28. Mai 2010

Freiheit für die Wiener Wiesen

Wider der Stenzelisierung – Freiheit für die Wiener Wiesen! Dass es sich mit dem Web 2.0 wunderbar mobilisieren lässt – und ganz besonders mittels der Gesichtsbuch-Heimatseite, wie Hoffentlich-Nicht-Bürgermeister und Rapper-Nachwuchstalent Heinz Christian Strache es wahrscheinlich zu nennen pflegt – ist ein alter Hut. Was haben wir in letzter Zeit nicht unseren Protest kundgetan, gegen das Bierverbot im Museumsquartier, gegen das Aufstellen einer, die Geschichte etwas abweichend von der Realität sehenden, Präsidentschaftskandidatin – und das völlig zu Recht, wer braucht noch den Speaker’s Corner im Hyde Park, wer braucht antike griechische Foren: the revolution must be facebooked.

Diesmal geht’s um die Wiener Wiesen, denn diese sollen entgültig befreit werden vom Liegeverbot. Genau wie im Museumsquartier letzten Sommer plötzlich nicht ganz so zuvorkommende Sicherheitskräfte ihre Runden machten, die dafür sorgten, dass der öffentliche Platz nicht ganz so öffentlich ist, sind seit kurzem ebensolche Wachorgane in Burggarten & Co unterwegs, um freundlich darauf hinzuweisen, dass die Wiese nicht zum Liegen gedacht ist.

Wider der Stenzelisierung? Nun, natürlich gibt es auch hier zwei Seiten. Die eine Seite argumentiert, dass eben zuviel Müll gemacht und nicht weggeräumt wird, dass die Wiese am nächsten Tag aussieht wie die Mülldeponie Rautenweg, und deshalb eben Maßnahmen notwendig wären.

Die andere Seite findet, auch zu Recht, dass öffentliche Plätze eben belebt und öffentlich sein müssen und, dass Wien nicht zur statisch-sauberen Touristenmeile („jö schau die sauberen alten Bauwerke, jö schau da ist einer als Wolfgang Amadeus Mozart angezogen!) verkommen darf. Konsens anyone? Prinzipiell gilt’s hier ja an die Eigenverantwortung und an die Vernunft des Einzelnen zu appellieren. Nimm ein Sackerl für dein Gackerl, und wurst wie viel gelbe Dosen du im Park getrunken hast, nimm sie einfach mit. Nur das ist das natürlich genauso utopisch wie naiv. Eins steht jedoch fest, eine lebendige Stadt ist kein privatisiertes Museum und was wäre ein Frühling in Wien, ohne das Herumliegen im Burggarten, neben Diabolo-Sticks spielenden Hippies, am Macbook Drehbücher schreibenden Bobos und all den anderen Wiesenliegern.

Soetwas nimmt einer Stadt unnötig ein ganzes Stück an Lebensqualität, und deshalb auch von unserer Seite: Freiheit für die Wiener Wiesen!

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