18. Mai 2018

Es geht noch grüner: Aufruf zum zivilen Ungehorsam

Guerilla Gardening (c) STADTBEKANNNT

Guerilla Gardening in Wien

Aus Freude über den Frühling stellen wir euch Guerilla Gardening vor! Es ist zwar kein nagelneues Konzept, doch auch Altbewährtes hilft dabei, die Stadt überall da zu begrünen, wo es an Grün fehlt. Was den Guerilla Gärtner ausmacht und wie die Sache funktioniert, erfahrt ihr hier.

Guerilla Gärtner, was für ein Wort. Unwillkürlich denkt man an einen klammheimlich und strategisch agierenden Typen mit Tarngewand oder Kapuze und reichlich Pflänzchen im Gepäck. Die Waffen dieses urbanen Kriegers sind zwar Bomben, doch was herauskommt, ist grün, bunt, blühend oder essbar. Eine friedliche Mission also, eine Mission des Verschönerns – doch trotzdem behaftet mit der coolen Aura des Subversiven. Denn der Guerilla Gärtner ist ein Eroberer – Stück für Stück verwandelt er die graue Ödnis der Stadt zurück in grüne Idylle.

 

Wer sind die Guerilla Gärtner?

Wer schon einmal aktive Guerilla Gärtner getroffen hat, weiß, dass das oben geschilderte Klischee kaum zutrifft. Guerilla Gärtner kann jeder und jede sein: von der Hausfrau über die Schülerin bis zum Bankmanager. Er oder sie braucht auch keine Vermummung – nur den richtigen inneren Antrieb, ein bisschen Know-How, und ein bisschen mehr Freizeit. Die Motivation, ein Guerilla Gärtner zu werden, kann unterschiedlich sein. Von der Belebung des öffentlichen Raums über sozialen politischen Aktionismus, direkte Lebensmittelversorgung, unbändiger Blumenliebe oder Spaß an der Gartenarbeit ist alles dabei.

(c) stadtbekannt.at
(c) stadtbekannt.at

Wie gehen sie vor?

Da es die Hauptabsicht des urbanen Gärtners ist, sein Lebensumfeld und das Stadtbild zum Positiven zu verändern. In einem ersten Schritt muss er daher ein geeignetes Feld für seine Betätigung finden. Besonders gut für spontane Gartel-Aktionen sind öffentliche ungenutzte Plätze, Grünstreifen, Verkehrsinseln, Bauminseln und generell jeder vergessene Winkel wie etwa ein Hinterhof.

Der nächste logische Schritt folgt der Frage: Wie lässt sich dieses Fleckerl am besten nutzen? Beachtenswert für die Auswahl der Pflanzen ist, ob es sich um einen sonnigen oder schattigen Platz handelt, wie genügsam eine Pflanze ist und ob Regen alleine genügt, um die Pflanzen ausreichend mit Wasser zu versorgen. Von Vorteil ist immer die Nähe zum Wohnort, um einfach schnell mal zu sehen, ob alles in Ordnung ist und sich am Wachstum zu erfreuen.  Als Einzelkämpfer oder in der Gruppe geht’s anschließend bewaffnet mit Sparten, Hacke und Setzlingen an die Arbeit. Manchmal reicht auch schon eine einfache Samenbombe – ein Gemisch aus Erde, Ton und diversen Samen – um das gewünschte Blühen und Gedeihen zu erreichen. Besonders eignen sich Samenbomben für Orte, die unzugänglich sind, aber nur einen Wurf weit entfernt liegen. Samenbomben kann man übrigens selber machen.

Engagierte Guerilla Gärtner säen nicht nur aus, sondern kümmern sich auch nachher noch um ihre Schützlinge – etwa, indem sie bei langen Trockenheiten mit der Gießkanne oder einer Flasche Wasser vorbeischauen.

Garten Weilinger Blumen (c) STADTBEKANNT
Garten Weilinger Blumen (c) STADTBEKANNT

Tipps für angehende Guerilla Gärtner

Konkrete Tipps für das Gelingen der eigenen Guerilla Gardening Mission gibt es im Internet reichlich zu finden, etwa auf dieser Website, die zwar verwaist erscheint, jedoch reichlich brauchbare Hinweise enthält. Welche Pflanzensamen eignen sich gut? Welche Ausrüstung benötige ich? Und was bitteschön ist ein Moos-Graffiti? Solche und noch viel mehr Fragen wird im Internet ausführlichst auf den Grund gegangen. Wer lieber ein Buch liest, dem sei „Guerilla Gardening – Das Botanische Manifest” des Londoner Gartenguerillo-Pioniers Richard Reynolds empfohlen.

Zuletzt noch ein Hinweis: Selbst Guerilla Gardening zu praktizieren, klingt zwar nach einer Nacht- und Nebelaktion – wenn jedoch der Ort entsprechend gewählt wurde, zeigte unsere Erfahrung, dass auch zur Tageszeit unbehelligt gegärtnert werden kann. Mit neugierigen Blicken darf immer gerechnet werden. Achtung: Abstand nehmen sollte man vom „Hineinpfuschen” in Parkgestaltungen, städtische und private Gartenanlagen. Hier drohen teils sogar rechtliche Konsequenzen. Hingegen spricht recht wenig dagegen, eine hässliche Straßeninsel mit niedrig wachsenden (nicht sichtbehindernden) Blumen-Samenbomben oder einen faden Streifen Brachland mit Kräutern zu bepflanzen.

In diesem Sinne: Pimp Your Pavement!

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