4. November 2017

Deutsche vs. Österreicher

Deutsche vs Österreicher (c) STADTBEKANNT

Gut gehegte Vorurteile

Was denken Österreicher und Deutsche eigentlich über das jeweilige Nachbarland?

 

Vorurteile über Österreicher

Sie gelten als behäbig, arbeitsscheu, titelbesessen, laufen andauernd in Tracht herum und sind politisch eher im rechten Spektrum angesiedelt. Wien ist zwar im Vergleich zu Rest-Österreich eine eigene Welt, das Thema Titelbesessenheit kann aber auch in der Bundeshauptstadt nicht ganz unter den Tisch gekehrt werden. Tracht ist aber definitiv etwas, das vorwiegend am Land getragen wird. Sportlich sind die Österreicher den Deutschen vor allem als Skination bekannt, eine Disziplin, in der sie kaum zu schlagen sind. Ganz anders sieht es beim zweiten rot-weiß-roten Lieblingssport, dem Fußball, aus: Trotz einiger Achtungserfolge in den letzten Jahren wird die österreichische „Operettenliga” oft mit Spott bedacht.

 

Vorurteile über Deutsche

In Österreich gelten sie vorwiegend als humorbefreit, spießig, überkorrekt und besserwisserisch. Positiv ausgelegt wird den Deutschen, dass sie fleißiger sind als die Österreicher, denen ein Nachmittag im Kaffeehaus doch hundert Mal lieber ist als ein paar Überstunden im Büro.

 

Von Piefke und Ösis

Neben diversen Vorurteilen, die man über die Bewohner des jeweils anderen Landes hegt, wurden im Laufe der Zeit auch eigene Bezeichnungen für die Nachbarn erfunden.

Spätestens seit der in Österreich legendären vierteiligen Filmserie „Die Piefke Saga” (unbedingte Empfehlung für alle Deutsche, die einen humoristischen Blick darauf werfen wollen, wie sie in ihrem Nachbarland wahrgenommen werden könnten) wurde die Bezeichnung Piefke für Deutsche hierzulande salonfähig – wobei zumeist Bayern und alle Deutschen unterhalb des sogenannten „Weißwurstäquators” ausgenommen sind.

Der Begriff ist abwertend gemeint, zu seiner Entstehung gibt es allerdings mehrere Theorien. Eine davon geht auf einen Militärmusiker namens Johann Gottfried Piefke zurück, der nach dem Sieg der Preußen gegen Österreich in der Schlacht von Königgrätz 1866 die passende Siegeshymne komponierte und auch gleich dirigierte. Beim Anblick des marschierend-dirigierenden Herrn Piefke und seines Bruders sollen die Wiener amüsiert gemeint haben: „Die Piefkes kommen!”. Zu 100% bestätigt ist diese Theorie aber keineswegs – immerhin hatte der deutsche Satireautor Adolf Glaßbrenner schon 1841 eine Witzfigur mit dem Namen Piefke erfunden. Die Figur erreichte schließlich sogar die Theaterbühne, wo sie sich wie das bösartigste Preußen-Klischee verhielt: zackig, eingebildet und arrogant.

Übrigens: Das Wort „Preuße” (auf gut Wienerisch Preiß) wird ebenfalls oft und gerne für einen überkorrekten Deutschen verwendet. Unsere bayrischen Nachbarn sind noch viel direkter. Sie schufen das despektierliche Wort Saupreiß, gültig für alle Nicht-Bayern nördlich des Weißwurstäquators.

Umgekehrt haben auch die Deutschen zwei weitläufig bekannte Ausdrücke für ihre südlichen Nachbarn. Als weniger abfällig geht dabei das Wort Ösi durch, das eher scherzhaft als abwertend verwendet wird. Definitiv beleidigend ist allerdings der Terminus Schluchtenscheisser, der mit bäuerlich-unterentwickelter Lebens- und Denkart assoziiert wird. Von diesem Ausdruck sollten sich respektvolle Deutsche hierzulande also eher distanzieren, auch wenn es ihnen als Reaktion auf einen eines salopp dahergesagten Piefkewitz auf der Zunge liegen würde.

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