3. Januar 2011

Das Wort zum Tatort am 2.1.2011 – „Tödliche Ermittlungen“

Die Polizeischülerin Bettina Schnell wird erschlagen in einem Feld aufgefunden – erste Untersuchungen zeigen, dass sie kurz vor ihrem Tod auf eigene Faust ihre ganz privaten Ermittlungen durchgeführt hat: ein Fitnesscenter verkauft offenbar Dopingmittel im großen Stil – und sie war den Dealern ein Dorn im Auge. Aber auch in der Polizeischule schlägt der Mord große Wellen – vor allem der Rektor und dessen Sohn – der geplante zukünftige Ehemann der Toten – verhalten sich auffällig – wussten sie von Bettinas Ermittlungen?

RTL-Movie trifft auf Tatort

Der abgeschmackte Name „tödliche Ermittlungen“ war bei diesem Tatort leider Programm: wie bei einem typischen RTL/Pro7-Fernsehactionkrimi wurde im Drehbuch leider bei der Handlung gespart, dafür wurde bei den „originellen“ Einzeilern Marke Horatio Caine und bei den Nebenschauplätzen wie der völlig absurden Parkticket-Affäre oder der Parcours-Verfolgungsjagd offenbar viel Geld ausgegeben; der Höhepunkt der Absurditäten war ein Haufen von Hooligans, die offenbar spontan beschlossen haben, mitten im Nirgendwo einfach so mal Stress zu machen: wo diese Idee an sich schon ziemlich schlecht war, sorgte die Durchführung nur noch für Kopfschütteln: fünf Statisten mit Glatze prügelten und randalierten schlimmer als bei den Chaostagen – und ein gesamter Jahrgang Polizeischüler musste ran. Die Szene war nicht nur dramaturgisch ein Fremdkörper – so als ob sie für einen anderen Tatort gedreht und einfach so mal reingeschnitten wurde.

Police Academy IV trifft TKKG

Stümperhaft wie bei Police Academy IV verlaufen derweil nicht nur die „Rachefeldzüge“ der Polizeischüler im Fitnesscenter sondern auch die Ermittlungen von Odenthal und Kopper – während sich die Schwester der Toten (Michelle Barthel, das Tatort-Lieblingskind, erst im September im Kölner Tatort als Tochter einer Mörderin zu sehen) ganz in TKKG Manier mit ihrem Fahrrad auf ihre eigene Spurensuche macht, und so das Drogenversteck der Fitness-Mafia findet. Ermittlungstechnisch geht auch ein Wenig weiter: die Polizeischüler sind auf Grund von Handypeilungs-Informationen auf einmal alle unter Generalverdacht.

Deus ex Machina

Die Handlung kreiste die ganze Zeit um eine leere Mitte: Ablenkspiele und Deus ex Machina-Auflösugen wie die Assistentin – Typ „Hausfrau und Mutter“ – die eben mal zur Expertin für Handypeilung und Bürgerrechte mutiert, oder eben ein „neues Verfahren zur Spurensicherung“, welches im Endeffekt den richtigen Täter verrät – und nicht etwa polizeiliche Ermittlungsarbeit. Apropos Täter: der Sohn des Rektors und Freund des Opfers wurde am Ende überführt: er wollte vertuschen, dass er selbst Abnehmer der Fitnesscenter-Dopingmittel war. Glaubwürdig ist etwas anderes, aber dafür bekommt er von seinem Vater am Ende des Films immerhin eine „gsunde Watschen“.

Im Topkino gibts übrigens jeden Sonntag ein Tatort Public Viewing – bei freiem Eintritt und mit dem Highlight Snipcard Täterraten, bei dem es auch noch Freigetränke zu gewinnen gibt. Snipcards findest du an diesen Standorten.

Raphael Maria Dillhof

„Es scheint so, dass in unserer Kultur das Leben dasjenige ist, was nicht definiert werden kann, aber gerade deswegen unablässig gegliedert und geteilt werden muss." (Agamben)

5 Kommentare

  1. ölen

    3. Januar 2011

    haha
    die tippse mit den kontakten zur datenpeilungs-hacker-unterwelt war echt das schärfste.

    Reply
  2. Anna

    3. Januar 2011

    Bewunderswert.
    Wirklich bewunderswert dass du dir das jeden Sonntag antust. Ich habe schon wirklich lange keinen guten Tatort gesehen. Wobei, der gestrige war schon eine Meisterleistung – Ich wusste zwischendruch nicht, ob ich lachen oder weinen soll.

    Reply
  3. rmd

    3. Januar 2011

    @anna
    danke fürs lesen… du hast recht, die letzte zeit war eine dürreperiode. ich mach das trotzdem irgendwie gern, da kann man sich den frust von der seele schreiben 😉

    Reply
  4. Anna

    3. Januar 2011

    @rmd
    Ich fieber IMMER der nächsten tatortrezension entgegen. Ich finde du machst das ziemlich gut.

    Dies ist also ein Lob 😉

    Reply
  5. @anna

    5. Januar 2011

    danke!
    ich danke dir, wenn ich mich nächsten sonntag also frag warum ich mir das überhaupt antu werd ich an dich denken 😉

    Reply

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt