Einmal um den Block

Wir biegen rechts in die Königksklostergasse. Sie bestand früher einmal aus einer langen Stiege Richtung Mariahilfer Straße und war von vielen Bettlern besetzt.

Bettler hatten damals vor der Suppenküche des nahegelegenen „Königinklosters“ ihren liebsten Aufenthaltsort. Die „Bettlerstiege” wurde aber später begradigt, sodass sich die Königsklostergasse daraus bildete.

Königsklostergasse

In der Königsklostergasse wird es erst bei der nächsten Kreuzung so richtig interessant, denn da befindet sich das Schmuckatelier von Veralie. Individuell, edel und sogar leistbar ist der Schmuck der hier gefertigt wird. Beim weiteren Hinaufgehen fällt uns schon ein Café auf, wo an sonnigen Tagen auch ein paar kleine aber feine Stühle aufgestellt sind. Im Akrap wird eigener Café (auch als Bohnen) verkauft und der kann sich schmecken lassen.

Ähnlich gut und außerdem auch gut für die Mittagspause geeignet ist das nächste Lokal: Bei Hase und Igel gibt es täglich frische, hausgemachte Mittagsmenüs, wahlweise mit Suppe oder Nachspeise und wirklich, wirklich schmackhaft. Dafür, dass man fast wie bei Oma isst, ist der Preis auch sehr günstig. Und wer mit dem Essen fertig ist, der kauft sich noch etwas Gutes aus der Vitrine und zieht glücklich weiter. Denn mit rauchigem Speck und frischem Käse im Sackerl ist es fast so, als hätte man am Bauernmarkt eingekauft.

Ein ausgiebiges Pläuschen

Auf der anderen Straßenseite kann man sich hingegen besonders zur Abendstunde wiederfinden, denn das Monami ist ein sehr gemütliche Lokalitäten für ein Glas Wein und ein ausgiebiges Pläuschen. Aber auch in der Pizzeria Nerone gibt es zur Pizza einen Rotwein oder vielleicht sogar ein bisschen Grappa.

Das kurze Stück der Theobaldgasse, das wir hier entlanggehen ist zwar (Google Maps hat’s uns verraten) nur etwa 73 m lang, aber dafür könnte man sich Stunden hier aufhalten. Denn neben der Kulinarik sind auch ein paar Geschäfte, die unsere Aufmerksamkeit für sich gewonnen haben, hier angesiedelt. Unter anderem das Anzüglich, wo faire Mode verkauft wird.

Theobaldgasse (c) STADTBEKANNT
Theobaldgasse (c) STADTBEKANNT

Zeit für Geschichte

Bevor wir jetzt die Rechtskurve der Theobaldgasse entlanggehen, spazieren wir geradeaus weiter und links die Fillgraderstiege hinunter. Da fällt uns die Pension Mozart auf, das Downstairs, eine Cocktailbar auf halben Wege und der Friseursalon mit dem passenden Namen stufenschnitt auf der anderen Seite.

Direkt vor uns sehen wir das Haus mit der Aufschrift „Fillgraderhof”. Die Gasse, der Hof und die Stiege wurden nach Maria-Anna beziehungsweise Georg Fillgrader benannt. Das Ehepaar engagierte sich seinerzeit sehr für die Obdachlosen und Armen in dem Gemeindegebiet Laimgrube. Ihre Großzügigkeit hat ihnen ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof eingebracht. Die Fillgraderstiege ist denkmalgeschützt und beiheimatete in den 80er Jahren sogar für kurze Zeit ein kleines Stehcafé. Eine Initiative, die man gerne wieder einführen könnte, wie wir finden.

Fillgraderstiege (c) STADTBEKANNT
Fillgraderstiege (c) STADTBEKANNT

Zurück zum Ursprung

Ziehen wir weiter die Fillgradergasse nach unten, führt sie uns langsam wieder zurück zur Gumpendorfer Straße. Dort, wo Lehárgasse und Gumpendorfer Straße zusammenfinden, hat sich auch eine Akkumulation an Restaurants zusammengefunden. Allen voran das Café Sperl, das als Wiener Kaffeehausklassiker nicht wegzudenken ist. Der Platz, der sich an der Kreuzung bildet wird von dem Café auch als Schanigarten genutzt und ist äußerst gemütlich. Auf der anderen Straßenseite kann man entweder im Hanil oder aber im Benjaminis für ein Abendessen einkehren. Aber Achtung! Wer die Straße vor dem Café Sperl überqueren will, der muss an dieser Ampel auf den Knopf drücken, damit sie von rot auf grün umspringt. Meist stehen hier Leute, die vergeblich darauf warten, dass die nächste Grünperiode kommt, bis sie es schließlich aufgeben und schnell über die Straße laufen, wenn gerade kein Auto kommt. Dieses Wissen kann euch peinliche 2 Minuten UND das Leben retten!

