26. Februar 2013

Der Offspace Guide für Wien

Offspaces sind unabhängige, nichtkommerzielle Ausstellungsräume für junge zeitgenössische KünstlerInnen. Diese Kunsträume distanzieren sich von großen Kunstinstitutionen mit all ihren politischen und ideellen Konnotationen und befinden sich daher oft in den Ateliers selbst, leerstehenden Industrieräumen oder auch in Privatwohnungen. Während Galerien oder großen Institutionen wie Museen und Kunsthallen oft an staatliche Subventionen gebunden sind, sind Offspaces flexibler, kostengünstiger und subjektiver gestaltbar.

In der aktuellen Art Magazine Ausgabe wird gerade der Wiener Kunst- und respektive Offspace Szene äußerste Prosperität unterstellt. Ständig öffnen neue undabhängige Kunsträume ihre Pforten. Stadtbekannt stellt euch die wichtigsten vor:

Das „Magazin“ erklärte im Feburar 2010 in Wien Leopoldstadt seine Hallen für eröffnet. Der “Verein zur Entwicklung und Erschließung der Künste” geht auf die Initiative der interdisziplinären arbeitenden Künstler Eva Chytilek (Bildhauerei), Bert Houbrecht (Fotografie), Anna Liska (Grafikdesign) und Jakob Neulinger (Architektur, Bühnenbild, Kunst) zurück. Die Ausstellungen wechseln alle zwei Monate, zusätzlich gibt es Workshops, Diskussionen und Vorträge- Theorie und Praxis sollen hier zusammengedacht werden. Außerdem sind Kooperationen mit anderen Offspaces aus Paris, Basel, Berlin und München in Planung.

Etabliert als Offspace hat sich mittlerweile das Ve.sch , Verein zur Förderung neuer Zugänge zu Raum und Form in der bildenden Kunst”, gegründet im Herbst 2008 von Künstler Martin Vesely, Marcel Schnellinger und Alois Bernsteiner. Das Kellerlokal beinhaltet zwei Räume, ein Ausstellungsraum und klassischer White Cube, der andere ist Barbereich. Die Verzahnung der beiden Räume funktioniert: Die donnerstags stattfindenen Eröffnungen und Performances sind mittlerweile äußerst gut besucht – hier treffen KünstlerInnen, KuratorInnen und Kunstinteressierte aufeinander.

Schon fast eine Institution (Wenn man im Rahmen von Offspaces überhaupt von Institutionen sprechen darf) ist sicher das Ve.Sch – Verein für Raum und Form in der bildenden Kunst in der Schikanedergasse und damit parallel zur Schleifmühlgasse, einer der wichtigsten Galerienstrassen Wiens, und quasi ums Eck von der Akademie der bildenden Künste. Diese Nähe lässt sich auch am Stammpublikum ablesen, viele Studierende der Akademie finden sich sowohl als auszustellende Künstler als auch als Besucher wieder. Ve.Sch wechselt nahezu im wöchentlichem Takt sein Ausstellungs- und Clubprogramm. Im Vordergrund stehen Perspektiven, die aktuell von KünstlerInnen entwickelt werden, ihre Haltungen und Positionen spiegeln. Trotz Programmierung gehört es zu den selbsternannten Prämissen, einen relativ neutralen, distanzierten Standpunkt einzunehmen – die Haltung der jeweiligen KünstlerInnen steht im Vordergrund.

Relativ neu ist das Open Space – Zentrum für Kunstprojekte im 2. Bezirk. 2008 gründete Gülsen Bal, selber Künstlerin und Theoretikerin, den politisch ausgerichteten Offspace. Der Fokus liegt hier auf einer künstlerischen Praxis, die sich intensiv mit den aktuellsten Entwicklungen der europäischen Erweiterung befasst und kritisch auseinandersetzt. Open Space sieht sich selbst als einen experimenteller Rahmen, der sich aus der zeitgenössischen kreativen Praxis ableitet und die Thematik eines interkulturellen Dialogs als Bindeglied zwischen den Räumen des heutigen Zentraleuropa und anderen Regionen Europas einer sich neu konstituierenden Öffentlichkeit näher bringt.

Ebenfalls im 2. Bezirk, unweit vom Schwedenplatz, befindet sich der Projektraum Viktor Bucher. Die Lokalität ist ganz der Tradition von apartment galleries verschrieben, in großzügigen Räumlichkeiten ganz am Anfang der Praterstrasse kann man Positionen von den klassischen Sparten der bildenden Kunst bis zu Design (- Prototypen) und (Künstler-) Rock-Parties begutachten. Ein ironischer und lustvoller Moment in der künstlerischen Herangehensweise ist bei vielen Arbeiten der hier vertretenen KünstlerInnen zu spüren. Insgesamt ein inspirierender Ort der Auseinandersetzung mit up – to – date Kunst.

Spannend auch die Position des nadaLokals in Wien Fünfhaus: Ein Raum, der “keine Galerie, keine Kunsthalle und kein Museum ist”, so bezeichnet sich das nadaLokal, das von Amanda Pina, Daniel Zimmermann, Katharina Bernard, Elisabeth Hirner, Lisa Hinterreithner geleitet wird. Der Ausstellungsfokus liegt hierbei jedoch nicht nur auf bildender Kunst, forciert wird ein interdiszipliärer Dialog, herauskommen soll performative Kunst. Der Versuch, einen ephemeren Kunstbegriff auszustellen ist das, was das nadaLokal zu einem spannenden Prototypen und Unikum macht.

Zu guter Letzt sei noch der Kunstverein das weisse haus erwähnt, der seinen Schwerpunkt auf die Präsentation und Vermittlung junger Kunst setzt. Das besondere ist bei diesem Offspace der jährlich wechselnde Standort in Ergänzung mit einem Satellitenprogramm in leerstehenden Geschäftslokalen. Das weisse haus bietet nationalen und internationalen KünstlerInnen die Möglichkeit, Einzel- und Gruppenausstellungenzu zeigen und dabei auch stark ortsspezifisch zu arbeiten.

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