17. September 2011

Das Wort zum Tatort vom 19.6.2011 – “Im Abseits”

Frauenfußball-WM Jahr in Deutschland, und was eignet sich da zur Promo besser als eine knackige Tatort-Folge? Das sieht sogar die Führungsriege der DFB-(Männer)-Fußballmannschaft ein, die sich zu einem Kurzauftritt überreden ließ – aber für Krimihandlung oder gar Spannung war in dieser Werbesendung offenbar kein Platz mehr.

Kick it like Beckham

Klassische Story: Fadime Gülüc, Profi-Fußballerin mit Migrationshintergrund, Nationalspielerin und der Star der Liga-Mannschaft wird in der Mannschaftskabine tot aufgefunden, nachdem sie neben ihren trainierenden Kolleginnen ein „Lifestyle“-Shooting in Reizwäsche absolviert hatte. Die üblichen Verdächtigen: ihr eifersüchtiger Verlobter, der schmierige Photograph, die Trainerin, deren Job am seidenen Faden hängt, sowie der Manager der Mannschaft, ein Bilderbuch-Yuppie. Dazu noch der mit „Gartenzwerg“ titulierte Platzwart, ein Fußball-Romantiker der alten Schule, der sich allerdings so unschuldig gibt, dass man ihn als Zuschauer eigentlich als erstes verdächtigen musste.

Das Runde und das Eckige…

Wenn man schon versucht, den Frauenfußball populärer zu machen und dabei vielleicht alte Vorurteile auszuräumen, sollte man versuchen, die gängigen Sexismen auszusparen – und der wohl von dieser Tatortfolge erhoffte Imagewechsel der Fußballerinnen von „Kampflesben“ zu „Pin-up Girls“ erweist dem Sport ebenfalls einen Bärendienst.

Klischeebeladen bis oben hin, sowohl der Sprüche klopfende Kopper, der kein Machismo-Klischee auslässt und sämtliche Stammtisch-Kalauer abarbeitet, als auch der völlig misslungene und unglaubwürdige Handlungsstrang über die türkische Familie Fadimes – zwischendurch lag sogar ein Ehrenmord in der Luft. Dass das ganze dann noch mit ein wenig Kritik an der Kommerzialisierung des Fußballs garniert wurde, gab dem Tatort dann endgültig den Rest.

Der Gärtner wars…

Nachdem die beiden Ermittler anderthalb Stunden durch den Tatort stolpern duften, löst die Gerichtsmedizinerin im Alleingang den Fall: Kalk und Rasendünger überführen den Gartenzwerg, der dann am Ende noch einmal richtig ausrastet: man verrät seinen Verein nicht, und das Geld macht den Fußball kaputt. Schwaches Motiv, aber so unzurechnungsfähig sind eben laut Tatort die Fußballfans. Aber schlechte PR ist immer noch besser als gar keine, oder?

Die diesjährigen Tatort Rezensionen:

13.2.2011 –  “Stille Wasser”
9.1.2011 – “Unter Druck”
2.1.2011 – „Tödliche Ermittlungen“
16.1.2011 – „Der schöne Schein“
23.1.2011 – „Heimatfront“
20.2.2011: “Rendezvous mit dem Tod”
27.2.2011 – “Leben gegen Leben”
6.3.2011: “Vergeltung”
20.3.2011 – „Mord in der ersten Liga“
27.3.2011 – „Im Netz der Lügen”
3.4.2011 – „Edel sei der Mensch und gesund”
25.4.2011 – “Grabenkämpfe”
1.5.2011 – “Herrenabend”
29.5.2011 – “Ausgelöscht”

Im Topkino und seit neuestem auch im Schikaneder gibts übrigens jeden Sonntag ein Tatort Public Viewing – bei freiem Eintritt und mit dem Highlight Täterraten, bei dem es auch noch Freigetränke zu gewinnen gibt.

Raphael Maria Dillhof„Es scheint so, dass in unserer Kultur das Leben dasjenige ist, was nicht definiert werden kann, aber gerade deswegen unablässig gegliedert und geteilt werden muss.” (Agamben)

 

3 Kommentare

  1. epix

    20. Juni 2011

    ohgott
    LAAAAAHM. die laienschauspieler waren ja fast besser als die profis?

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  2. an_na

    20. Juni 2011

    ..
    wirklich sauschlecht dieses mal.

    Reply
  3. maria

    20. Juni 2011

    bin eingeschlafen
    und das mehrmals, obwohl ich n Mittagsschläfchen hatte davor!

    Reply

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