10. Juli 2013

Ein Achterl

Wie viele Achterl gehen sich aus 700 Hektar Weinbaufläche aus? 

Wien und Wein, diese Liebe ist mehr als ein Anagramm. Wien ist die einzige Großstadt der Welt mit nennenswertem Weinbau und der Heurige ist eine Wiener Lokalspezialität: „It is difficult to describe, it’s a winebar, like a pub, but with wine, and even more gemütlicher, you know.“

Der Wiener selbst pflegt das Image der Weinstadt, seit Volksschauspieler Hans Moser die „Reblaus“ gesungen hat:

Ich muss im früh’ren Leben a Reblaus g’wesen sein,
sonst wär’ die Sehnsucht nicht so groß nach einem Wein;
d’rum tu den Wein ich auch nicht trinken, sondern beißen,
und hab den Roten grad so gern als wie den Weißen.
Und schwören könnt’ ich, dass ich eine Reblaus g’wesen bin,
ich weiß bestimmt, ich hab’ gehaust in einem Weingarten bei Wien …

Der nostalgische Staub des Wienerliedes und der Heurigengemütlichkeit verdeckt oft, dass Wien im Weinbau längst moderner ist. Wiener Weine werden exportiert und ausgezeichnet. Die Weinbauflächen werden bei Weinwandertagen von ihren Winzern präsentiert. Auf gut 80 Prozent der knapp 700 Hektar Weinbaufläche werden Weißweine angebaut, der Rotwein-Anteil (20 Prozent) ist allerdings am Wachsen. Ein Teil der Weingärten, die rund 1,7 Prozent des Stadtgebietes ausmachen, liegt zur Bodenerholung immer brach. Etwa die Hälfte des Wiener Weinbaugebietes liegt am Kahlen- und Nussberg, fast zur Gänze im 19. Bezirk. „Über der Donau“, an den sanften Hängen des Bisambergs, liegen gut 250 Hektar Weingärten. Im Süden Wiens gibt es einige kleinere Weinflächen mit Heurigen. Wiens kleinster Weingarten mit sechzig Rebstöcken ist auf dem Schwarzenbergplatz, wo der Wiener Bürgermeister alljährlich medienwirksam erntet.

Der Ertrag der Wiener Weingärten liegt im Schnitt bei rund zwei Millionen Litern pro Jahr – 2011 waren es sogar 2,5 Millionen, dafür 2009 und 2010 je nur rund 1,7. Von den durchschnittlich etwa 16 Millionen Achterln, die von den rund vierhundert Weinbaubetrieben erzeugt werden, wird allerdings eine Menge gleich beim Heurigen getrunken. Denn wie singt Moser:

Ich hab’ mir schon als Kind gedacht:
was kann denn das nur sein?
Wenn d’ Mutter mir a Milch hat geb’n,
da wollt’ ich schon an Wein.

„Darf’s a bisserl mehr sein?“

Weitere Fragen zu Wien und deren interessante Antworten findest du in Wann verlor das Riesenrad seine Waggons? von Axel N. Halbhuber erschienen im Metroverlag.

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