30. Juni 2014

Filmkritik: Mädelsabend

METRO Kinokulturhaus (c) STADTBEKANNT

Ein Abend und seine weitreichenden Auswirkungen bringen eine aufstrebende Reporterin ganz schön in die Bredouille.

Der Titel Mädelsabend – Nüchtern zu schüchtern! ist ein trügerischer, da besagter Abend nur wenige Minuten des gesamten Films in Anspruch nimmt. Ähnlich wie in den Hangover-Filmen stehen hier stattdessen die unvorhersehbaren und mitunter aberwitzigen Konsequenzen von alkoholbedingtem Kontrollverlust im Mittelpunkt, was zu allerlei absurden Situationen führt.

Ein einfaches Konzept mit viel komödiantischem Potenzial

Meghan (Elizabeth Banks) hatte schon bessere Tage. Die Stelle als Nachrichtensprecherin bei einem großen Sender scheint ausser Reichweite zu liegen und dann wird sie auch noch von ihrem Freund verlassen. Das nimmt sie zum Anlass, um mal richtig die Sau rauszulassen und mit ihren Freundinnen saufen zu gehen. Die durchzechte Nacht und ein One-Night-Stand mit dem Barkeeper bleiben aber nicht folgenlos. Ihr Auto wird, mit ihrer Handtasche darin, abgeschleppt – gerade als sie die Nachricht erhält, dass sie doch noch Chancen auf den ersehnten Job hat. Darum muss sie sich nun, in Highheels und im kurzen Stretchkleid, ohne Geld und Plan durch halb L.A. schlagen und dabei allerlei Widrigkeiten überwinden, um zu ihrem Auto und vielleicht doch noch zum Traumjob zu kommen.

Das Konzept des Films ist ein denkbar einfaches: eine Frau mit – outfitbedingt – zweifelhaftem Auftreten wird in ein absolut ungewohntes Umfeld befördert und hangelt sich durch allerlei Missverständnisse wieder zurück in die „Normalität“. Das verheißt einen breiten Spielraum für lustvolles Jonglieren mit diversen Klischees und Situationskomik. Tatsächlich ist beides ansatzweise in Mädelsabend zu finden, und der Film hebt mit teils amüsanter Erzählweise und spritzigen Dialogen an.

Kein Mut zu Respektlosigkeit

Die Spritzigkeit lässt im weiteren Verlauf allerdings nach, mündet in eine Aneinanderreihung von, manchmal gelungenen immer häufiger aber lahmen, Scherzen und gipfelt in einen enttäuschend konventionellen Schluss aus der Rom-Com Mottenkiste. Etwas mehr Mut zur Abweichung und Respektlosigkeit hätte Mädelsabend gut getan, auch wenn die Abwesenheit von auf Körperflüssigkeiten basierendem Humor wohltuend ist. So bleibt der Film eher zahnlos und schöpft die vom Plot gebotenen Möglichkeiten, eine bissige Gesellschaftsstudie mit subversiver Situationskomik zu vereinen, nicht aus.

Auch die schauspielerischen Leistungen bewegen sich eher im Mittelmaß und haben daher keine nachhaltig erheiternde Wirkung. Einen beständigen Lichtblick gibt es immerhin in Form der wunderbaren Elizabeth Banks, die ihre Rolle herrlich uneitel und unverkrampft ausfüllt, ansonsten wird Mädelsabend seiner Prämisse aber nicht gerecht und schwimmt im großen Teich der beliebigen Komödien irgendwo in der Mitte mit.

Mädelsabend
Regie und Drehbuch: Steven Brill
Darsteller: Elizabeth Banks, James Marsden, Gillian Jacobs, Sarah Wright
Filmlänge: 97 Minuten

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