20. Juli 2015

Ein Plädoyer für die Siesta

Sonne (c) STADTBEKANNT

Mittagsschläfchen für die Wiener

Eine Mittagsruhe, zumindest während der ärgsten Hitze, würde auch Wien gut tun!
Früher war ja selbst in Wien das Mittagsschläfchen eine gehegte und gepflegte Tradition. Mit der Veränderung der Arbeitsabläufe und der Ausdehnung der Freizeitvergnügen in die immer späteren Abendstunden, hat sie sich jedoch überlebt. Zumindest während der ärgsten Hitze fehlt sie uns aber sehr.
Die Spanier nennen es Siesta, die Mittagsruhe zwischen 14:00 und 17:00 Uhr, die zwar an Bedeutung verliert aber immer noch geschätzt wird und auch im übrigen Mittelmeerraum weite Verbreitung findet. In China steht der Mittagsschlaf, Xeu-Xi genannt, sogar als ein Recht der Arbeitnehmer in der Verfassung und auch in Japan ist das kurze Nickerchen zwischendurch nichts unübliches.
In Österreich und vielen anderen Ländern ist die Ruhe zwischen dem Vormittag und dem Nachmittag leider zunehmend zum alleinigen Vergnügen älterer Semester geworden. Warum das so ist, dafür lassen sich etliche Gründe nennen:
Die Anreisewege zwischen Arbeits- und Wohnstätte wurden immer länger, das Heimfahren um zu schlafen lohnte sich also immer weniger. Freizeitaktivitäten verlagerten sich mehr und mehr in die Abendstunden, eine rasche Beendigung der Arbeit wurde attraktiver. Veränderte Sozial- und Arbeitsorganisationsformen taten ihr übriges.

Mittagsschlaf ist gesund

Am antiquierten Image des Mittagsschlafs, der im öffentlichen Bewusstsein den Geist der 50er Jahre verströmt, tut es keinerlei Abbruch, dass medizinische Studien beinahe ausnahmslos den gesundheitsfördernden Aspekt der Mittagsruhe betonen. In Griechenland kam eine Studie zum Schluss, das bei den Probanden das Herzinfarktrisiko um 37 Prozent niedriger als bei Nicht-Mittagsschlaf-Haltenden war. Andere Studien sahen eine reduzierte Burn-Out Gefahr, erhöhte Lernfähigkeit und deutlich verbesserte motorische Fähigkeiten, sowie eine stark reduzierte Fehleranfälligkeit auf der Habenseite des Mittagsschlafs. Besonders wirkungsvoll scheint in Punkto Gesundheitsförderung der kurze Schlaf zu sein. Denn in kurzen Schlafphasen fallen Menschen nicht in tiefen Schlaf und sind nach dem Aufwachen weniger erschöpft, auch zur Burn-Out Prävention scheint diese Schlafform besonders geeignet zu sein.

Mittagsschlaf reduziert den Gesamtschlaf

Neben der gesundheitsfördernden Wirkung des Mittagsschlafs, ist ein weiterer Vorteil des Aufteilens des Schlafes auf mehr als eine Einheit, dass das gesamte Schlafbedürfnis reduziert ist. Wer Mittagsschlaf hält, wird in den meisten Fällen mit insgesamt weniger Schlaf auskommen, als Personen die darauf verzichten und dennoch die selbe Leistungsfähigkeit erreichen.
All die positiven Aspekte des Mittagsschlafs, Powernappings, oder wie man es auch immer nennen möchte, führen langsam aber stetig zu gesteigerter Akzeptanz auch bei den Arbeitgebern. Leiden diese doch auch unter unausgeschlafenen Mitarbeitern, die fehleranfälliger und leistungsschwächer sind. Die Firma Eurofoam bietet beispielsweise eigene Powernapping Liegen für Büros an, die den Mittagsschlaf fördern wollen.

Powernapping und die Hundstage

Nie ist der erholsame Schlaf angenehmer, als während der ärgsten Affenhitze. Gerade jetzt, lässt sich um die Mittagszeit außer transpirieren nicht viel machen. Wer nicht Urlaub hat, muss trotz extremer Temperaturen arbeiten, leistet aber im Durchschnitt nur einen Bruchteil dessen, was normalerweise möglich wäre. Aber auch die Konsumenten bleiben zu Hause, so sie denn im Lande sind, wer will schließlich in der ärgsten Mittagshitze über die Mariahilfer Straße flanieren? Eben!
Warum also nicht mit gutem Beispiel voran gehen und wenigstens für die nächsten Wochen, eine Siesta für Wien ausrufen. Zwischen 14:00 und 17:00 Uhr werden die Läden heruntergerollt und kühlere Orte aufgesucht. Powernappen und dösen muss man ja nicht zu Hause, wenn einen das Konzept des Mittagsschlafs zu sehr an die 50er erinnert. Wiens Parks, die Freibäder, das MuseumsQuartier und viele andere Orte bieten ausgezeichnete Möglichkeiten zum öffentlichen Halb- oder Ganzschlaf.
Nach erholsamen Stunden könnten wir dann wieder an unsere Arbeitsorte zurückkehren und würden damit allen einen Gefallen tun. Uns selbst, den Arbeitgebern, der Gesundheit und den Kollegen, die uns nicht beim Schwitzen und nach Luft ringen zusehen müssen.

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