20. Oktober 2019

Elfriede Jelinek

Elfride Jelinek - Bücher - Cover - Rowohlt

Große Österreicherin

Eine Literatur der zornigen Auflehnung, mit Leidenschaft geschrieben. So bezeichnete Elfriede Jelinek einmal ihr literarisches Schaffen.

Ihre Literatur beschönigt nichts und zeigt stattdessen die Grausamkeiten der Gesellschaft auf, die in den meisten Fällen lieber vertuscht, als wie in Elfriedes Werk offen angesprochen werden.

Gedrilltes Wunderkind

Elfriedes schwierige Kindheit wurde für sie zur Quelle ihres Schreibens. Die psychische Erkrankung des Vaters und das schwierige Verhältnis zur Mutter prägten sie stark. Die Mutter wollte aus Elfriede ein Wunderkind machen, der Vater starb in einer psychiatrischen Klinik. Am Konservatorium Wien studierte Elfriede Klavier, Orgel, Blockflöte und Komposition. Als sie begann, literarische Texte zu verfassen, war immer wieder das Leid engagierter Personen, häufig auch Frauen, an der Gesellschaft Thema. So übte Elfriede in ihren Werken Kritik an patriarchalen Machtverhältnissen.

Den Mund aufmachen

Elfriede wollte mit ihrer Literatur keineswegs eine positive Utopie schaffen und zeigen, was sein könnte. Im Gegenteil, sie wollte das Schlechte aufzeigen, das bereits existiert und dadurch in den LeserInnen Wut und Leidenschaft hervorrufen. Wie sehr ihr das gelang, zeigte sich auch anhand der polarisierenden Reaktionen auf ihre Werke. In Österreich, das auch durch die Verdrängung seiner eigenen Vergangenheit stark geprägt ist, wurde sie mitunter als „Nestbeschmutzerin“ bezeichnet. Doch Elfriede scheute sich nicht davor, Situationen und gesellschaftliche Missstände beim Namen zu nennen.

Kein Verstummen

2004 erhielt Elfriede den Nobelpreis für Literatur. Das Komitee nannte den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen und die sprachliche Leidenschaft, mit der sie soziale Klischees enthüllt als Begründung ihrer Wahl. Elfriede zeigt nach wie vor die dunklen Seiten der Gesellschaft auf. In ihrem Drama „Die Schutzbefohlenen“ thematisierte sie die Flüchtlingskrise, das Drama „Am Königsweg“ wurde von Donald Trumps Wahl zum Präsidenten der USA inspiriert. Elfriede hält der Gesellschaft den Spiegel vor und lässt ein Wegsehen vor aktuellen Grausamkeiten nicht zu. Ein Attribut, das ihr Werk in Zeiten eines erstarkenden Populismus umso wichtiger macht.

Foto: Bücher –  Cover – Rowohlt

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt