7. April 2014

Freier Raum in Wien (?)

Stephansdom Wienblick (c) STADTBEKANNT

Wien gibt sich gerne als weltoffene, tolerante Stadt

Angesichts alternativer Lebensentwürfe, die sich von gängigen Normen und Ordnungsvorstellungen unterscheiden, stößt diese Toleranz aber gerne an ihre Grenzen.

Autonome Lebensmodelle werden in der Praxis in vielen Fällen von den Autoritäten abgelehnt und sogar bekämpft. Man fürchtet wohl, über Menschen, die aus dem üblichen Raster fallen, keine Handhabe mehr zu haben. Denn das Ziel dieser Menschen ist eine selbstbestimmte, nicht kommerzielle und antihierarchische Alltagsgestaltung.

Mobile Living

In individuell ausgebauten Lkws, Wohnwägen, Anhängern und Bussen bevorzugen die MitgliederInnen des Wagenburg-Kunstkollektivs Gänseblümchen das mobile Leben auf Rädern. “Mobile Living” ist dabei das zentrale Thema des Kollektivs.
Mit Kunst- und Do-It-Yourself- Projekten wollen sie einen Beitrag zur kulturellen und intellektuellen Stadtentwicklung leisten. Zu diesen Projekten gehört der Bau von SchaustellerInnenwägen, Motorrädern, Fahrrädern aber auch autarker Energieversorgung.
Seit ein paar Tagen ist die Gruppe zum wiederholten Male gezwungen, einen neuen Platz für ihre ca. 30 Wägen zu suchen. Die Stadt Wien scheint nicht an einer dauerhaften Lösung interessiert. Die Wagengruppen werden von einem Ort zum Nächsten geschickt. Dabei könnte die Stadt selbst an der Nutzung bestimmter Grundstücke profitieren. Zwischennutzung ist zumindest eine Möglichkeit, verfallende Flächen zu nutzen und zu beleben. Einige ungenützte Brachflächen in Wien bieten durch ihre zentrale Lage und angemessene Größe ideale Voraussetzungen für Wagenplätze.

Pizza bleibt

Auch die BewohnerInnen eines Hausprojektes sehen einer ungewissen Zukunft entgegen. Die Pizzeria Anarchia in der Mühlfeldgasse, im Zweiten Bezirk, versteht sich als offenes Kollektiv, das mit der Pizzeria einen sozialen und kulturellen Ort geschaffen hat, in welchem verschiedene Arten von Veranstaltungen und Diskussionen stattfinden.
Bekannt wurde das Haus, weil die BewohnerInnen in einen langen Rechtsstreit mit den Eigentümern verwickelt waren. Diesen wird in mehreren Fällen Immobilienspekulation in Wien vorgeworfen. Nach einem Gerichtsbescheid ist die Pizzeria Anarchia nun akut räumungsbedroht. Noch ist es zu keinen Räumungsversuchen seitens der Polizei gekommen und so soll es weiterhin jeden Sonntagabend Pizza aus dem Steinofen geben.

 

Für Interessierte: Die MacherInnen der Films Dreck ist Freiheit haben die Wagenburg Hafenstraße ein Jahr begleitet. Zu sehen den ganzen April, im Top Kino Wien.
Die Pizzeria Anarchia feiert am 1.5.2014 ihr großes Straßenfest.

 

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