29. März 2011

Istanbul oder Izmir? Hauptsache Türkei!

Zumindest eines verbindet einen heute. Wenn das österreichische Nationalteam Abend in Istanbul auf das türkische trifft heißt es verlieren verboten, will man noch eine realistische Chance auf die Qualifikation zur EM 2012 haben.
Damit hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon wieder auf. In Fenerbahces ?ükrü-Saraco?lu-Stadion treffen 60 Millionen Euro in Weiß-Schwarz auf über 130 Millionen Euro an Marktwert (Quelle: transfermarkt.de). Während die Türken vor neun Jahren bei der WM in Japan und Südkorea noch den dritten Platz erreichten lebt Österreichs Team immer noch vom verblassten Ruhm eines Sieges gegen Deutschland Ende der 1970er und ebenfalls Bronze bei der WM 1954.
Ältere stadtbekannt-LeserInnen werden sich vielleicht sogar noch an Herbert Prohaskas berühmten Spitz von Izmir erinnern, der in der 1977 in der WM-Qualifikation den Weg nach Argentinien ebnete.

Wenig Erfreuliches

Die jüngere Geschichte in Aufeinandertreffen mit der Türkei sieht leider weniger rosig aus. Vier Mal hintereinander biss man gegen die Jungs vom Bosporus ab. In der WM-Relegation 2001 sogar mit 0:5. Kein Wunder also, dass die Erwartungshaltung, insbesondere nach der inferioren Leistung gegen die wackeren Belgier, gelinde gesagt gedämpft ist. Man will seine Haut so teuer verkaufen wie möglich und keine zu gehörige Packung kassieren.

Doch trotz aller relativen Unterschiede ist es nicht zu leugnen, dass heute Abend Not auf Elend trifft. Während die Österreicher eben gegen die Belgier über neunzig Minuten ihre Fans beleidigten ist es bei den Türken gar fünf Spiele her, dass sie letztmalig ein Tor erzielten. Dazwischen liegt eine peinliche 0:1-Niederlage gegen Fußball-Zwerg Aserbaidschan und die Erkenntnis, dass auch die türkischen Bäume nicht in den Himmel wachsen.

Chance lebt

Die Türken haben aber also einiges wieder gut zu machen bei ihren Zuschauern. Auf ein Versteckspiel werden sie sich dabei mit Sicherheit nicht einlassen. Die Offensivabteilung mit Turan, Altintop und dem Dortmunder Shootingstar Nuri Sahin benötigt keine so offensichtlichen Fehler wie sie sich Österreichs Hintermannschaft gegen Belgien leistete um einen Gegner ordentlich abzustrafen.

Andererseits sollten sich gegen offensive Türken auch Räume auftun die es gegen Belgien nicht gab. Schafft man es gegen die Türkei den Ball nicht nur in seiner Breite zu beackern sondern auch in der Länge und den Gegner mit einer stabilen Defensive zu frustrieren so ist durchaus eine Überraschung drin. Mit Ümit Korkmaz und Erwin Hoffer warten schnelle und technisch starke Spieler auf ihre Chance zu zeigen was sie können. Sie könnten mit zügigen Kontern die türkische Hintermannschaft, die im Vergleich zum Offensivpersonal durchaus abfällt, für die notwendige Torgefahr sorgen. Und bei Tormann Volkan kann es sich durchaus bezahlt machen einfach einmal sein Glück mit einem Weitschuss zu versuchen.

Dass man die Türken zu Hause an die Wand spielt wird wohl nicht zu erwarten sein, mit einer disziplinierten Leistung, einer klareren Rollenverteilung und präziseren Spielzügen sind sie aber durchaus zu knacken.

Abwehrfehler…

Wie wir vergangenen Freitag miterleben mussten ist das angesprochene Elend leider noch ein wenig elender. Es war frustrierend mit anzusehen wie die heimischen Kicker gegen eben nicht gerade furiose Belgier nicht den Hauch einer Chance hatten. Zu keinem Zeitpunkt des Matches besaß man das Gefühl, dass sich daran auch nur irgendetwas ändern konnten. So groß die Euphorie vorher war, so wenig ergiebig sind die Erklärungen nachher.

Dass ein Schiemer und ein Prödl fehlen, geschenkt, doch waren es nicht nur die individuellen Fehler in der Abwehr, wie Machos Luftsprung, der zum 0:1 führte und Dags Spurlosigkeit, die beim 0:2 augenfällig war, sonder vor allem die Harmlosigkeit im Spiel nach vorne. Da wurde der Ball von Links nach Rechts und wieder von Rechts nach Links geschoben, dass es nur eine Freude war, doch endete die ideenlose Ringelreihe dann spätestens mit einem abgefangenen Ball durch die Belgier oder beim ersten Pass in die Tiefe.

