29. Mai 2013

Der erste Bürgermeister

Wer war der erste Bürgermeister Wiens? 

Man braucht eigentlich nicht zu diskutieren, ob der 2013 amtierende Bürgermeister Michael Häupl der siebente oder achte Wiener Bürgermeister seit dem Krieg ist. Aber der Wiener diskutiert an sich sehr gerne, vor allem, wenn es um nix geht. Daher sei die Geschichte des Installateurs Rudolf Prikryl erwähnt. Der wurde am 12. April 1945 angeblich von einem sowjetischen Offizier, der mit ihm in Spanien gekämpft hatte, erkannt und deshalb kurzerhand zum Bürgermeister von Wien ernannt. Er soll in seinen drei Tagen Amtszeit allerlei Vollmachten ausgestellt und großen Eifer für das großteils aber nicht gänzlich von den Nazis befreite Wien gezeigt haben. Nach diesen drei Tagen übergab Prikryl an den von allen großen Parteien präferierten Theodor Körner und ging als Drei-Tage-Bürgermeister nur teilweise in die Geschichte ein. Weil ja alles nur angeblich und im Wesentlichen auch nicht wirklich wichtig ist.

Michael Häupl ist also seit 1994 der offiziell siebente Nachkriegsbürgermeister, als weinselige und hedonistische Wiener Instanz anerkannt und beliebt. Und mit knapp 19 Dienstjahren auch der am längsten dienende Bürgermeister seit Josef Georg Hörl (im Amt von 1773 bis 1804). Die 28 Bürgermeister zwischen dem Hofrat und Bürgermiliz-Obrist Hörl und dem Doktor der Biologie Häupl kamen im Schnitt somit auf nur je 6,8 Jahre.

Von einer solchen Dienstzeit konnten die ersten Wiener Bürgermeister nur träumen. In den ersten hundert Jahren, in denen es das Amt des Wiener Bürgermeisters offiziell gab, wechselte der Sitz 49 Mal seinen Besitzer. Der erste urkundlich erwähnte Bürgermeister, der „Magister Civium“, war Konrad Poll, im Original Chunradus Pullo. Er dürfte ein Freund des Hauses Habsburg gewesen sein und bekam mit deren Machtübernahme 1278 die Kontrolle über einige Gebiete rund um Wien. Eine Urkunde des Wiener Rates vom 22. August 1282 benennt ihn als Stadtchef. Nach einem Jahr als Bürgermeister übergab er das Amt, um es von 1288 bis 1305 wieder einzunehmen. In diesen Jahren entwickelte er auch das erste in deutscher Sprache verfasste Wiener Stadtrecht. Die Polls waren auch die erste und einzige Wiener Bürgermeister-Dynastie, die sich über drei Generationen erstreckte: Von 1313 bis 1315 regierte Konrads Sohn Niklas die Stadt, von 1338 bis 1339 sein Enkel Berthold.

Als besonders bedeutender Bürgermeister ging unter anderem Karl Lueger (1897–1910) in die Stadtgeschichte ein. Er wurde einerseits ob des Personenkults um ihn, den er durchaus beförderte, andererseits wegen der großen infrastrukturellen Entwicklungen (unter anderem die 2. Wiener Hochquellwasserleitung) und drittens wegen seines radikalen Antisemitismus („Wer ein Jud’ ist, bestimme ich“) als „Herrgott von Wien“ bezeichnet.

„Darf’s a bisserl mehr sein?“

Weitere Fragen zu Wien und deren interessante Antworten findest du in Wann verlor das Riesenrad seine Waggons? von Axel N. Halbhuber erschienen im Metroverlag. 

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