30. Januar 2012

Das Wort zum Tatort vom 29.1.2012 – “Schmuggler”

Robert Riebsehl wirkt etwas nervös diesen Morgen, bei seiner Schicht als Zollbeamter an der Deutsch-Schweizer Grenze, und etwas nervös ist er auch wenig später, als er seine Kollegen heimlich beim Dienst fotografiert. Beliebt macht man sich mit so etwas wohl eher nicht, deshalb ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass er am nächsten Morgen tot in seinem Auto aufgefunden wird – erschossen. Ein Fall für Klara Blum und Kai “Sie wären mir aber aufgefallen!” Perlmann – sowie die neue Assistentin, Frau Kraft (Alwara Höfels aus Keinohrhasen, offenbar zur Einstimmung auf den Schweiger-Tatort).

Nicht ganz klar ist, was Riebsehl herausgefunden hat, aber schon bald stellt sich heraus: Jeder schmiert jeden in dieser Zollstation, wo Dienstpläne und Hunderter hinter den Klospiegeln versteckt werden und Beamte mit Koks-Schmugglern beim Eishockey-Training die eine oder andere Line ziehen. Doch um Drogen geht es hier gar nicht: einige Gags später war es wahrscheinlich auch dem begriffsstutzigsten Zuschauer klar dass es um das brisante Thema Geldschmuggel an der Schweizer Grenze geht, wo offenbar tagtäglich zigtausende Euro in Bibeln, Spazierstöcken oder sonstigen Apparaturen am deutschen Fiskus vorbeigeschmuggelt werden.

Die üblichen Verdächtigen

Kurzfassung, die Riege der Verdächtigen also wie folgt: die von Riebsehl fotografierten Zollbeamten Maria Schreiber und Kevin Kümmerle, deren Chef Neuerer (Falk Rockstroh, of Burgtheater-Fame) sowie der Schweizer Banker Röttli und sein gruseliger Chauffeur Pölzner (Frankenstein lässt grüßen), die auffällig oft über die Grenze gewunken werden, und die offenbar auch in die Bestechungen verwickelt sind. Über jeden Verdacht erhaben wirkt allerdings bald Maria Schreiber, ebenfalls Zollbeamtin auf Riebsehls Dienststelle und alleinerziehende Mutter, die trotz schwerster Geldsorgen („Mama, was ist das denn für ein Adler auf meinem Computer?“) auf das (doch sehr unsubtile) Bestechungs-Angebot von Pölzner nicht eingeht und ihn und seinen Auftraggeber Röttli an die Polizei verpfeift.

Wer schmiert wen?

Das Verhör der beiden Herren bringt einiges ans Tageslicht: sowohl Röttli als auch sein Chauffeur bestechen jemanden in der Zollstation, doch jeder eine andere Person – Pölzner wurde von Riebsehls Rechner aus erpresst und hat 5000,- Euro bezahlt, Röttli allerdings hat an Neuerer bezahlt, den Chef der Dienststelle, der bei der Konfontation mit der Sache gleich einmal die Nerven wegwirft. Nach der obligatorischen Geiselnehmer-Szene von Neuerer, der sich offenbar nur wegen der kleinen Bestechungs-Geschichte erschießt, herrscht kurz Ratlosigkeit, denn der Mörder läuft noch frei herum: die 5000,- Euro Erpressungsgeld wurden nämlich kürzlich abgehoben, und zwar nicht von Neuerer – sondern, Überraschung, von Maria Schreiber – der man diese Kaltschnäuzigkeit eigentlich nicht zugetraut hätte.

„DAS ist ihre Waffe?“

Ein eher unglaubwürdiger Tatort zwischen Gags, Betroffenheit und Langeweile – Prädikat „Stört nicht beim Bügeln“. Ach, und ich hätte auch nie gedacht dass mir Beckchen einmal fehlen würde.
(rmd)

Im Topkino und im Schikaneder gibts übrigens jeden Sonntag ein Tatort Public Viewing – bei freiem Eintritt und (manchmal) mit  Täterraten, bei dem es auch noch Freigetränke zu gewinnen gibt. Ebenso gibts im Moped und im Hawidere Public Viewings. Ältere Tatortrezensionen findet ihr in der Leiste unter diesem Artikel.

1 Kommentar

  1. Mascha

    30. Januar 2012

    Wie immer sehr witzig
    und schön zu lesen.

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