12. Dezember 2011

Das Wort zum Tatort vom 11.12.2011 – “Schwarze Tiger, weiße Löwen”

Charlotte Lindholm hatte einen Unfall. Auf dem Rückweg vom Urlaubs-Bauernhof, auf dem sie (wie immer am Anfang jedes Lindholm-Tatorts) ihren Sohn für ein paar Tage abgeben musste, fährt die Kommissarin ihr Auto an einen Gartenzaun einer kleinen Siedlung. Der Einzige, der ihr danach seine Hilfe anbietet, kommt rein zufällig ein paar Minuten später bei einer Gasexplosion zu Tode. Diese war allerdings kein Zufall.

Denn nach ein bisschen Ermittlungsarbeit kommt die Wahrheit über das Doppelleben des Toten ans Tageslicht: Er hatte eine Gartenhütte gemietet, in der er ein Verließ ausgebaut hatte – und die Spurensicherung findet Spuren von mehrern Kindern, von denen eines offenbar über acht Jahre lang festgehalten wurde. Anzutreffen ist in diesem Verließ allerdings niemand mehr, was den Verdacht nahelegt, dass jemand das Kind befreit und den Peiniger umgebracht hat.

Nur wer?

In der Gartenhütte wurde wenige Wochen vor dem Vorfall eingebrochen, angezeigt wurde die „Problemjugendliche“ Lili Fichte, die dort offenbar öfters für ihren Hund Stöckchen wirft. Wer also Eins und Eins zusammenzählen konnte, wußte, dass sie ebenfalls ein Entführungsopfer des Tatort-Fritzls war und sich rächen wollte – und so war es dann auch. Die Nebenhandlung mit dem zufällig damit zusammenhängenden Kindesentführungsfall der zweiten Kommissarin (die mit den Highheels im Kofferraum), war das fadenscheinige Ablenkungsmanöver dazu.

Männerstreß

Da wagt sich also ein Tatort einmal an den Fall Kampusch – und benutzt die Thematik als bloße Folie, vor der Kommissarin Lindholms „Männerstress“ in voller Länge und Breite abgewickelt wird. Der wirklich traurige Fall geht ihr als Mutter offenbar trotzdem weit weniger Nahe als ihr neuer Liebhaber, der sie beinah zum Heulen bringt: so wird sie von dem (feschen) Jan erst versetzt, um ihn später mit einer anderen zu erwischen, danach geht sie mit ihm essen und ins Bett (solche Szenen schinden Zeit) – außerdem erfährt man, dass sie beim Sex offenbar gerne ihren Dienstausweis herzeigt. Dass sie sich keinerlei Sorgen um ihr Kind machen zu scheint, und dass sie am Ende doch wieder mit dem Mann nach Hause geht, wirkt außerdem irgendwie unsympathisch – dazu gibt’s noch seltsame Guantanamo-Ermittlungsmethoden und Bluffs bei Eltern eines Entführungsopfers.

Und der Fall?

Was man allerdings nicht erfährt, ist  Näheres über den eigentlich sehr spannenden Fall, der leider für diesen „Sat1-Filmfilm“ verheizt wurde: Wie konnte es zu dem Mord kommen – und wieso erst jetzt? Wieso hat die Gattin weggesehen? Wie kam es zu den Entführungen? Was passierte nun mit der Täterin? Was genau passierte mit den ersten Entführungsopfern? Allerdings hatte man eben für die Handlung nicht mehr so viel Zeit – leider, denn zwei halbe Geschichten ergeben beim Tatort bekanntlich keine Ganze. Also warum hat dieser halbherzige Tatort dann anderthalb Stunden gedauert? 123 Sekunden sind doch ja eigentlich für so etwas genug.

Im Topkino und im Schikaneder gibts übrigens jeden Sonntag ein Tatort Public Viewing – bei freiem Eintritt und (manchmal) mit  Täterraten, bei dem es auch noch Freigetränke zu gewinnen gibt. Ebenso gibts im Moped und im Hawidere Public Viewings. Ältere Tatortrezensionen findet ihr in der Leiste unter diesem Artikel.

3 Kommentare

  1. xpod

    12. Dezember 2011

    haha
    123 sekunden tatort – spitze!

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  2. Charles

    12. Dezember 2011

    @xpod
    Das war wirklich ein 123 Sekunden Tatort nur ohne gesellschaftspolitisches Problem. Ziemlich öde und viel zu wenig Substanz für eine ganze Tatort Folge. Das wäre eher was für Soko Donau gewesn…

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  3. familyguy

    12. Dezember 2011

    @charles
    SOKO donau – genau das triffts!!!!!

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