13. April 2019

Immer Wickel mit den Identitären

Verwicklungen, Verstrickungen und Keile(reien) zwischen FPÖ und IB

Es gibt Leute, die trifft man in seiner Freizeit oder lädt sie ein, ohne sie wirklich zu mögen. Das kann eine nervige Tante sein, die anstrengenden Schwiegereltern, oder der Kumpel, der einen mit immer gleichen Geschichten langweilt. Im Falle der FPÖ sind die ungeliebten Freizeitgenossen die Identitären.

Wie Vizekanzler Strache betont, hat die FPÖ nun, nach Bekanntwerden einer Terroristenspende und dem Fund illegaler Waffenarsenale, einen “Trennungsstrich” zu den einstigen Brüdern im Geiste gezogen. Auch Martin Sellner, Chef der Identitären Bewegung (IB), findet keine guten Worte mehr für die FPÖ. Wehmütig hält der ehemalige Hakenkreuze-auf-Synagogen-Kleber (Jugendsünde?) dem ehemaligen Arm-Stretcher in Tarnanzug (Jugendsünde!) auf Twitter vor, die gemeinsamen Ideale verraten zu haben.

Das plötzliche Distanzieren schmerzt die IB-Spitze. Immerhin saßen Identitäre noch anno 2015 in Spielfeld gemeinsam mit Strache an einem Tisch bei der “Legende aus der Südsteiermark” (Zitat Strache), einem bekennenden Ultrarechten, der schon mal sein Motorrad auf SS-Style pimpt und aggressiv ausfällig wird. Man aß und trank, lachte und machte ein Foto – doch über die Jahre vergaß Strache das Treffen. Als das Bild 2019 medial hochschwappte, rechnete er also naheliegenderweise mit einer linkslinken Hetzkampagne gegen seine Person und klagte. Er bekam Unrecht. Das Bild war echt, das Treffen wahr. Ebenso geschah es, dass Strache IB-Inhalte auf Facebook teilte, FPÖ-Granden sich regelmäßig mit IB-Granden trafen und FPÖ-Politiker IB-Demonstrationen begleiteten. Auch Geldflüsse soll es gegeben haben, gegenseitige Facebook-Likes sowieso.

Lange störte das enge Band zwischen FPÖ und IB keinen außer die Linken. Heute stört es auch Basti. Zu gut kennt er die Medien, zu gut weiß er, dass Nazis, Terror- und Gewaltsympathien schlecht für Geschäft und Image sind. Wer sein Image wahren will, wendet sich daher lieber ab von den ideologischen Schmuddelkindern. Bumsti musste das am eigenen Leib erfahren und gelobte: Öffentlich mit Identitären blicken lassen und PR teilen, nie wieder! Das nächste Mal lädt man sie lieber auf die Bude ein. Oder bringt sie unauffällig in irgendwelche Ämter, wo sie Ruhe geben.

Fazit

Zwischen IB und FPÖ gab es vielleicht einst ein paar wenige, sehr sehr dünne Schnittlinien. Raunzer und Regierungsanpatzer meinen deswegen, dies zeige auf, wie extrem beide Seiten ticken. Dabei wäre es doch gelacht, wenn ein paar gemeinsame Auftritte, Abende, Likes, Personal- und Geldflüsse schon Beweis einer gesinnungsmäßigen Nähe wären … Und selbst wenn – würde es den FPÖ-Wähler ernsthaft stören?

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