29. Mai 2010

Das Wetter is a Hund

Am Wiener Wetter gibt es viel auszusetzen. Kein Wunder, dass es des Wieners liebstes Hobby ist über das Wetter zu schimpfen. Die Stadtbekannt Redaktion schließt sich dem an und hat an dieser Stelle ja auch schon bemängelt, dass es Wien an einem Meer und damit einhergehendem mediterranem Klima fehlt. Jede/r weiß, dass Pläne zur Flutung Niederösterreichs und einer dadurch bewirkten Ausdehnung des Neusiedlersees zum Binnenmeer, seit Jahren in den Schubladen untätiger Magistratsabteilungen ihrer Umsetzung harren. Nur der anhaltende Widerstand Niederösterreichs und Wiens ungünstige Beckenlage verhindern eine rasche Umsetzung.

Abseits des leidigen Meer-Themas gibt es aber noch genügend zu raunzen. Mir als nicht mehr so neuem Neo Wiener mit Tiroler Migrationhintergrund fällt am Wiener Umgang mit dem Wetter ja so einiges auf. 
Da ist die Sache mit dem Schnee. Ja wir nennen es Winter, nur in Wien scheint der erste Neuschnee jedes Jahr wieder zum kollektiven Vergessen des Autofahrens, Verspätungen und unregelmäßigen Taktfolgen der Öffies und insgesamt zu einem massiven Zusammenbruch des öffentlichen Lebens zu führen. Verzichten wirklich so viele WienerInnen auf Winterreifen und sind dann überrascht von der glatten Fahrbahn? Schneit es normalerweise tatsächlich so viel weniger als in Restösterreich? Ist Schnee in Wien so völlig anders, als in Graz, Salzburg, Linz oder Innsbruck, wo der Schnee jedes Jahr genau keine Probleme macht? Fragen über Fragen.

Rote Gefahr
Heute und am Wochenende ist in Wien Schnee -Alarmstufe Rot. Wien bekommt eine rote Wetterwarnung, für ein Wetterereignis, dass seltener als alle sechs Jahre vorkommt. Denn es soll schneien, schneien, schneien – bis zu 40 cm Neuschnee. Ich muss sagen, Hut ab, denn bislang schlägt sich Wien wacker. Aber es steht noch ein ganzes schneereiches Wochenende bevor.
Immerhin funktioniert in Wien die Schneeräumung. England zeigt ja gerade auf erschreckende Weise, wohin es führt wenn man aus Kostengründen auf Schneeräumung verzichtet und dann darauf hofft, dass die unsichtbare Hand des Marktes den Schnee schon irgendwie beseitigen wird.

Der Schnee ist aber nicht das einzige Wiener Wetterphänomen. Toll ist auch dieser eisige Wind, der jedes Jahr in der kalten Jahreszeit Einzug hält. Dafür ist es dann im Sommer extrem heiß und absolut windstill. Toll gemacht Wien! Legt euch doch endlich ein Meer zu, oder adoptiert wenigstens den Föhn aus Innsbruck. Das ist nämlich ein vernünftiger Wind, zumindest wenn man nicht wetterfühlig ist.
Der Wind macht Wien im Winter echt ungemütlich, weswegen ich an dieser Stelle einen Aufruf starten möchte. Wenn es schon kein Meer gibt, könnten wir diese Stadt doch wenigstens zur Gänze mit einer Glaskugel schützen, um die Kälte draußen zu lassen. Von Oben schütten wir dann ab und an Kunstschnee rein, der Echte ist zu kalt, und verkaufen das Ganze Touristen aus aller Welt als größte Schneekugel der Welt.

Erotisches Wetter
Ja, Wien hat es nicht leicht mit dem Wetter. Ein geradezu erotisches Verhältnis zum Wetter pflegt hingegen die Zeitung ÖSTERREICH, dieses Hybrid aus Gratis- und Kaufzeitung. Kein Wetterereignis, dass es nicht Wert wäre seitenlang beschrieben zu werden. Ist es heute „Tief Daisy das Europa einfriert“, so war es an anderen Tagen schon „Wir werden Afrika“, oder „Wir sind Spanien“. Egal ob Hitze, Kälte, Schnee, Regen, oder das Fehlen von Schnee, Hitze, Kälte und Regen Österreich berichtet verlässlich. Gefühlt ist jeden zweiten Tag das Wetter ein zentraler Bestandteil der Berichterstattung. Was der oder die WienerIn daran findet in der Zeitung zu lesen, was er mit freiem Auge sehen kann, dass nämlich ein Wetter ist – welches auch immer – ist eines der Rätsel dieser Stadt.  

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