21. Mai 2014

Filmkritik: Godzilla

60 Jahre nachdem Japans Kaiju-Ikone zum ersten Mal auf der Leinwand für Zerstörung sorgte, lässt Regisseur Gareth Edwards (Monsters) ihn wieder los. Ein Film wie das Titelungetüm: Etwas zu laut und gewaltig, aber im Grunde einer von den Guten.

„Godzilla ist hier, um wieder für Ordnung zu sorgen.“, erklärt Ken Watanabes Wissenschaftler Dr. Ishiro Serizawa dem amerikanischen Militär. Das fühlt sich durch das Welt-rettende Einschreitende des, wie es auf dem US-Plakat von 1954 hieß: „King of the Monsters“, marginalisiert an: „Und wir stehen einfach rum und sehen zu?“ So ungefähr, wie auch die Kinozuschauer.

Zerstörungsorgie der Riesen-Urwesen
Die sitzen natürlich, denn 123 Minuten stehen wäre ziemlich anstrengend. Ursprünglich sollte Edwards Reboot sogar 10 Minuten länger sein. Zusätzliche Szenen vermisst man trotzdem kaum. Nicht weil das 3D-Creature-Feature ein harmonisches Ganzes abgäbe, sondern eher weil es streckenweise langatmig gerät. Das gilt gerade am Anfang, der eine überflüssige Vorgeschichte erzählt, einen bis zu seinem Ableben extrem nervigen Nebencharakter einführt, und scheinbar exklusiv für das US-Publikums etabliert, dass die Amerikaner die Monster-Attacke viel früher und konkreter erahnt haben als die Japaner.

15 Jahre nachdem seine Ehefrau in Japan bei einer Kernschmelze in einem Reaktor umkam ist Joe Brody (Bryan Cranston) davon besessen, die wahre Ursache der Katastrophe herauszufinden. Sein erwachsener Sohn Ford (Aaron Taylor-Johnson), der als Sprengstoffexperte mit seiner Familie in den USA lebt, hält seinen Vater für verrückt. Bis der Angriff zweier Riesen-Urwesen ihn umstimmt. Die MUTO (Massive Unidentified Terrestrial Organism!) ernähren sich von Radioaktivität und bringen im Paarungstrieb Verwüstung. Aufhalten kann sie nur – Ford? Fast. Ford und Godzilla, den einst gezielte Atombomben-Angriffe eines geheimen Regierungskonglomerats nicht töten konnten.

Nur vage kritische Untertöne
Die unterschwellige Botschaft, die Edwards im Sinne der Vorlage und eines skeptischen Science-Fiction wie ihn sein Spielfilmdebüt vertrat, nie aus dem Blick verliert, ist naheliegend und eingängig. Nukleartechnik birgt eine Kraft, die, einmal entfesselt, schier unbezwingbar ist. Die Natur ist dahingegen zwar bedrohlich, doch nicht feindselig. Ist in Regisseur Ishiro Hondas Urwerk das atomare Trauma noch deutlich präsent, sind die kritischen Anklänge heute nur vage Silhouetten in einer von Rauch, Feuer und Flutwellen verdunkelten Filmwelt. Ebenso die Charaktere, besonders wenn sie weiblich sind wie Juliette Binoche, Sally Hawkins und Elizabeth Olsen – oder Japaner.

Die haben sich in Fankreisen angeblich über Godzilla lustig gemacht. Aber in einem sind sich alle – inklusive der Berliner Kollegen – einig: „Besser als der von Emmerich.“

 

Godzilla
Regie: Gareth Edwards, Drehbuch: Max Borenstein, Dave Callaham
Darsteller: Aaron Taylor-Johnson, Ken Watanabe, Bryan Cranston, Elizabeth Olsen, Sally Hawkins
Filmlänge: 123 Minuten

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