18. März 2016

Florian Holzer im Gespräch

Florian Holzer Portrait (c) STADTBEKANNT

Interview mit Florian Holzer

Am 29. April 2016 startet das neue Format Hat´s G´schmeckt? auf W24 moderiert von Florian Holzer. Wir haben den Journalisten zum Gespräch getroffen und mit ihm über sein Leben als Lokalkritiker, die Fernsehsendung und seine Lieblingsplätze in Wien geredet.

 

Lieber Florian, wie wird man eigentlich Restaurantkritiker?
Da gibt es kein Modell. Es hat eher mit persönlichen Affinätiten zu tun und auch damit, wie du in der Kindheit mit Essen konfrontiert wurdest. Ich würde sagen bei mir war es Glück – ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Essen war für mich immer wichtig. Ich bin Diabetiker, meine Mutter war außerdem eine sehr gute Köchin und mein Vater hat in den 70er und 80er Jahren eine Sendung namens “Kulinarium” gehabt. Als Student habe ich für meinen Vater einen Sendungsbeitrag gemacht. Er hat mich für ein Interview zu Armin Thurnher geschickt und nach dem Interview hat mich Armin Thurnher gefragt, ob ich auch etwas für den Falter schreiben möchte. Ich meinte “Essen und Trinken würde mich interessieren” und in der darauffolgenden Woche durfte ich ihm auch schon meine erste Kritik bringen.

Was war deine erste Lokalkritik?
Das Optimahl in Hütteldorf. Es hat sich zwar seit 1988 verändert, aber es gibt es immer noch. Das Lokal hatte ein interessantes Konzept und es war neu. Ich hab mich auch schon damals für neue Lokale interessiert. Qualität war nicht so das ausschlaggebende Kriterium, sondern der “News”wert, neue Ideen und Trends.

Welche Trends kommen nun auf uns zu?
Es gibt im Moment ganz viele Trends und Tendenzen gleichzeitig.
‘Vegan’ war von der Industrie ein extrem forciertes Thema. Das ist jetzt wieder einigermaßen eingeschlafen. In Wien hat es nicht den Status bekommen, den es in den anderen Großstädten erhielt. Burger und Steak haben aufgeholt und was jetzt kommt, sind eher diese Modelle, die nicht eine spezielle Kulinarik, sondern einen Lifestyle verkörpern. Das Hipstermodell – Quereinstiger, Selbstverwirklicher mit selbstgemachten Säften und Rote Rüben-Zubereitungen oder einer individuellen Mischküche. Das kann in Glücksfällen sehr sehr toll sein und in weniger glücklichen Fällen wahnsinnig langweilig.

Hast du ein Stammlokal?
Nein. Das kann ich mir irgendwie auch nicht leisten, weil ich selber relativ viel essen gehe. Daher habe ich weder Zeit noch Lust mich regelmäßig ins selbe Lokal zu setzen.

Kochst du selber gerne?
Ja, sehr gerne. Jedoch leider schlecht, aber mit großer Leidenschaft.

Trauen sich deine Freunde dich noch einzuladen?
Nein. Lokalkritiker zu sein, führt effektiv dazu kulinarisch sozial zu vereinsamen.

Wie oft pro Woche gehst du in ein Lokal essen?
Ungefähr 2 – 4 mal pro Woche.

Kannst du auch „privat“ essen gehen oder wird das Lokal dann auch gleich „beäugelt“ vom Kritiker?
Doch schon, denn irgendwann will man von alldem nichts mehr wissen und will entspannt und mit Freude essen ohne Notizen zu machen.

Welche Kriterien müssen erfüllt werden, damit ein Lokal bei dir als Empfehlung gilt?
Es muss eine gute Geschichte erzählen. Ab dem Moment wo jemand es mit Begeisterung macht, weil es seine/ihre Herzensangelegenheit ist, weil er/sie beseelt ist. Dann ist es ein gutes Lokal.

Hast du schon eine wirklich negativ Kritik über ein Lokal geschrieben?
Ja, als ich noch skrupelloser war, habe ich negative Kritiken geschrieben. Aber da ich die Möglichkeit habe über Lokale zu schreiben, dann lieber über eines, dass ich empfehlen kann. Ich weiß, die Leute lesen schlechte Kritiken wahnsinnig gern, weil wir ja in Wien sind und die Hetzjagd hat anscheinend hier ihre Ursprünge, aber da spiel ich nicht mehr mit. Man bekommt zwar mehr Leser, mehr Applaus, wenn man Leute fertig macht – leider habe ich da eine Zeit lang mitgemacht, aber mittlerweile halte ich es für unnötig.

Hattest du schon mal einen „Shitstorm“ wegen einer Beurteilung?
Nein.

Warst du heute schon Essen?
Ja, wir haben gerade für W24 eine Sendung gedreht beim Wratschko und zum Schluss haben wir bei ihm gegessen.

Hat´s geschmeckt?
Ja, der ist super! Der bringt’s wirklich.

“Hat´s  G´schmeckt?” heißt ja das neue Format von W24, in dem du moderierst. Ist das deine erste Moderation?
Das ist das erste Mal, dass ich moderiere. Ich hab generell wenig Fernseherfahrung. Es ist eine völlig neue Herausforderung für mich! Das finde ich gut. Bei jeder Aufzeichnung bin ich wahnsinnig nervös. Zum Glück ist es nicht live und man kann es schneiden. Es macht mir riesengroßen Spaß diese Sendung zu machen, weil ich endlich ein neues Format gefunden habe, um Lokale zu präsentieren. Drei Leute erzählen mit Freude über ihr Lieblingslokal. So kannst du die ethnische Vielfalt deiner Stadt zeigen, Traditionen vermitteln und Hintergrundinformation rüberbringen, was schreibend in der Intensität nicht möglich ist.

Ab wann ist es zu sehen?
Ab dem 29. April!

Wer kann da mitmachen?
Jeder kann da mitmachen. Auf W24 gibt es ein Formular, das man ausfüllen kann. Zwei bis drei Lokale sollten vorgeschlagen werden. Natürlich sollte auch etwas über die eigene Person und über das Lokal, das man präsentieren möchte, geschrieben werden. Je eloquenter man ist, umso größer ist die Chance ins Fernsehen zu kommen.

Wie ist der Ablauf der Sendung?
Man nominiert sein eigenes Stammlokal, das man den anderen beiden Gästen und dem Publikum vorstellt.
Jeder Gast testet zuvor die anderen Lokale, die vorgeschlagen wurden und dann wird in der Sendung über die Lokale geredet.

Und weil ich von STADTBEKANNT bin, interessieren mich noch deine Lieblingsplätze in Wien.
Generell, Weinberge im 19. Bezirk. Nußberg und seine angrenzenden Täler – den Reisenberg halte ich für einen magischen Ort – für Kraftplätze. Landschaftlich so wahnsinnig schön. Du siehst und spürst – da kann fantastischer Wein wachsen, denn ich bin leidenschaftlicher Weintrinker und Macher.

Vielen Dank für das nette Gespräch!

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