27. Juli 2019

Die Influencer

Influencer Smartphone (c) STADTBEKANNT

#Wasistdaseigentlichfür1Beruf?

Nein, Influencer sind nichts, wogegen man sich impfen lassen kann, auch wenn das ab und an dringend notwendig wäre. Jeder C-Promi hält sich heutzutage für einflussreich und will uns Dinge einreden, die wir eigentlich gar nicht brauchen. Dabei werden Influencer immer unbeliebter – und das zurecht!

„Hallo meine Lieben, heute habe ich für euch …“

Die Standardbegrüßung aller Influencer in ihren IG-Storys, ganz gleich ob es um Mode, Make-Up, Reisen oder Interieur geht. Und jedes Mal denke ich mir: Ich bin nicht „deine Liebe“. Abgesehen davon, dass ich keinen dieser Influencer persönlich kenne, entzieht sich mir gänzlich der Sinn ihrer Tätigkeit – falls man das überhaupt als solche bezeichnen kann. Sie präsentieren ihre OTD (Outfit of the day) in Katalog-Schlafzimmern, behängen sich wie Christbäume oder schmieren sich den halben Drogeriemarkt ins Gesicht. Dank der Storyfunktion sind die Follower bei jedem Gang aufs Klo live dabei, Instagram-Husbands knipsen ihre Influencer-Freundin eine Million Mal vor dem selben Monument -was sie sich angesehen haben, wissen sie am Ende ohnehin nicht mehr-, um auch ja den perfekten Schnappschuss einzufangen. Endprodukt ist ein Foto mit 13 Filtern, einem deepen Spruch und kreativ dummen Hashtags, mit dem sie ordentlich abcashen. What the fuck ist aus unserer guten alten Werbung geworden?!

Frech, schamlos, Influencer

Das Bild der Influencer hat sich in den letzten Jahren stark ins Negative verkehrt. Anfangs wurden sie vor allem wegen ihrer authentischen Posts gefeiert, mit denen sie ihre Meinungen vertraten und Ansichten teilten. Doch dann begannen Firmen und vor allem Marken Influencer-Marketing zu ihren Zwecken zu nutzen. Mit diesen Markenkooperationen steigt auch die Gier, vergessen sind Authentizität und Glaubwürdigkeit. Allein die Anzahl der Follower ist noch wichtig und die ist nicht selten erschlichen. Erbärmlich, dass es trotzdem genug Deppen gibt, die sofort auf „Like“ drücken und sich gerne ein X für ein U vormachen lassen, ganz besonders junge Menschen. Dabei vergessen sich die Influencer auch gern mal und kehren an Dreistigkeit hervor, was das menschliche Individuum zu bieten hat: Anfragen für Gratisurlaube und -essen, Übernachtungen, Caterings für Events etc. im Austausch für Publicity. Ein läppisches Foto für normalerweise teure Dienstleistungen. Freunde, die Welt funktioniert nicht mit einem feuchten Händedruck, sonst wären wir ja alle Influencer!
Die ganz Dummen riskieren für ein Selfie auch gern mal ihr Leben und merken erst im Fallen, dass Regeln auch für Influencer gelten. Hochmut kommt eben vor dem Fall.

Influencer aka Arbeitslose?

Bei alledem stellt sich mir doch die Frage, worin die Arbeit von Influencern tatsächlich besteht, außer den lieben langen Tag schwachsinniges Denglish in die Frontkamera zu labern und uns die Welt in Posts zu zeigen, wie sie definitiv NICHT ist. Brauchen wir tatsächlich Menschen, die uns Tag für Tag auf diversen Social Media vorschreiben wollen, was wir zu kaufen, zu essen, anzuziehen haben, was wir denken, meinen und fühlen sollen? Würde das Business zusammenbrechen, wären zig Influencer mit einem Schlag verloren, weil sie sich nicht mehr hinter ihrer Kamera verstecken könnten und sich der bitteren Realität des Alltags stellen müssten. Niemand interessiert sich dann noch für ihre Sorgen. Daher ein kleiner Tipp: Liebe Influencer, ihr seid nicht die ersten Menschen, die ein Haustier haben, sich ein Auto kaufen oder einen teuren Urlaub gönnen, eine Wohnung einrichten, unsterblich verliebt sind oder vor Liebeskummer vergehen. Instagram und Co sind auch keine Tagebücher. Führt euch nicht auf, als hättet ihr das Rad neu erfunden. Ein bisschen weniger Selbstverliebtheit und Arroganz steht jedem gut! #bussiundbaba

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