Wiener Frauenpersönlichkeiten
„Die Frauen werden erst ihre Emanzipation erlangen, wenn sie selbst aus eigener Kraft darum kämpfen.“ (Adelheid Popp)
Den Frauenpersönlichkeiten, die diesen Kampf um Emanzipation auf sich genommen haben, wurden in Wien Denkmale, Straßen, Parks oder Wohnhausanlagen gewidmet, damit sie unvergessen bleiben und wir in Anbetracht ihrer Leistungen dazu ermutigt werden, engagiert und wachsam zu sein.
Hof, Gasse und Park nach Adelheid Popp
Gemäß der Bedeutung ihrer Person wurden gleich drei Orte nach Adelheid Popp (1869-1939) benannt: Im Jahr 1949 taufte man die Wohnhausanlage in der Possingergasse 39-51 im 16. Bezirk, die Anfang der 1930er-Jahre nach Plänen von Karl Ehn errichtet wurde, Adelheid-Popp-Hof. 2011 wurde Popp die Namensgeberin für eine Gasse im 22. Bezirk. Schließlich trägt auch eine Parkanlage in Hernals seit 2011 ihren Namen: der Adelheid-Popp-Park. So gemütlich der kleine Park, so ungemütlich, d.h. agitatorisch, war die Sozialdemokratin Popp, die sich für Frauenwahlrecht, Gleichstellung in der Ehe, Karenzzeit und vieles mehr einsetzte und dafür auf die Barrikaden ging. Als Chefredakteurin der Wiener Arbeiterinnen-Zeitung wurde sie 1895 wegen „Herabwürdigung der Ehe und Familie“ zu zwei Wochen Arrest verurteilt. 1902 initiierte sie mit Therese Schlesinger die Gründung des Vereins sozialdemokratischer Frauen und Mädchen. Bis 1923 gehörte Popp dem Wiener Gemeinderat an, von 1919 bis 1934 dem Österreichischen Parlament.
Das Denkmal der Auguste Fickert
Im Schatten der Bäume, mit ruhiger, aber bestimmter Miene steht sie da. „Voll Mut und Tatkraft hat sie ihr Leben hohen Idealen dargebracht“, wird auf dem von Bildhauer Franz Seifert 1929 geschaffenen Denkmal für Auguste Fickert (1855-1910) im Türkenschanzpark erklärt. Die hohen Ideale waren unter anderem politische und rechtliche Gleichstellung ebenso wie die Zulassung von Frauen zum Hochschulstudium und gleiche Berufsmöglichkeiten bei gleichem Lohn. Um dies durchzusetzen, gründete Fickert 1893 gemeinsam mit u.a. Marie Lang und Rosa Mayreder den Allgemeinen Österreichischen Frauenverein. Diese drei Frauen gaben ab 1899 ihre eigene Zeitschrift Dokumente der Frauen heraus. 1895 richtete Fickert die erste Frauenrechtsschutzstelle ein. In Döbling trägt seit 1926 die Fickertgasse den Namen der Lehrerin und Pionierin – einige ihrer „hohen Ideale“ sind noch immer nicht Wirklichkeit geworden!
Karoline-Perin-Gasse
Im Juni 2018 wurde in der Seestadt Aspern im 22. Bezirk eine Gasse nach einer für die Frauenbewegung in Österreich zentralen Vorreiterin benannt: Karoline von Perin-Gradenstein (1806-1888). Im Revolutionsjahr 1848 wurde der „Wiener demokratische Frauenverein“ gegründet und Perin zu dessen Präsidentin ernannt. Obwohl der Verein nur zwei Monate existierte, war er als erster politischer (!) Frauenverein in Österreich – er verschrieb sich der Verbreitung des demokratischen Prinzips sowie dem Kampf für Gleichberechtigung der Frauen im Bereich Bildung – von großer Bedeutung. Nachdem die Revolution niedergeschlagen worden war, wurde Perin inhaftiert. Man konfiszierte ihr Eigentum und entzog ihr das Sorgerecht für ihre Kinder. 1849 emigrierte sie nach München und konnte erst zurück nach Wien, nachdem sie sich von ihren Aktivitäten explizit distanziert hatte.
Leopoldine Glöckel-Hof
Die Lehrerin und Frauenrechtlerin engagierte sich seit früher Jugend überparteilich für die staatsbürgerliche Gleichberechtigung von Frauen. Sie war eine geschätzte, aber auch gefürchtete Rednerin und drückte in mehreren Aufsätzen ihre Unterstützung für die Schulreform ihres Ehemannes Otto Glöckel aus. Von 1919-1934 war sie Wiener Gemeinderätin. Leopoldine Glöckel zählt zu den wichtigsten Persönlichkeiten, die sich für die rechtliche Gleichstellung der Frau einsetzten. Die Wohnhausanlage Gaudenzdorfergürtel 11 wurde im Jahr 1949 nach ihr „Leopoldine-Glöckel-Hof“ benannt.
Und die vielen anderen …
Die Österreichische Nationalbibliothek hat es sich mit ihrem Projekt Ariadne (seit 1992) zur Aufgabe gemacht, ein frauen- und genderspezifisches Wissensportal zu schaffen. Alle Bestände der Bibliothek zum Thema Frau und Gender werden dokumentiert, digitalisiert und online zugänglich gemacht. Im Webportal zum Projekt „Frauen in Bewegung 1848-1938“ ist unter anderem ein ausführliches Personenverzeichnis zu finden, das auch alle weniger bekannten Frauen vorstellt, nach denen kein Ort benannt wurde.