28. Februar 2024

Freilichtmuseum Gemeindebau

Sonnenuhr Kopenhagen Hof Helene Hädelmayr (c) STADTBEKANNT

Kunst im Gemeindebau

Die Gemeindebauten Wiens werden heute von zahllosen Menschen als selbstverständlicher Teil der Stadt gesehen, doch wieviel Kunst und Kultur sich in den Innenhöfen und an den Wänden verbergen, ist den Meisten nicht bewusst.

Zeitgenössische Kunst „dem Arbeiter“ näher bringen und progressiven Künstlern eine Fläche für ihr Schaffenswerk zu bieten war der Anspruch, den man im Roten Wien vertrat, als damit begonnen wurde an Wänden und Innenhöfen Kunst, die man ansonsten nur im Museum auf der Ringstraße sehen konnte, anzubringen. Dazu zählen vor allem Reliefs und Mosaike.

Dass das „Freilichtmuseum Gemeindebau“ heute wenig Beachtung findet, führen Kunsthistoriker auf die mittlerweile vorherrschende Reizüberflutung zurück. Bis in die 1980er Jahre verewigten sich, zumindest zeitweise, 450 Bildhauer und Maler an den Wänden und in den Höfen der Gemeindebauten. Der soziale Faktor dabei ist nicht zu vergessen, denn vielen Künstlern sicherte das „Freilichtmuseum Gemeindebau“ den Unterhalt. Ironischerweise wurden viele der Kunstwerke nachdem ihre „Erschaffer“ berühmt geworden waren, aus Angst vor Beschädigung wieder abgetragen.

Sonnenuhr Kopenhagen Hof (c) STADTBEKANNT
Sonnenuhr Kopenhagen Hof (c) STADTBEKANNT

Karriere „am“ Gemeindebau

Fritz Wotruba verewigte sich mit einem seiner Frühwerke „Vogeltränke“ im Kopenhagen-Hof im 19. Bezirk oder auch Helene Hädelmayr mit ihrer „Sonnenuhr“, ebenfalls im Kopenhagen-Hof zu finden. Das Mosaikwandbild an der Fassade des Franz-Novy-Hofs in Wien-Ottakring von Rudolf Schatz zeigt eindrucksvoll, welche Bedeutung Kunst im öffentlichen Raum in den 1950er Jahren besaß. Josef Riedls vier Keramikskulpturen mit dem Titel Körperkultur-Befreiung-Aufklärung-Kinderfürsorge schmücken den Mitteltrakt des Karl-Marx-Hofs ebenfalls auf herausragende Art und Weise. Weitere berühmte Namen, die ihre Anfänge am und im Gemeindebau hatten sind Alfred Hrdlicka und Hans Staudacher.

Vogeltränke Kopenhagen Hof (c) STADTBEKANNT
Vogeltränke Kopenhagen Hof (c) STADTBEKANNT

Der Gemeindebau und die Kunst heute

Mitte der 1970er Jahre verlor die künstlerische Gestaltung der Gemeindebauten immer mehr an Bedeutung. Das lässt sich auf die erhöhten Grundstückspreise und den finanziellen Druck beim Bau zurückführen. Gemeindebauten, wie der Karl-Marx-Hof sind heute nicht mehr bau- und finanzierbar, da dort beispielsweise nur 20% der Fläche bebaut sind. Aufgrund der hohen Nachfrage an Gemeindewohnungen und drückenden Preisen ist die Kunst in die hinteren Reihen gerückt. Heute gilt Kunst am „Bau“ als temporäre Intervention – die „Blüte in der Wiesen“ beispielsweise ist eine Skulptur, welche ein „prägendes Identifikationsmerkmal“ der Gegend in Wien Süd im 23. Bezirk darstellen soll.

Mosaikwandbild Franz-Novy-Hof (c) STADTBEKANNT
Mosaikwandbild Franz-Novy-Hof (c) STADTBEKANNT

Wer also demnächst durch einen der vielen Gemeindebauhöfen spaziert, sollte vielleicht mal ein Auge auf die Kunst werfen, die sich hier und da verbirgt.

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