24. November 2010

Industriedesign und Wien – eine gute Kombination

Lukas Bast: Industriedesign bedeutet das Entwerfen von Alltags- und Gebrauchsgegenständen.

Als StudentIn in Wien weiß man eine Sache auf jeden Fall: Dass Angewandten-Parties günstigen Alkohol, gute Musik und einen Haufen Spaß bedeuten. Zur Abwechslung konzentrieren wir uns jetzt einmal auf die Uni an sich, auf die Industrie-Design Klassen genauer gesagt. In zwei verschiedenen Klassen lernen Studierende, wie Produktdesign funktioniert, wie designt wird und wie Projekte realisiert werden. Zwei Absolventen der Piva-Klasse haben wir interviewt, um herauszufinden, wie sich die Jungdesigner im echten Leben schlagen.

Lukas Bast und Ali Muhammad Ziaei absolvierten 2008 bzw. 2007 mit einem Diplom die Angewandte, Klasse Industriedesign bei Paolo Piva. Zusammen arbeiten sie nun an unterschiedlichen Projekten und etablieren sich als Industriedesigner in Wien. Ihre erste Zusammenarbeit kam während des Studiums zustande, für einen Punschstandwettbewerb designten sie einen Stand, der 2008 in der Wiener Innenstadt aufgebaut wurde. Von da an war klar: Trotz ihrer verschiedenen Arbeitsweise sind sie ein hervorragendes Team, das gemeinsam den Sprung in die Selbstständigkeit schaffen kann.

Lukas Bast: Auf der Uni lernt man seinen eigenen Weg, seine Interessen kennen.

Ali Ziaei: In der Studienzeit kann man naiv sein, Dinge ausprobieren, nachher sollte man etwas ernster werden.

Im Gespräch mit dem Designerteam wird klar: Das Studium an der Angewandten hat den primären Zweck, die Interessen und Fähigkeiten der StundentInnen zu evaluieren und zu fördern. Ein gewisses Grundtalent sollte also vorhanden sein, das im Laufe des Studiums definiert werden sollte.

Ali Ziaei: Die größte Herausforderung im Bezug auf Industriedesign ist es, Funktionalität und Ästhetik miteinenander zu vereinbaren.

Lukas Bast und Ali Ziaei haben ein besonders ausgeglichenes Arbeitsverhältnis: Während Ziaei sich in erster Linie auf die Form von Produkten konzentriert, legt Bast großen Wert auf die Funktionalität. So bilden sie, wie sie meinen, ein ideales Team. Gemeinsam gestalteten sie die Auslage des Juweliers Schullin, ein weiteres Projekt, das von den Jungdesignern gemeinsam in Angriff genommen wurde.

Lukas Bast: Die Kommunikation mit den Kunden lernt man erst nach dem Studium

Über KollegInnen und Freunde lernt man in Wien seine Kunden kennen, oftmals ist ein bisschen Zufall und Glück im Spiel. Ein Projekt, das seit längerer Zeit die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit weckt, sind die Figuren, die das Team per 3D Druck produziert. Dabei handelt es sich um 8cm kleine Figuren, die sowohl Karikatur als auch Ebenbild bekannter Persönlichkeiten darstellen sollen. Begonnen wurde mit Paolo Piva, zu Ehren ihres Professors entwarfen Bast und Ziaei die erste Figur, danach folgten Wolf Prix und Zaha Hadid. Einen prominenten Auftritt legten die die Figuren in der ORF Sendung Willkommen Österreich hin, der Miniatur-3D-Druck von Stermann und Grissemann sorgte für Begeisterung im Publikum.

Lukas Bast: Die zwei Gruppen von Leuten, die das Studium beenden, sind folgende: Da gibt es die Teamplayer, die gut in eine große Firma passen, und die, die selbstständig arbeiten wollen.

Für Lukas Bast und Ali Ziaei ist die Selbstständigkeit das definitive Ziel ihres Weges, ein eigenes Büro wird mittlerweile schon gesucht. Obwohl die beiden zur Zeit noch auf Nebenjobs angewiesen sind, sind sie zuversichtlich, als Team in Zukunft ihr Leben finanzieren zu können. Österreichische Designfirmen gibt es wenig, viele ausgebildete Industriedesigner arbeiten in Architektur- oder Graphikdesignfirmen. Doch beide sind sich einig: Wien ist die ideale Stadt, um sich als Industriedesigner zu etablieren. Die Stadt ist sehr familiär, Kontakte sind schnell geknüpft. Auf der anderen Seite ist Wien eine Großstadt, die offen für innovative Projekte und Ideen ist.

Eine Sache gibt es aber, die wahrscheinlich vielen Industrie- und Graphikdesignern aufs Gemüt schlägt, nämlich die wilde Verwendung des Begriffs "Designer":

Ali Ziaei: Jeder nennt sich Designer… die Leute, die Pediküre machen, sind Nageldesigner…

Therese Terror

An epic of epic epicness

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