Alljährlich am 9. November wird im deutschsprachigen Raum der „Tag der Erfinder“ begangen. Dass an diesem Tag auch Hedy Lamarr ihren Geburtstag feierte, ist kein Zufall. Die österreichisch-amerikanische Schauspielerin trug jede Menge Innovationsgeist in sich. Ein Beitrag über fünf in Wien geborene ErfinderInnen, deren Errungenschaften die Welt beeinflussten.
Stilikone, Sexsymbol und erste Frau, die sich im Film nackt präsentierte präsentierte und einen Orgasmus mimte, was nicht nur einen globalen Skandal auslöste, sondern sogar den Papst veranlasste, ihren Streifen „Ekstase“ anzuprangern. Dies zum bekannten Teil der Biografie von Hedy Lamarr, eigentlich Hedwig Eva Maria Kiesler. Weniger vertraut ist das profunde Technik-Knowhow und der leidenschaftliche Erfindergeist der von 1914 bis 2000 lebenden österreichisch-amerikanischen Schauspielerin. Denn die Mimin und der Komponist George Antheil, ein guter Freund und wie Lamarr dem Hitler-Regime alles andere als zugetan, entwickelten 1942 eine Funkfernsteuerung für Torpedos, die mittels ständig wechselnder Frequenzen schwer anzupeilen war. Das US-Militär lehnte das kostenlose Offert von Lamarr und Antheil damals jedoch ab. Erst im Zuge der Kubakrise (1962) griff es auf das Frequenzsprungverfahren zurück, jedoch war zu diesem Zeitpunkt Lamarrs und Antheils Patent längst abgelaufen. Heute dient die Schöpfung der beiden als Grundlage für die gängigen Mobilfunk-Technologien – GPS und WLAN-Standards fußen auf deren Prinzip.
Der Djerassi Carl – die „Mutter der Babypille“
Auch Carl Djerassi ließ sich nicht davon abhalten, in der Alpenmetropole das Licht der Welt zu erblicken. 1938 musste der damals 15-Jährige allerdings in die USA fliehen, wo er dank seiner Pflegeltern eine erstklassige Ausbildung absolvieren konnte. Im zarten Alter von 21 Lenzen promovierte Djerassi bereits in organischer Chemie. Zwei Errungenschaften bescherten ihm danach weltweite Resonanz: Die Synthetisierung des Hormons Cortison, die dessen Massenproduktion ermöglichte, sowie 1951 die Synthetisierung des Schwangerschaftshormons Gestagen, welche er gemeinsam mit den Pharmakologen John Rock und Gregory Pincus zur Grundlage der Antibabypille werden ließ. Den Begriff „Antibabypille“ lehnte deren „Mutter“ übrigens zeit ihres Lebens ab. Djerassi verstand seine bahnbrechende Innovation stets als ein Instrument im Dienste der Frauenunabhängigkeit und keineswegs als Mittel gegen Kinder. 2015 starb der Chemiker in San Francisco. Im Gegensatz zu Lamarr, deren erfinderischer Beitrag in Vergessenheit geriet, bescherte Djerassis Innovation ihm Ruhm und Reichtum.
Die Schokoladenseite vom Sacher Franz
Greift man heimische Erfindungen auf, die weltweiten Erfolg zeitigten, muss man auch die Sachertorte anführen. Kreiert wurde diese vom gleichnamigen Lehrling Franz Sacher, der 1832 im jungen Alter von 16 Jahren für erlesene Gäste des Fürsten Metternich ein Dessert zu zaubern hatte, da sein Chef krank in der Horizontalen lag. „Daß er mir aber keine Schand’ macht, heut Abend!”, ließ der Staatskanzler dem unerfahrenen Kulinarikeleven angeblich noch ausrichten. Der junge Sacher aber behielt die Nerven und bemühte Butter, Mehl, Zucker sowie Marillenmarmelade und Zartbitterschokolade, um eine Kreation zu schaffen, die noch heute Mehlspeisentiger aus aller Herren Länder zu verführen weiß.
Die Meitner Lise – eine Luzide muss im Schatten bleiben
Am 27. Oktober 1968 starb mit Lise Meitner eine österreichische Physikerin, die vor über 80 Jahren als erster Mensch die Kernspaltung erklären konnte. Meitner, die zunächst in Berlin bei Max Planck arbeitete, dann aber vor den Nazis nach Stockholm flüchten musste und dort weiterforschte, erkannte, welche Prozesse dahinter steckten und ließ die punktgenaue Erklärung ihrem Kollegen Otto Hahn zukommen. Während Hahn für die die Entdeckung und den radiochemischen Nachweis der Kernspaltung im Jahr 1944 mit dem Nobelpreis für Chemie bedacht wurde, ging Meitner leer aus. Bis zu ihrem Tod wurde die Physikerin, die an einer größten wissenschaftlichen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts mitgewirkt hatte, nicht weniger als 48 Mal für die renommierte Auszeichnung vorgeschlagen – ergebnislos. Die Vorahnung, dass ihr Meilenstein auch die schlimmste Waffe aller Zeiten ermöglichen könnte, hatte Meitner nicht. Ihre Intention war es, den Geheimnissen der Natur näherzukommen.
Der Kyselak Joseph taggt sich durchs Land
Sich über Schmierereien an Gebäuden, Denkmälern und dergleichen zu empören, ist zwar meist durchaus angebracht, aber keine neue Disziplin. Schon im Alten Ägypten verspürte so mancher Schmierfink den Drang, seine Spuren an Tempeln, in Gräbern oder auf Statuen zu hinterlassen. Mit dem Wiener Registraturbeamten Joseph Kyselak (1798–1831) gab es aber viele Jahrhunderte später einen, der dies exzessiv zu betreiben begann und damit zu einer Art Vorläufer der heutigen „Tagger“ und des „Graffiti-Writings“ wurde. Der begeisterte Wanderer hinterließ im Zuge seiner Touren in der ganzen Monarchie seinen Namen mit Schablone in fetter schwarzer Schrift– auf öffentlichen Plätzen und Denkmälern, aber auch an Mauern, Felswänden und wo immer es sich anbot. Warum er dies tat? Angeblich zunächst infolge einer Wette, nach der er in drei Jahren im ganzen Kaisertum Österreich bekannt werden wollte, bald wurde jedoch eine Leidenschaft daraus. Den Output des Urtaggers kann man übrigens noch heute bestaunen – etwa auf zwei Obelisken im Schwarzenbergpark, auf einer Felswand in der Wachau sowie an der Burgruine Rauheneck bei Mödling.
Foto: Hedy Lamarr 1944 Move of MGM, Franz Sacher, Lise Meitner ca. 1925. OPA at National Archives.