…und Angriffsschwäche

Bereitete man in der eigenen Hälfte noch gefällig einen kommenden Angriff vor, verpuffte dieser Elan augenscheinlich mit dem ersten Schritt über die Mittellinie. Zwar machten die Belgier die Räume recht geschickt eng, doch kann dies für das Team in Rot-Weiß keine Ausrede dafür sein, dass es so augenfällig an Dynamik und Ideen fehlte.

Während die Defensive und mit ihnen die im 4-2-3-1-System doch so eminent wichtigen Außenverteidiger durchwegs in der eigenen Hälfte gebunden blieben plätscherte das Flügelspiel wie ein Gebirgsbächlein gegen eine Kaimauer. Wenig war zu sehen von den hochgelobten Wunderkindern Harnik und vor allem Arnautovic. Hatte der Bremen-Legionär vor dem Spiel noch vollmundig versprochen in Zukunft nur mehr durch Leistung und nicht mehr durch, drücken wir es freundlich aus, Exaltiertheit aufzufallen so verstrickte er sich wieder in alte Muster. War der Ball (Lutscher) einmal weg, dann gab es nur Jammern, Schimpfen, Schreien und dann und wann einmal Treten. Hier mag einer viel Talent haben, aber davon hatten Freddy Adu, Javier Saviola, Geovanni mit Sicherheit ein Eck mehr. Sagt euch nix? Das sollte ihm vielleicht was sagen!

Mittelfeld im Niemandsland

Vom Österreichischen Fußballer 2010 Zlatko Junuzovic war ebenso wenig zu sehen. Zu oft standen ihm seine Gegenspieler auf den Füßen, zu wenige Pässe fanden ihren intendierten Empfänger. In Passungenauigkeit stand ihm der bemühte David Alaba wenig nach. Rackerte er sich in der Defensive brav ab fand er in der Offensive leider fast nicht statt. Dieses Loch wollte wohl Julian Baumgartlinger schließen, der nominell eher hinter Alaba hätte fungieren sollen, doch wird der Mann mit den wuscheligen Locken wohl von der fußballerischen Qualität her immer eher ein Ernstl als ein Andi Ogris bleiben. Was wir daraus lernen: Ein Spiel gestalten zu wollen heißt nicht unbedingt das auch zu können.
Zu sehr ließ man sich auch den Schneid abkaufen. Mit 27 zu 14 begingen die Belgier fast doppelt so viele Fouls wie die Österreicher. Hier soll nicht der Unfairness das Wort geredet werden, doch hätte etwas mehr Aggressitivtät die belgische Umklammerung vielleicht etwas gelockert.

Wille war da

Umgekehrt verblüffte es, dass diese österreichische Mannschaft, die sicher eine der talentiertesten seit längerer Zeit ist und von der man weiß, dass sie guten und offensiven Fußball spielen kann sich nach dem frühen Gegentreffer vollkommen paralysiert gab und aus dieser Schockstarre auch nicht mehr aufgewacht zu sein schien.

Es wäre unfair hier mangelnden Willen zu unterstellen, denn der Einsatz war durchaus da, doch es fehlte an diesem Abend einfach die Durchschlagskraft. Schmerzlich erkennen musste man dies vor allem an den Flügeln. Während Harnik, Arnautovic und zum Teil auch Junuzovic brav rochierten und damit wohl sogar sich selbst verwirrten vergaßen sie bei aller Querorientierung sich auch einmal in die Tiefe zu wagen.

Der Strafraumstürmer und sein Maierhofer

Doch, dass ein Marc Janko nicht der Typ Stürmer ist, der nach hinten kommt und sich Bälle holt hätte auch ihnen klar sein müssen. So stand der Sturmtank dann auch recht wenig Furcht einflößen und vor allem sehr einsam auf weiter Flur, gelegentlich von einem Macho-Ausschuss einmal am Scheitel gestreift. Ersetzten durfte ihn schlussendlich der wie immer äußerst motivierte Stefan Maierhofer. Zugegeben ist sein Eifer bewundernswert und sein Einsatz lobenswert, doch nützen tut es halt zumeist nix, wenn man ihn nicht gerade mit dem Ball am Kopf trifft. (siehe Tor im DFB-Pokal-Halbfinale) Dem Hans Krankl ist bei seinem Auftritt vielleicht das Herz aufgegangen uns Rest wohl leider nur noch die Augen zu.

Groß und Respekt gebietend soll er auch heute Abend gegen die Türken sein. Und manchmal kann das ja auch schon genügen, denn vielleicht, vielleicht trifft ihn wieder einmal ein Ball am Kopf und Österreich wird Aserbaidschan.

3 Kommentare

  1. Toni Polster

    29. März 2011

    Maierhofer
    Hauptsache der Maierhofer spielt nicht, dann gibt es eine Chance.

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  2. Joe

    29. März 2011

    hmmm
    schwer genug wird es doch. schade, dass der arnautovic wieder mal am rad dreht.

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  3. fußballgott

    29. März 2011

    lol
    des tor vom maierhofer is großartig. vielleicht schafft er es ja wirklich wieda.

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