28. September 2013

Der Tag der Entscheidung

Stephansdom Wienblick (c) STADTBEKANNT

Wen wählen?

Für die Parteien und ihre Spitzenkandidaten war es ein langer und harter Wahlkampf, nun kurz vor dem Ende und dem Tag der Entscheidung, bleiben noch ein paar Stunden und Sekunden, um die Unentschlossenen für sich zu gewinnen und die eigene Wählerschaft zu mobilisieren.

Plakate hier, Reize da, Reaktion dort…

An jeder Ecke, sei es in der großen Stadt, oder im kleinen Örtchen am Lande stehen sie da, sie lächeln uns an und wollen eine einzige Botschaft vermitteln: „Wählt mich/uns“. Plakate und Parolen sollen dabei visuelle Reize auslösen, die Wählerschaft in ihren Bann ziehen. Sowohl die momentane Koalition mit SPÖ und ÖVP, die momentane Opposition mit den Grünen, der FPÖ, dem BZÖ und dem Team Stronach, als auch die „neuen“ Parteien, mit den NEOS oder der Piratenpartei schöpfen aus dem vollen bzw. leeren, je nachdem um welche Partei es geht, Wahlkampfbudget. Die Plakate sind sehr vielschichtig, von Slogans die die Inhalte des Parteiprogramms widerspiegeln, von schönen Landschaftsbildern, die die Schönheit Österreichs aufzeigen sollen, dem Plakat wo nur der Kandidat mit einer spezifischen „Geste“ und einem „Kampfaufruf“ zu sehen ist, bis hin zu abstrakten Parolen, um des Aufschreiwillens.

Werner Faymann wird als ein „Staatsmann“ dargestellt, ein Kandidat der immer die richtigen Worte zur richtigen Zeit findet und Taten sprechen lässt. Der einzige Mann der Österreich in den nächsten Jahren führen kann. „Stürmische Zeiten – Sichere Hand – Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz“ ist eines dieser Plakate, die Wien und Österreich schmücken. Werner Faymann ist der Bundeskanzler und möchte es nach dem Wahlsonntag auch bleiben, Michael Spindelegger will es auch werden, wobei dies beim Plakatauftakt kaum bemerkbar war. „Österreich gehört den Weltoffenen“, Plakate untermalt mit wunderschönen Landschaftsbildern, die Österreich zeigen sollen, von der ÖVP mit Liebesgrüßen für all diejenigen, denen das Land gehört, von den „Weltoffenen“ bis hin zu den „Tatkräftigen“, den „Optimisten“ und „Entdeckern“. Herr Spindelegger taucht erst im Endspurt auf und ist für die Österreichische Volkspartei der „Kanzler für Österreich“.

Die Opposition, die das „Lager“ wechseln und sehr gerne in der nächsten Legislaturperiode in die Regierung möchte, hat sich dementsprechend auch im Wahlkampf einige interessante Plakate überlegt, wobei genau wie bei der SPÖ und ÖVP, vor allem bei Team Stronach, der Parteigründer und Spitzenkandidat Frank Stronach im Mittelpunkt jedes Plakates steht. „Jetzt Frank“ und „Unbestechlich – Frank“ sollen die Charakterstärke ihres Kandidaten aufzeigen und vor allem den Anspruch, man sei die einzige und wahre Antikorruptionspartei in Österreich aufzeigen. Gegen diesen Anspruch würden sich vor allem die Grünen wehren, sie treten in ihrem Wahlkampf, vor allem in der Person von Eva Glawischnig mit dem Vorsatz auf, in der Politik aufzuräumen und gegen jegliche Korruption vorzugehen. Mit Slogans wie „Wer einmal stiehlt, den wählt man nicht” oder “Weniger belämmert als die Anderen”, will man die Wähler zu den Urnen bewegen. Dabei werden die Grünenplakate u.a. von Lämmern geziert, die diese Botschaft verbreiten sollen. Eva Glawischnig wird als sehr ambitionierte und kompetente Kandidatin dargestellt, wobei man den Eindruck bekommt, dass allein ihr sehr nettes Lächeln, die Probleme des Landes lösen könnte.