Über Franz Lehár zu Gottfried Semper

Für uns geht es in Richtung Semper Depot weiter die Lehárgasse entlang. Die Straße ist dem österreischischen Komponisten mit ungarischer Herkunft gewidmet und das Gebäude dem berühmten Architekten Gottfried Semper.

Noch bevor wir überhaupt dort ankommen, sticht uns aber ein Ecklokal mit der Aufschrift Puff ins Auge. Ein Puff? Wirklich? Das scheint aber ganz und gar nicht dezent deklariert zu sein. Das liegt daran, dass dieses Lokal zwar einmal Puff war, heute aber als Cocktailbar geführt wird. Es ist wirklich stylisch eingerichtet – interessante Lichtkörper inklusive. Und das Wissen, sich in einem ehemaligen Puff zu befinden macht den Sex on the Beach irgendwie gleich noch interessanter.

Schließlich tut sich links von uns noch das Semper Depot auf – eine hohe, braune Fassade, die einen spekulieren lässt, was sich wohl im Inneren dieses Gebäudes befindet. Früher wurden im Semper Depot die Kostüme und Bühnenutensilien für die Bühnenbetriebe Wiens (auch für das Theater an der Wien) genäht und vorbereitet. Heute gehört das Semper Depot zum Universtätskonglomerat der Akademie der bildenden Künste und wird häufig für Veranstaltungen genutzt. Der imposante Innenraum erinnert fast ein bisschen an eine Industriehalle und ist sehr hoch. Die Galerie kann durch freiliegende Treppen erreicht werden und auch an der Außenwand sieht man diese, wie Feuertreppen aussehenden Stufen.

In Form für’s Theater

Bevor wir nun schon bald beim Theater an der Wien angelangen, vereinen wir uns wieder mit jenen Stadtspazierern, die sich durch die Technische Universität durchgeschummelt haben und nun wieder in etwa dort sein sollten, wo wir uns gerade befinden. Der Weg führt uns zu dem ultimativen Workout. Im Fitnesstudio In Good Shape gibt es TRX, P.I.I.T, Yoga, Krafttraining und Rückentraining – aber eigentlich noch viel viel mehr. Abwechslung ist nämlich das um und auf, wenn es ums Trainieren geht und die Trainer und Trainerinnen dort sind wirklich immer über die neuesten Trends in der Fitnesswelt informiert. Das Gute ist auch, dass eine Mitgliedschaft hier keine Bindung beinhaltet. Also: Trainieren wann und wie du willst.

Wer jetzt gerade aber nicht will, der zieht mit uns weiter und bahnt sich den Weg in die Millöckergasse, die bald auch mit der Papagenogasse zusammenstößt. Hier befindet sich das berühmte Papagenotor, das früher einmal den Eingang zum Theater an der Wien darstellte und auf dem Emanuel Schikaneder (der Gründer des Theater an der Wien), verkleidet als Papageno, zu sehen ist. Weiter um die Ecke, an der Linken Wienzeile, ist nun der neue Eingang des Theaterhauses, wo auch schon viele Musicals aufgeführt wurden. An dem Fußgängerweg davor sind in Sternen einige wichtige Persönlichkeiten aus dem Musik- und Theateralltag verewigt. Emanuel Schikaneder als Gründer des Theaters etwa und auch Ludwig van Beethoven, der einige Jahre in dem Gebäude mit dem Papagenotor wohnte.

STADTBEKANNT meint

Ziemlich erschöpft beenden wir unseren interessanten Spaziergang im Theater an der Wien. Zum Glück haben wir noch eine Restkarte für die Abendvorstellung ergattern können und lassen unseren Tag verdient bei einer Vorstellung zu Ende kommen. Ein Spaziergang, der jedenfalls unserer Seele und unserem Körper gleichwohl gut getan hat. Wir werden es bestimmt bald wiederholen.

 

Fotos

Keine Bewertungen

Bewertung “Grätzl-Tour Mariahilf – Teil 2”

Bewertung
Bewerten