17. Juli 2014

Filmkritik: Paris um jeden Preis

METRO Kinokulturhaus Kinobar (c) STADTBEKANNT

Wer großes avantgardistisches französisches Kino erwartet, wird enttäuscht den Kinosessel räumen. Dieser leichtfüßige Film findet seinen Platz wohl eher im Mainstream-Kino mit dem Vermerk „was Frauen gerne sehen“ und bringt eines auf den Punkt: Die Franzosen lieben ihr Paris, komme was wolle.

Die Wahlpariserin Maya (Reem Kherici) genießt ihr Leben in vollen Zügen, taumelt von einer Party zur anderen, vergeht ungeniert Verkehrssünden, designt zwischendurch für ein Haut-Couture-Label, das offensichtlich ihren Geldbeutel füllt und steht kurz vor einer Beförderung. Alles läuft super, wäre da nicht diese eine feuchtfröhliche Nacht in der Maya bei einer Polizeikontrolle auf ihre fehlende Aufenthaltsgenehmigung aufmerksam gemacht wird. Nun bekommt der Film eine bitter tragische Komponente. Aus heiterem Himmel wird Maya nach Marokko ausgewiesen und um nichts in der Welt will sie dort hin und schon gar nicht dort bleiben.

Spitzzüngige Dialoge und jede Menge Situationskomik

In weiter Folge bringt der Film immer mal wieder seine ernste Seite zum Vorschein, die sich perfekt zwischen Mayas wahnwitzigen Versuchen, endlich wieder nach Paris zu kommen, hineinmogeln. Und was wäre es denn für ein Streifen, wenn nicht auch ein wenig herzerwärmende Romantik mit im Gepäck wäre. Romantik die in dieser Story leider wie dem Zucker auf der Eispalatschinke gleicht – zwar nett gemeint und schön zum Ansehen, aber geschmacklich völlig überflüssig. Aber immerhin führt der kleine romantische Ausflug dazu, dass sich die Wahlpariserin mit ihrer heimischen Kultur auseinandersetzt. Und das soll nicht unbelohnt bleiben.

Getragen wird Paris um jeden Preis von spitzzüngigen Dialogen, in denen man sich kein Blatt vor den Mund nimmt und jeder Menge Situationskomik, die für den einen oder anderen Lacher sorgt. Klischees haben hier ihren ganz großen Auftritt – so etwa wenn Maya mitten in der Wüste in High-Heels umherstolpert. Leider sind diese bereits so abgedroschen, dass einem höchstens noch ein müdes Grinsen auskommt. Jedoch überzeugt der Film aufgrund seiner sympathischen Charaktere, die authentisch von den Schauspielern verkörpert werden.

Mittelmäßige Sonntagskomödie

Die beinahe Ein-Frau-Produktion bei der Reem Kherici erstmals Regie führte, die Hauptrolle spielt und auch am Drehbuch mitschrieb, punktet mit einer leicht zur verfolgenden Gesamtkonstruktion und schafft es mit überraschenden Gags die Zuseher bis zum Ende in den Sitzen zu halten. Dennoch schafft sie es nicht über das Mittelmaß hinauszuschießen. Vor allem das Ende von Paris um jeden Preis scheint sehr abrupt, worüber auch nicht das vorhersehbare, aber fröhliche Happy-End hinwegtröstet. Kurzum eine durchaus nicht übel anmutende Komödie, die perfekt scheint für verregnete Sonntage.

Paris um jeden Preis
Regie: Reem Kherici, Drehbuch: Reem Kherici, Morgan Spillemaecker, Philippe Lacheau
Darsteller: Reem Kherici, Cécile Cassel, Tarek Boudali, Philippe Lacheau
Filmlänge: 97 Minuten, Kinostart: 18.07.2014

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