Heinz-Christian Strache und die Freiheitlichen blieben ihrer Linie treu, diesmal zwar für ihre Verhältnisse etwas zurückhaltender, aber trotzdem hatte man den „Feind“ klar ausgemacht. „Liebe deine Nächsten – Für mich sind das unsere Österreicher“. Die „Nächstenliebe“ steht also ganz oben bei den Freiheitlichen und Heinz-Christian Strache. Wer behauptet eine „Christliche Partei“ zu sein und von „Nächstenliebe“ spricht, der muss auch wissen, dass die Liebe zu deinem Nächsten, auch die Liebe zu einem „Nicht – Österreicher“ bedeutet und was ist eigentlich mit Leuten, die die „Österreichische Staatsbürgerschaft“ haben, also „Österreicher“ aber keine „Christen“ sind. Werden die von der FPÖ und Herr Strache auch geliebt? Diese Frage werden wir wohl nie beantwortet bekommen.

…ich, DU, er, SIE, es …

Auch diesmal waren die TV Stationen pünktlich da, um den Kandidaten das richtige Ambiente zu bieten, damit die wiederum die Wähler erreichen. Vom ORF bis hin zu den beiden Privatsendern Puls4 und ATV waren alle mit dabei, bei der großen Show. Alles rund um die Wahlen, von den nun mehr allseits bekannten ORF TV Duellen der Spitzenkandidaten der Regierungs- und Oppositionsparteien, die sich zum Teil packende Duelle lieferten und über Themen wie Bildung, Steuern, Wirtschaft, Euro/Europroblematik, Mindestlohn, Arbeitslosigkeit/Jugendarbeitslosigkeit usw. diskutierten, bis hin zu Auftritten vor Live Publikum und der Möglichkeit selber Fragen an die Kandidaten zu stellen, war alles dabei. Das Gefühl kam auf, dass die Kandidaten von Sendung zu Sendung fahren mussten, um am Ende die Parolen bestmöglich loszuwerden. Im besten Fall waren diese Fahrten die ORF Wahlfahrt(en), auch eines dieser speziell für die Wahlen konzipierten TV Formate, wo der Kandidat während der Fahrt mit dem Moderator in ein „gemütliches“ Gespräch verwickelt wird.

Wir haben gelernt, dass das „Per SIE“ in manchen Diskussionsrunden ausgedient hat und dass das „Per DU“ ein neues/altes Merkmal dieses Wahlkampfes wurde. Bucher gegen Stronach und das letzte Aufeinandertreffen zwischen Faymann und Spindelegger haben wieder gezeigt, wenn die „Formalität – Höflichkeit“ nachlässt, dann mangelt es oftmals auch an der Diskussionskultur. Das mit Sicherheit erfrischendste Duell war dass der kleinen und neuen Parteien, der NEOS, der Piraten und der KPÖ. Die kleineren Parteien wussten das Rampenlicht und die Chance zu nutzen und brachten frischen Wind in den Wahlkampfalltag. Dies lag vielleicht auch an dem Kleidungsstil, keiner der drei Kandidaten hatte ein Sakko an, sie wussten somit von vornherein, es wird eine hitzige Auseinandersetzung.

Sakko hin, Sakko her, es bleibt bis Sonntag abzuwarten, wie sich die Plakate, die Duelle und Auseinandersetzungen, die Botschaften und Parolen der Parteien und auch das umstrittene Wegbleiben der Spitzenkandidaten der SPÖ, der ÖVP und von Team Stronach, wobei Faymann und Spindelegger eine zeitlang als Pappfiguren im Studio anwesend waren, bei der vorgesehenen ORF Elefantenrunden, der letzten großen Diskussionsrunde vor der Wahl, die dann letztendlich zu einer Oppositionsrunde wurde, auf die Wähler ausgewirkt haben und welche Ergebnisse daraus entstanden sind.

STADTBEKANNT prognostiziert

Die Wahlbeteiligung wird diesmal geringer sein als bei der letzten Wahl 2008. Diesmal liegt sie um die 75%. Die SPÖ wird die stärkste Partei, scheitert aber klar an der 30% Marke. Das BZÖ wird zwar über 3% kommen, aber genau wie die NEOS die Hürde für den Nationalrat nicht schaffen. Den größten Sprung werden die beiden momentanen Oppositionsparteien, die Grünen und die FPÖ machen. Die Grünen werden bei 14 bis 15%, die FPÖ um die 20% landen. Team Stronach kommt auf 7% und die ÖVP auf 23%.

 

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