11. April 2013

I survived Versace for H&M

Am 17. November, 09:00 Ortszeit, öffneten drei H&M Filialen im 1. und 7. Bezirk ihre Pforten. Schlangen bildeten sich, Kaffee wurde verteilt, und das alles, weil heute die Versace for H&M Kollektion in den Läden war.

Es ist 7:00 Uhr in der Früh, und während ich meinen "Gute Laune" Tee schlürfe, bietet mir Facebook schon einen kleinen Vorgeschmack auf das, was mich gleich erwarten wird. Um 5:00 Uhr waren die ersten Wartenden schon vor Ort – begierig darauf, die Versace for H&M Kollektion in die Finger zu kriegen. Nach Karl Lagerfeld, Lanvin, Stella McCartney, Comme des Garçons oder Jimmy Choo wurde auch diese Designer-Kollaboration so umfassend beworben, dass wohl niemand darum herumkam.

Ganz Hype the Hype folgten auch dieses Mal einige dieser Werbestrategie, und so war ich nicht alleine, als ich mich um 8:30 Uhr in die Schlange einreihte. Denn nach all den Geschichten über Chaos und furchtbare Hysterie wollte ich mir das dieses Mal nicht entgehen lassen. In der Redaktion ging das heute in der Früh übrigens fast schon als Mutprobe durch…



Rot, Blau, Weiß!

Je näher ich dem H&M auf der Kärntner Straße komme, desto größer wird auch die Schlange bzw. Menschentraube, die sich vor dem Eingang gebildet hat. Nach all den Stories über elend lange Schlangen und Menschenmassen bin ich fast schon enttäuscht, als dann doch nur etwa hundert Leute vor dem Shop warten. Nicht sofort verstehe ich, dass schon längst die Bänder ausgeteilt werden, mit denen die ersten 320 Personen in der Frauenabteilung shoppen dürfen. Aber das macht auch nichts, in meiner Rolle als Beobachterin fühle ich mich eigentlich ganz wohl, auch weil die aufgeregten Blicke und strahlend hysterischen Frauenaugen mir nicht gerade Lust machen auf das, was folgt. Also reihe ich mich ganz unkoventionell ohne Band ein. Mit roten und grünen Bändchen um den Armen und Kaffee – großzügig von H&M verteilt – macht sich die Menschenmasse langsam bereit zur Ladeneröffnung.

Wie ein Zebra

Um 9:00 Uhr ist es dann soweit, die Menschenmasse stürmt hinein in den Shop, und während sich die Damen noch 15 Minuten gedulden müssen, kann in der Herrenabteilung schon die Versace-Kollektion – ganz ohne Bändchen – geplündert werden. Auf der Rolltreppe in den 2. Stock werde ich von einigen zielstrebigen Herren überholt, als ich dann etwa eine Minute nach Eröffnung in der kleinen Abteilung ankomme, ist dort schon das Chaos losgebrochen.

Gefühlte 20 MitarbeiterInnen kämpfen gegen die Verwüstung an, bringen im Sekundentakt neue Schuhe, Boxer Shorts oder Jacken. Ein bisschen abseits beobachte ich das Treiben, besonders einer der Shopping-Wahnsinnigen hat es mir angetan: Mit Vokuhila und passend zur Versace-Kollektion wie ein Zebra gekleidet (Weiße Hose mit schwarzen Streifen, weiße Weste mit schwarzen Streifen) hat der gute Herr nach 3 Minuten die gesamte Kollektion auf dem Arm, strahlt wie ein Honigkuchenpferd und begibt sich in Rekordzeit zur Kasse.

Die Ruhe vor dem Sturm

Da die Herrenabteilung nach zehn Minuten schon etwas langweilig wird, freue ich mich, als es durch die Lautsprecher tönt "Bitte in fünf Minuten in den Versace Bereich in der Frauenabteilung kommen. Bitte alle mit rotem Band in fünf Minuten in den Versace Bereich kommen." Obwohl ich natürlich kein rotes Band habe, muss ich diesem Aufruf Folge leisten, und begebe mich wieder ins Erdgeschoss. Das Bild, das sich mir dort bietet, ist noch viel interessanter, als das der verwüsteten Männerabteilung. Einige Damen stehen schon in Schlange vor dem von Securities bewachten Bereich, die anderen stehen etwas abseits, hinter den Absperrungen, und verfluchen innerlich die Farbe ihres Bandes.

Während es ganz vorne in der Reihe immer mehr Gedrängel gibt, wie von außen deutlich ersichtlich, werden auch die Gesichter der Securities immer ernster, ein bisschen übertrieben, denke ich mir. Diesen Gedanken nehme ich aber etwa eine Minute später wieder zurück: Um Punkt 9:15 Uhr läutet eine Glocke den Start der Shopping-Aktion ein, und was folgt, ist sowohl unterhaltsam als auch furchteinflößend.

GRÖSSE 38!!!!!!!

Mit unglaublicher Wucht stürmen die ersten 20 Damen den abgesperrten Bereich, während ich mich hinter der Absperrung in Sicherheit fühle. Ganz besonders ehrgeizige Shopperinnen nehmen mehrere Teile gleichzeitig, reißen den Kleiderpuppen den Schmuck vom Kopf, hinterlassen Zerstörung und Verwüstung. Während ich noch von dem Anblick amüsiert bin, baut sich plötzlich eine Frau vor mir auf und brüllt: "GRÖSSE 38!!!!!!! ZWEI MAL!!". Das war zwar nicht an mich, sondern die H&M Mitarbeiterin neben mir gerichtet, aber treffen tut es mich trotzdem. Mit feuchten Augen steht eine erwachsene Frau vor mir, die verzweifelt nach einer Lederjacke in Größe 38 bettelt. Ihre Gebete werden erhöhrt, Happy End, als die Mitarbeiterin die Jacken bringt.

Alles hat ein Ende…

Um 9:25 Uhr verlasse ich den Ort des Geschehens, lasse die fast schon aggressiv-bunten Kleidungsstücke hinter mir, um die gerade geprügelt wird. Gekauft habe ich nichts, ein Band habe ich auch nicht bekommen und außer eine Horde sehr motivierter Shopaholics gab es auch nicht viel zu sehen. Trotzdem: Sehenswert war es allemal. Und immerhin kann ich sagen: I survived Versace for H&M. Es wird Zeit für einen McTafelspitz.

Therese Avila Kaiser

3 Kommentare

  1. pffff

    17. November 2011

    new yorker
    das zeugs passt eher zu new yorker als zum h&m.

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  2. michi

    17. November 2011

    sieht so aus..
    als wär heut tag des guten geschmacks in österreich.. *lol*

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  3. Lea

    17. November 2011

    ANIMALISCH
    Der Artikel erinnert mich an die Tier-Dokus, bei denen die schöne Sprecher-Stimme jagende "Cougars" beschreibt ;)Sehr unterhaltsam, einfach toll !

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