9. Mai 2013

Die Keuschheitskommission

Gibt es die Keuschheitskommission noch?

Nein. Und es gab sie als eigenen Apparat auch nur knapp zwei Jahre. Was immer das über Wien aussagt. Zwar richtete Kaiser Ferdinand 1560 eine „geheime Keuschheitskommission“ ein, die wurde aber erst 1752, zur Zeit Maria Theresias, per Erlass als Hofkommission deklariert. Maria Theresia war von katholischem Konservativismus durchdrungen und wollte mit der Kommission jedes „öffentliche Ärgernis“ durch „anstößiges Beisammensein von Männern und Frauen“ unterbinden.

Ein Fachmann auf diesem Gebiet schrieb über seinen damaligen Wienbesuch: „Infolge der Frömmelei der Kaiserin war es schwer, sich Freuden zu verschaffen. Eine Legion erbärmlicher Spitzel, die man Keuschheitskommissare nannte, waren die unerbittlichen Quälgeister aller hübschen Mädchen; die Kaiserin hatte alle Tugenden, nicht aber die Duldsamkeit, wenn es sich um unerlaubte Liebe zwischen Mann und Frau handelte.“ Giacomo Casanova beschrieb damit die Härte, mit der Maria Theresia vor allem gegen die Prostitution vorging. In ihrem Gesetz „Constitutio Criminalis Theresiana“ wurde festgeschrieben, dass Prostituierte, die ihren Freier bestohlen oder mit Syphilis infiziert hatten, kahlrasiert, mit Teer oder Ruß bestrichen und öffentlich vor einer Kirche ausgepeitscht werden sollten.


„Darf’s a bisserl mehr sein?“

Weitere Fragen zu Wien und deren interessante Antworten findest du in Wann verlor das Riesenrad seine Waggons? von Axel N. Halbhuber erschienen im Metroverlag.

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