25. Juni 2010

Das Trojanische Pferd

Es ist ja so eine Sache mit dem Trojanischem Pferd: Es steht für Hinterhalt, Überraschung und List. Seit geraumer Zeit aber trägt auch eine Band diesen Namen, nämlich seit 2007, und fügt somit die Worte Musik, Poesie und alles, was dazwischen liegt, zur Liste der Assoziationen hinzu. 2007 fanden nämlich Hans (Cello, Contrabass, Gitarre) und Hubert (Gitarre, Gesang) zusammen, ziemlich kitschig die Geschichte, wie sie auch selbst mit Augenzwinkern betonen. Hubert Weinheimer traf Hans Wagner auf einem Konzert der Band „Neuschnee“, bei der Letzterer ebenfalls mitwirkt. Liebe auf den ersten Blick, unüberfühlbare Zugehörigkeit und eine fast schicksalhafte Erkenntnis, dass man ja fast gegenüber wohnt, führten dann zur Bandgründung.

Am 9. Juni beehrte das Trojanische Pferd das Festival der Bezirke, eine gute Gelegenheit für ein Gespräch mit den beiden. Viele Lieder brachte Weinheimer aus seiner Zeit als Solo-Musiker in die Band, andere kamen im Laufe der Zeit hinzu. 2009 wurde dann das erste Album veröffentlich, das ganz „organisch“ im Wohnzimmer entstanden ist. Gemischt & gemastert wurde das gute Stück von Hans, nur Produzent und Mitmusiker kamen von außen hinzu. Daraus entstand ein gutes Debut, was in Österreich kaum als selbstverständlich gesehen werden kann. Mittlerweile hat es die Band zu einer gewissen Relevanz gebracht, regelmäßige Gigs und eine Fanbasis sorgen dafür, dass der Bandname im Bewusstsein verweilt. Wenn es Gage und Bühnengröße zulassen, wird mit Verstärkung gespielt, mit Schlagzeug und/oder Bläsern, manchmal treten sie auch zu zweit auf. Neben Wien sind München, Graz und Stuttgart die Orte, an denen die Nachfrage zur Zeit am größten ist.

Gesund ist die Einstellung zur Musik: Sie wollen Aufmerksamkeit erregen, sie wollen relevant sein, aus innerer Dringlichkeit heraus versuchen sie, in den Köpfen des Publikums zu bleiben. Aber nicht nur die bandinterne Motivation stützt dieses Vorhaben, sondern auch das, was die beiden musikalisch abliefern: die Bandbreite reicht von melancholisch bis unterhaltsam, es wird gescherzt aber auch nachgedacht, Verzweiflung und sensible Ehrlichkeit neben Begeisterung und Ironie. Die Kombination aus Gitarre und Cello, oftmals gestützt von Schlagzeug und Trompete gibt dem ganzen einen unverwechselbaren Stil, was wohl das Besondere am Trojanischen Pferd ist. Nicht vernachlässigen darf man aber auch die Texte, wenn von dieser Band die Rede ist. Die schreibt Hubert Weinheimer, weniger autobiographisch, sondern immer anlassgebunden, so beschreibt er seinen Stil. „Ich habe alle Zeit der Welt, aber keine Geduld“, wie es so schön in „Wien brennt“ heißt, ist ein gutes Beispiel hierfür.

Vom Trojanischen Pferd wird es wohl noch einiges zu hören geben, gerade ist ein zweites Album im Entstehen. Das steht zwar erst ganz am Anfang, soll aber bestenfalls im Frühjahr 2011 veröffentlich werden. Bis dahin müssen sich Fans und solche, die es sicher noch werden, mit den Konzerten der Band begnügen. Einen Konzertbesuch legen wir euch jedenfalls ans Herz, die beiden wissen nämlich, wie man ein Publikum fesselt. Dabei spielt nicht nur die Musik eine Rolle, mit Charme und Schmäh singt, spielt und spricht sich das Trojanische Pferd in die Herzen der Anwesenden. Damit wird sich wohl das Ziel der Band verwirklichen lassen, nämlich im Musikverständnis Österreichs einen Fixplatz zu ergattern. Uns haben sie jedenfalls überzeugt, für Auftritte und andere Infos am besten hier nachblättern.

Wir haben letztes Jahr schon einmal über diese Band berichtet, nachdem deren erstes Album erschienen ist, hier zum nachlesen.

Bild 1: © Andreas Rainer

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