt werden. NEOS und SPÖ sprechen in diesen Zusammenhängen immerhin von einer erhöhten Bezahlung des pädagogischen Personals.
Weil der seit Jahren gehypte LehrerInnenmangel in keinster Weise der Realität entspricht, ist es sicherlich eine Spitzenidee seitens ÖVP und FPÖ, auch QuereinsteigerInnen ohne pädagogische Ausbildung in Bildungseinrichtungen einzustellen. Wie ausgezeichnet das funktioniert, konnten wir eindrucksvoll bei der HTL Ottakring mitverfolgen.
Neben der von NEOS, SPÖ und den GRÜNEN befürworteten Ganztagsschule, soll laut ÖVP auch die etwas angestaubte Leistungsbeurteilung aus dem Jahr 1974 adaptiert und modernisiert werden. Endlich eine gute Idee!
Weiters wünschen sich die ehemaligen Koalitionspartner ÖVP und FPÖ vermehrt Talentechecks, um den Bildungs- und Berufsweg der Kinder besser voraussagen zu können. Außerdem soll es in den Volksschulen statt der verbalen Beurteilung in den ersten beiden Jahren wieder Noten geben, weil diese laut Basti Kurz viel objektiver wären.
NEOS und SPÖ liegt auch die Qualität der Hochschulen besonders am Herzen. So setzt sich NEOS sehr stark für nachgelagerte Studiengebühren ein, was alle StudentInnen im 30. Semester endlich einmal wachrütteln dürfte. Gib Gas or go home!
Spätestens nach der Nationalratswahl dürfen wir uns mit Sicherheit wieder über weitere grandiose Ideen im Bildungssektor freuen. Stay tuned!
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