19. Oktober 2011

Die Tücken der Viennale

Wieder einmal ist es soweit: die Viennale zieht in die Stadt ein und sorgt neben Freude und Begeisterung auch für Furcht und Schrecken – denn das beliebte Filmfestival birgt so manche Tücke.  Wir haben uns die Hauptprobleme einmal angesehen – Achtung Satire. 
Soziale Deprivation

Zwei Wochen nur im Kino zu verbringen geht klarerweise an die Substanz. Zwei Wochen nur sitzen und geradeausstarren? Zwei Wochen lang, wenn überhaupt, dann nur noch über Film reden? Das sorgt nicht nur für körperliche Beschwerden wie Kopfweh, wundgesessene Hinterteile und Genickstarre, nein, das vereinsamt auch und kann in schweren Fällen auch zum Verlust des Verstandes führen. Es ist schwierig, nach der Viennale wieder ins Leben zu finden – manche schaffen den Schritt zurück in die Realität nie. 

Pseudo-Cineasten

Absurderweise werden jeden Oktober plötzlich auch die Leute zu Filmfans, die sonst mit Kino nichts am Hut haben, ähnlich wie bei der EM, wenn bekennende Fußball-Ignoranten plötzlich Teamchef spielen. Das sind dann nämlich auch die, die mit Vorliebe Französische Schwarzweiß-Filme mit arabischen Untertiteln, Horrorfilme aus Uruguay oder sechsstündige Filme gänzlich ohne Dialog oder Bild sehen müssen, von denen Sie allerdings davor noch nie etwas gehört haben – nur um es dir unter die Nase zu reiben. Der neue Lars von Trier? Viel zu mainstream.
Das Geld-Raum-Zeit Paradoxon

Zeit und Geld, das sind Dimensionen, die bei der Viennale völlig aufgehoben scheinen. Ja, ich will die komplette Mildred Pierce Serie sehen, ich will die komplette Akerman-Retrospektive sehen, ich will mindestens drei Dokumentationen sehen und dazu noch ein paar Special Programs – doch woher nehme ich die Zeit und das Geld dafür? Hunderte Euro in Kinokarten investieren scheint ja noch nachvollziehbar, aber Vorstellungen um 11:00 Uhr Vormittags oder um Mitternacht lassen die Frage aufkommen: müssen die Herren und Damen Cineasten denn nicht auch irgendwann für ihr Ticketgeld arbeiten? Oder nimmt man sich in Film-Fan-Kreisen für die Viennale etwa den Jahresurlaub? Und selbst wenn man die beiden Komponenten unter einen Hut bringt, an mehreren Orten gleichzeitig zu sein schaffen nur die Wenigsten.
Der Kino-Zwang
Schon bei den ersten Programm-Informationen wird kollektiv vor Vorfreude ausgeflippt und ständig darüber geredet, ist dann das komplette Programm da, gibt es überhaupt kein Halten mehr. Kreischend und jauchzend verbreiten Cineasten (und viel mehr noch: solche, die vorgeben es zu sein) die frohe Botschaft. Filme sind super, schon klar, wir habens verstanden. Das Problem dabei? Einfach nicht hingehen ist not an option, wenn man nicht als kompletter Ignorant gelten will. Hat man nicht schon mindestens eine Woche vor Start des Festivals den kompletten Kalender auswendig gelernt wird man müde belächelt – sieht man sich nicht mindestens fünf Filme an gilt man als Kulturbanause, geht man überhaupt nicht hin wird man schon beinahe als Neanderthaler angesehen und von der Kontaktliste gelöscht.
Taschenterror

Ja, und da wäre noch etwas: Jedes Jahr im Oktober werden sie wieder aus den Schränken geholt: die begehrten Viennale-Taschen – das Pflicht-Accessoire für die Festivalsaison, das Erkennungsmerkmal für die wahren Fans und Insider in den absurdesten Farben des Horror-Regenbogens: erbsengrün, lachs-kroko oder greige (eine Mischung aus grau und beige) Überall tauchen sie plötzlich auf – da drängt sich die Frage auf: wenn die Taschen so rar und streng limitiert sind, warum haben dann alle eine? Wer aber noch keine hat: wir verlosen hier eine für euch!
Aber all diesen Hindernissen trotzden wir natürlich gerne – denn auszahlen tut sich das ganze ja doch: ohne Fleiß kein Preis!
Das Viennale-Programm zum Auswendiglernen haben wir übrigens hier für euch – und für die Verweigerer werden wir die wichtigsten Filme rezensieren. Wir erklären den Wahnsinn für eröffnet!
(RMD)
 

6 Kommentare

  1. xpod

    19. Oktober 2011

    haha
    der dillhof ist wie immer gegen alles 😀

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  2. jhehofer

    19. Oktober 2011

    voll.
    restplatzwarten ist auch immer ziemlich oasch.

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  3. Charles

    19. Oktober 2011

    Hm
    ich kenne ja diesen Dillhof nicht, aber das Bild gefällt mir!

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  4. martha

    19. Oktober 2011

    ich finds lustig, dass
    ihr eure ironischen berichte nun immer mit "achtung satire" betitelt 😉

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  5. stadtbekannt

    19. Oktober 2011

    @martha
    Wir hoffen damit verfrühter Empörung vorbeugen zu können 😀

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  6. melayy

    19. Oktober 2011

    yy 🙂
    ich möchte die Tasche am Bild gewinnen!

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