21. Januar 2018

Früher hatten Frauen noch einen vernünftigen Brutpflegetrieb …

Früher war alles besser - Brutpflegetrieb (c) STADTBEKANNT

… und waren keine Egomaninnen auf Selbstverwirklichungstrip!

Irgendwas daran kommt einem vage bekannt vor? Das kann schon sein. 

Es handelt sich nämlich um eine sinngemäße Aussage aus dem Buch “Für ein freies Österreich”, das unser neuer Infrastrukturminister Norbert Hofer 2013 herausgegeben hat. Viele Österreicher scheinen diese Meinung zu teilen. Familie ist doch viel wichtiger als Job, und wozu bitte die ganze Aufregung über Lappalien wie sexuelle Belästigung und Gleichberechtigung? Eine Frau mit Kindern und Mann hat doch alles, was sie “naturgemäß” braucht, und Verrücktheiten wie Vollzeitjob mit Kind oder Abtreibung hätt’s damals sowieso nicht gegeben! Wir haben die markantesten Vorzüge des Lebens als mütterlich-devote Frau in der guten alten Zeit herausgesucht. In Österreich, wohlgemerkt. Nicht im Iran oder in Afghanistan.

 

Die Fakten

Geschäftsfähigkeit

Frauen galten bis in die 1970er als nicht geschäftsfähig. Das bedeutet, sie durften ohne Einverständnis von Vormund (Vater) oder Ehemann keine größeren Käufe tätigen und keine Verträge abschließen. Im Klartext hieß das: Kein eigenes Konto, kein Führerschein, kein Miet- oder Arbeitsvertrag, wenn der Göttergatte dagegen war. Heute haben schon 14-jährige mehr Rechte.

Schwangerschaftsabbruch

Vor 1975 war jeglicher Schwangerschaftsabbruch (also auch nach Vergewaltigung oder bei gesundheitlicher Gefährdung) strafbar und wurde mit bis zu 5 Jahren schwerem Kerker bestraft. Seitdem gilt die Fristenlösung.

Wohnen

Vor 1975 durften Frauen nicht ohne Zustimmung des Mannes über ihren Wohnsitz entscheiden. Auch wenn er sie misshandelte, konnte er sie also zwingen, bei ihm zu wohnen.

Arbeit

Wenn es dem Mann nicht passte, konnte er seiner Frau bis 1975 verbieten, arbeiten zu gehen.

Väterlichen Gewalt

Bis 1978 durfte der Mann im Sinne der “Väterlichen Gewalt” alleine über gemeinsame Kinder entscheiden und bekam im Falle der Scheidung auch das Sorgerecht.

Scheidung

Wollte eine Frau sich scheiden lassen,  konnte sie das bis 1978 nur mit Einverständnis des Ehepartners tun. “Züchtigung” und Vergewaltigung in der Ehe waren erlaubt.

Vermögen

Bis 1978 galt das in der Ehe erwirtschaftete Vermögen im Scheidungsfall automatisch als Eigentum des Mannes. Erst ab 1978 wird das Vermögen aufgeteilt.

Beischlafpflicht

Vor 1989 war Vergewaltigung und sexuelle Nötigung in Ehe und Lebensgemeinschaft erlaubt – immerhin holte sich der Mann ja, was ihm zustand.

Belästigung

Bis 1993 gab es kaum rechtliche Schritte, die Frauen gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz unternehmen konnten.

 

Ein langer Kampf mit Hindernissen

Wie an den Jahreszahlen ersichtlich, kam es erst in den 1970ern während der Kreisky-Ära (SPÖ-Alleinregierung) zu merklichen rechtlichen Verbesserungen für Frauen in Österreich. Warum aber erst so spät? Erste Anläufe zur Gleichstellung der Geschlechter gehen immerhin schon auf das Jahr 1925 und die sozialdemokratischen Abgeordneten Adelheid Popp und Gabriele Proft zurück. Sie scheiterten damals mit ihrem Antrag an der christlichsozial-großdeutschen Mehrheit im Parlament. Auch in den Jahren 1945-1975 boykottierten ÖVP und FPÖ sämtliche Ideen pro Frauenrechte.

Heute, nach jahrzehntelangem Kampf, sieht die Sache glücklicherweise schon anders aus. Nur die unbelehrbarsten Machos und gute-alte-Zeit-Nostalgiker trauern noch einer Vergangenheit nach, in der Frauen ungestraft verprügelt, zum Gebären gezwungen oder in der Ehe enteignet werden konnten. Dass dennoch “früher war alles besser” gejammert wird, ist also nicht unbedingt logisch.

 

Was damals noch alles besser war

Wer nun neugierig geworden ist und erfahren möchte, welche Vorzüge die gute alte Zeit denn noch hatte, kann sich im Zuge unserer Artikelreihe “Früher war alles besser”umgehend informieren. Erfahrt zum Beispiel, inwiefern früher alles billiger war, warum die Kinder früher viel mehr Respekt hatten, oder wie schön es damals war, als alle noch nach dem rechten christlichen Glauben und den dazugehörigen Werten lebten!

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