25. Mai 2010

Freiheit im Museumsquartier?

Das Museumsquartier wurde zurückerobert – wir haben es alle mitbekommen, es wurde medial ausgeschlachtet. Die viel wichtigere Frage ist jedoch, weshalb wird immer wieder versucht, den urbanen öffentlichen Raum zu kommerzialisieren und in Regelwerke zu zwängen?

Schon vor einigen Jahren passierte Ähnliches beim Wiener Club Flex. Vor dem Lokal fanden sich zahlreiche Nachtschwärmer ein, um bei ein paar Bier laue Sommernächte im Freien genießen zu können. Keiner hatte ein Problem damit wenn man, um das ohnehin nicht besonders hohe studentische Budget zu schonen, seine Getränke selbst mitnahm.

Wieso auch?

Das Flex als ehemaliges besetztes Gelände, immer bewusst alternativ und offen – wer sollte da was dagegen haben und die so oft selbst beanspruchte Freiheit einschränken?

Naja… bei allem Verständnis, irgendwann wurde dann doch abgeriegelt, kontrolliert und beschlagnahmt. Der Umsatz muss trotz hehrer Ideale eben dennoch stimmen – „Fremdgetränke” vorm Flex ade.

Nun ist es aber andererseits auch nicht so, als gäbe es in Wien sonst großartige Möglichkeiten des kommerzfreien Aufeinandertreffens außerhalb der eigenen vier Wände. Burggarten und Volksgarten schließen ja bekanntlich um 22 Uhr ihre Tore, von den Öffnungszeiten anderer Parks ganz zu schweigen. Da hat sich in den letzten Jahren das Museumsquartier als Sommertreffpunkt etabliert. Die gemütlichen Enzis schaffen Wohnzimmeratmosphäre, gleichzeitig gibt es die Möglichkeit mit den Nebenenzianern zu sozialisieren oder sich eben doch noch ins nahe Clubleben zu stürzen.

Nach dem überaus kreativen Einfall die MQ-Gäste nun für einen Besuch des stillen Örtchens zahlen zu lassen und damit – zumindest auf männlicher Seite – das „Outdoor”-Pissen in die stilleren Ecken des Innenhofes zum Usus zu machen, ging eine neue Nachricht die Runde:

In Zukunft ist auch im Museumsquartier das Mitnehmen von eigenen Getränken, musizieren, Rad fahren und alles was sonst noch unter den Begriff „Abendgestaltung eines Stadtmenschen” fällt, verboten.

Am Anfang wollten es viele ja gar nicht glauben. Bei einem Besuch des MQs dieser Tage, konnte man die umherpirschenden Securities dann aber doch nicht übersehen.

Rasch hat sich in der Folge ein Netzwerk des Protestes herausgebildet. Vor allem über Facebook hat man innerhalb kürzester Zeit mobilisiert und den Widerstand organisiert. Noch bevor man dann in medias res bzw. ans umsetzen der zahlreichen Flashmob-Vorschläge gehen konnte, ruderte man auf offizieller Seite dann doch wieder zurück.

Und wie kann es anders sein? Eine österreichische Lösung wird gefunden: Schuld sind immer die Anderen.

Das sei ja alles nicht so gemeint gewesen, natürlich dürfe man auch in Zukunft weiter seine eigenen Getränke konsumieren, nur „Saufgelage und Exzesse”, die wolle man verhindern. Und eigentlich sind ja die Securities, mit ihrem rabiaten Auftreten schuld an allem. Wer die wohl angeheuert hat…?

Dass die Maßnahmen wohl auch im Interesse der – ohnehin stets überaus gut besuchten –  ansässigen Gastronomie waren, die eine Chance witterte, den Umsatz gewaltig zu steigern, davon redet keiner. Wäre ja auch irgendwie peinlich, so im Nachhinein.

Nun ist er vorüber der kurze Albtraum.

Und gut ist es zu wissen, dass so viele Leute hinter der Idee eines offenen und freien Museumsquartiers stehen. Auch das ist in Zeiten wie diesen nicht selbstverständlich.

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