3. August 2013

Die Dritte Mann Tour

Dritte Mann Museum (c) STADTBEKANNT

Auf den Spuren von Harry Lime

Das Wiener Kanalnetz wurde durch den 1949 erschienenen Film „Der Dritte Mann“ weltberühmt. Harry Limes Fahrt mit dem Riesenrad, die Filmmusik von Anton Karas und vor allem die Verfolgungsszene durch die Wiener Kanalisation sind nicht nur für eingefleischte Filmkenner legendär.

Die Stadt Wien bietet allen Interessierten die Möglichkeit, die unterirdischen Filmschauplätze im Rahmen einer „Dritten Mann Tour“ zu besuchen.

Das Wiener Kanalnetz

1739 war Wien die einzige europäische Stadt, die zumindest innerhalb der Stadtmauern, über ein vollständiges Kanalnetz verfügte. Dennoch traten angesichts der hygienischen Zustände immer wieder tödliche Seuchen und sogar Choleraepidemien auf, die tausende Tote forderten. Die Einwölbung aller Bäche und die Errichtung zweier „Cholerakanäle“, die entlang des Wienflusses verlaufen, waren die Folge. Bis 1850 konnte so ein stabiles Kanalsystem für ganz Wien errichtet werden, das bis heute immer wieder ergänzt und modernisiert wird. Das gesamte System hat eine Länge von 2.400 Kilometern – die Strecke von Wien nach Paris und retour.

Eine Stadt unter der Stadt ist entstanden…

Die Tour

Treffpunkt für die Dritte Mann Tour ist beim Girardipark am Karlsplatz. Ausgestattet mit Helm und Stirnlampe geht es los: Über die aus dem Film „Der Dritte Mann“ bekannte Wendeltreppe, von den Kanalarbeitern auf Grund der oftmals prominenten Besucher auch „Hollywoodstiege“ genannt, geht es durch den sternförmigen Kanaldeckel runter in die Wiener Kanalisation.

Die erste Station der Tour ist einer der beiden Cholerakanäle, einer der ältesten Teile des heutigen Wiener Kanalnetzes. Unweigerlich macht sich nun ein strenger Geruch bemerkbar – dieser ist aber weit weniger „intensiv“ als man annehmen könnte. Ein auf die Kanalwand projizierter Film verdeutlicht den Besuchern allerdings, dass die 330 Kanalarbeiter der Stadt Wien bei ihrem täglichen Job weit mehr Geruchsbelastung ertragen müssen. Der Einstieg ins Kanalnetz durch die engen Kanalgitter, vorbei an Dreck und Ratten, engen Röhren, die in regelmäßigen Abständen mit der Schaufel gereinigt werden wollen und das Risiko schnell ansteigender Wasserstände und Gasbelastungen sind das tägliche Brot der Mitarbeiter.
Zur Beruhigung: Bei der Dritten Mann Tour geht es natürlich weniger rau zu, selbst ein Besuch in Sandalen ist durchaus möglich.

Weiter geht es durchs Kanalnetz zum nächsten Schauplatz der Tour. Durch Licht- und Soundeffekte wird der Gang zu einer eindrucksvollen Reise, die bei der so genannten „Überfallkammer“, einer der Hauptdrehorte der legendären Verfolgungsszene von Orson Welles, alias Harry Lime, endet. Gedreht wurde hier allerdings nicht nur für den „Dritten Mann“, auch Falco filmte an dieser Stelle für das Video zu „Jeanny“ und sogar Kommissar Rex hat hier bereits ermittelt. Nicht bekannt ist, ob diese Stars ebenso empfindlich waren, wie es über Orson Welles gesagt wird: Angeblich soll sich letzterer anfangs geweigert haben, im Kanal zu drehen. Erst nachdem die Wände neu ausgemalt und anschließend mit Chanel No.5 besprüht worden waren, erklärte sich der Schauspieler bereit für die Aufnahmen.

Besichtigt wird außerdem die Einwölbung zweier ehemaliger Stadtbäche. Dass das Wasser der verschiedenen Bäche farbliche Unterschiede aufweist, ist übrigens keine Einbildung: das aus Ottakringen kommende Wasser ist zum Beispiel deutlich dunkler. Warum? Es liegt tatsächlich am Abwasser der Brauerei. An manchen Tagen macht sich angeblich außerdem ein dezenter Schokoladenduft an dieser Stelle des Kanals breit – wer in Ottakring wohnt weiß, dass sich dieses Aroma auf die Manner Fabrik zurückführen lässt…

Als letzten Höhepunkt der Tour werden die Besucher runter zum Wienfluss geführt, der im Bereich zwischen Naschmarkt und Stadtpark unterirdisch fließt. Ein gigantisches Gewölbe fasst das Rinnsal, das an Regentagen innerhalb kürzester Zeit zum reißenden Fluss anwächst. Die extra installierte Beleuchtung macht diesen Anblick für die Teilnehmer der Tour zu einem besonderen Erlebnis.

Fazit

Nicht nur für Filmfans und Touristen ist diese Tour ein wirkliches Erlebnis. Die gespenstische Stimmung, untermalt durch die gekonnt gesetzten Licht- und Soundinstallationen, erfasst Besucher schon beim Eintreten in die Wiener „Unterwelt“. Die Informationen zum Filmdreh aber auch die Geschichte des Wiener Kanalsystems bis in die Gegenwart werden mit kurzen Filmen und durch die Erklärungen der Tourguides auf spannende Weise präsentiert.

 

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt