5. August 2011

Die Schlümpfe und andere Nazis

Sind die Schlümpfe Nazis? Wie faschistisch ist Mila Superstar? Ist Captain Planet ein Euegniker? Wie viel Böses steckt in den Helden unserer Kindheit? Diesen Fragen geht stadtbekannt nach.

Der französische Autor Antoine Buéno hat ein Werk mit dem kontroversen Titel „das kleine blaue Buch“ geschrieben und weist dabei auf die, seiner Meinung nach vorhandene, Ähnlichkeit der Schlumpf-Gesellschaft mit anderen totalitären Ideologien, vor allem dem Stalinismus und Nazimus, hin.

Die Schlümpfe: wurden vom belgischen Comiczeichner Pierre Culliford, der unter dem Pseudonym Peyo veröffentlichte, erfunden und erstmals 1958 publiziert. Buéno weist in seiner Kritik auf den autoritären Charakter eben dieser Schlumpf-Gesellschaft hin, die von einer absolut herrschenden Führungsfigur, Papa Schlumpf, beherrscht wird. Das fehlende Privateigentum und das gemeinschaftliche Wirtschaften. erinnern ihn an den Kommunismus, Papa Schlumpf als autoritärer Alleinherrscher an Stalin.

Die größten Feinde der Schlümpfe, Gargamel und Azrael, seien hingegen als antisemitische Karikaturen von Juden zu lesen. Gargamels karikierende Hakennase, seine Gier nach Gold, die der jüdischen Tradition entlehnten Namen, all das wäre leicht als antisemitische Stereotype zu lesen. Umgekehrt sei Schlumpfine ein klassisches Beispiel für die „arische“ Frau. Schön, blond und unterwürfig.

Der Rassismus der Schlümpfe wiederum zeige sich besonders in einer Episode, in der manche Schlümpfe durch eine Krankheit schwarz und dadurch ihrer Intelligenz beraubt werden und nur noch unverständlich sprechen können.

Antisemitische und andere Stereotype lassen sich leicht bei den Schlümpfen ausfindig machen, ebenso das Fehlen einer demokratischen Fundierung der Gesellschaft und das Vorherrschen einer Männergesellschaft in Schlumpfhausen.

Die Schlümpfe sind aber bei weitem nicht die einzigen Helden unserer Kindheit, die bei näherem Hinsehen auch problematische Inhalte vermitteln.

Mila Superstar: Mila Superstar beherrscht nicht nur diverse Zaubertricks um Bälle jenseits aller physikalischen Regeln über das Netz zu befördern sondern ist auch noch ein Superstar und ein kleines Wunder. Die dargestellten Trainingsmethoden sind oft von großer Grausamkeit geprägt – sowohl gegenüber sich selbst als auch gegen andere. Trainieren bis zur äußersten Erschöpfung und auch mit der Bereitschaft sich großen Schmerzen auszusetzen, sind an der Tagesordnung. Herr Inokuma, der Trainer der Nationalmannschaft, lässt Mila einmal sogar mit Ketten um die Arme trainieren, bis ihre Handgelenke blutig geschlagen sind. Auch ansonsten regiert die schwarze Pädagogik. Die Autorität der Trainer ist grenzenlos und unhinterfragt, die Konkurrenz unter den SpielerInnen geht über jedes Maß hinaus und das Trainieren erinnert mehr an schwere Folter, denn an zielgerichtetes Training. Dass Milas Mannschaft trotzdem (fast) immer gewinnt, liegt wohl mehr an ihren Zauberbällen, als am Training.

Captain Planet: Gleich zwei Episoden der TV-Serie beschäftigen sich mit dem Thema Geburtenkontrolle und Überbevölkerung. Die Präsentation recht simpler malthusianischer Märchen und die affirmative Begeisterung für Chinas Ein-Kind Politik, fallen als besonders verstörend auf. Die Frage, ob Captain Planet und sein Team eine Gruppe von Ökofaschisten sind, die der zu rettenden Umwelt letztlich auch das Wohl von Menschen opfern würden, stellt sich also zu Recht.

Disney: Auch in einigen Disneyfilmen kommen höchst bedenkliche Stereotype vor. So beispielsweise im Film „Drei kleine Schweinchen“, in dem sich der böse Wolf als Karikatur eines jüdischen Krämers verkleidet. Der Film war vor kurzem im ORF zu sehen und sorgte für einige Kontroversen. Auch bei den zahlreichen Abenteuern der Familie Duck sind naive „Eingeborene“, die immer wieder zu, für sie höchst nachteiligen, Handelsbeziehungen angeregt werden, ein wiederkehrendes Thema.

Tim und Struppi: Die vom belgischen Comicautor Herge’ gezeichneten Tim und Struppi Bücher haben aus heutiger Sicht einen teils höchst bedenklichen, rassistischen Unterton. Besonders der Band „Tim im Kongo“ vermittelt rassistische Ansichten. Menschen schwarzer Hautfarbe werden als nicht vernunftbegabt und von affenähnlichem Äußeren beschrieben. Tim geht in dem Comic auf Großwildjagd, erschießt und häutet einen Affen, trägt dessen Fell als Umhang und lehrt der schwarzen Bevölkerung Geografiekenntnisse. Aktuell läuft in Belgien ein Prozess, ob der Verkauf des Comics ohne erläuternde Erklärungen weiter zulässig sein soll.

Der Comic wurde übrigens später von Herge’ selbst umgearbeitet, der sich von seinen früheren Ansichten, der besagte Comic ist aus 1930, später distanzierte.

Auch andere Geschichten unserer Kindheit, wie beispielsweise Pippi Langstrumpf, die einmal zur „Negerprinzessin von Taka-Tuka-Land“ erklärt wurde, wären heute nicht mehr auf diese Weise erzählbar. Es stellt sich die Frage wie man heute mit diesen Geschichten umgehen soll. Verbieten? Mit Warnhinweis versehen? Nur mehr an Erwachsene abgeben?

Daraus wiederum ergibt sich die Frage ob das heutige Publikum zu einer kritischen Einordnung längst für schwachsinnig befundener, gesellschaftlicher Stereotype tatsächlich unfähig ist?

Auf den problematischen Charakter vieler in Kinderbüchern vermittelter Inhalte hinzuweisen, ist sicher nicht falsch. Aber es ist wohl auch noch keiner zum Rassisten geworden, weil er als Kind die „Zehn kleinen Negerlein“ vorgelesen bekam. Rassismus ist vielmehr das Ergebnis, wenn eine Einordnung der Kindergeschichten nicht stattfindet. Insofern ist es zu begrüßen, auch die Helden der Kindheit einer kritischen Betrachtung zu unterziehen.

2 Kommentare

  1. Kater Carlo

    5. August 2011

    Tim und Struppi ist zum Teil wirklich bedneklich
    bei den Schlümpfen muss man das böse aber schon suchen um es zu finden.

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  2. leopold

    5. August 2011

    tim und struppi
    tim im kongo wurde auch irgendwie geschrieben um belgien über die damalige kolonie kongo aufzuklären. da sagt tim ja auch zu den kleinen negerlein im geounterricht "voila, votre patrie: belgique"

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