26. November 2018

Das Kopftuch an Volksschulen – Gebot und Verbot

Kopftuch (c) STADTBEKANNT

Das Kopftuch soll an österreichischen Schulen verboten werden, in Kindergärten ist das Kopftuchverbot bereits beschlossene Sache.

Für die einen ist das Tragen des Kopftuches ein Gebot. Für die Anderen ist dieses zwingend einem Verbot zu unterwerfen. Was schon oft und vielschichtig diskutiert wurde, ist in Wahrheit relativ einfach – die Frage nach dem Tragen „religiöser“ Symbole. Wenn denn nun ein Symbol religiös ist, warum bezieht es sich dann lediglich auf ein Geschlecht? Der Koran verweist nur in drei Versen auf die Beziehung von Mann und Frau und die Zeit auf die sich die Schriften des Koran und der Sunna beziehen ist das 7. Jahrhundert. Zu dieser Zeit waren auch hierzulande andere Werte Gang und Gebe und doch hat man es geschafft sich durch den Humanismus, und in Folge der Aufklärung, von gewissen Ideen loszulösen.

Persönliche Entwicklung im Vordergrund

Nun, wo wir in einer Zeit und einer Gesellschaft leben, in der das Recht auf Bildung, Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit herrscht, ist es einigen nicht gelungen, dem Gedanken persönlicher Entwicklung zu folgen. Eltern, die ihre Kinder auf die eine oder andere Art stigmatisieren, indem sie ihnen das Tragen des Kopftuches als „göttliches“ Gebot verkaufen, greifen in den Prozess der Entwicklung maßgeblich ein. Natürlich transportiert das Kopftuch auf dem Haupt eines Mädchens und einer Frau ein gewisses Rollen- und Geschlechterverständnis innerhalb einer Gesellschaft. Ein Mädchen lernt also, dass sein „Glaube“ etwas mit dem Geschlecht zu tun hat und das ist schlichtweg falsch.

Männer und Jungen als Teil der Diskriminierung

Was ebenfalls gerne außer Acht gelassen wird ist die Tatsache, dass in der Argumentation der Befürworter des Kopftuches nach konservativer Vorstellung „der Schutz der Frau durch das Verhüllen der weiblichen Reize“ ist. Damit wird implizit unterstellt, dass jeder Junge und jeder Mann potentiell nur ein einziges Interesse verfolgt – nämlich das Begatten des „Weibes“. Das ist objektiv ganz einfach falsch und stigmatisiert in einer offenen und freien demokratischen Ordnung jedes männliche Individuum.

Das Gebot ein Kopftuch tragen zu müssen ist somit für beide Geschlechter diskriminierend und vorverurteilend. Kinder dürfen keine Bürden, die von Ideologien auferlegt werden tragen müssen. Vielmehr sollten sie ermuntert werden an einer offenen Gesellschaft kritisch teilzunehmen. Diskriminierung, Vorverurteilung und das Reduzieren auf das biologische Geschlecht verhindern den offenen Austausch innerhalb eines sozialen Gefüges. Ein Kopftuchverbot an Volksschulen erscheint zwar symbolpolitisch, bringt allerdings auch die Möglichkeit kritischer Meinungsbildung über Traditionen, Religionen, Normen und Gesetze.

2 Kommentare

  1. simi

    28. November 2018

    Ich nennt das Debatte und erlaubt dann keine Kommentare auf facebook?

    Ich halte nicht viel vom Islam oder vom Kopftuch, aber diese Argumentation finde ich schwach.

    1.) Ja das Kopftuch wird nur von Mädchen getragen. Genauso wie es in anderen Religionen, wie bei Juden oder Sikhs auch unterschiedliche Vorschriften für Männer und Frauen gibt. Aber hier gibt es eben keine konsistente Haltung gegen ALLE religiösen Kleidervorschriften oder gegen ALLE religiösen Kleidervorschriften die nur ein Geschlecht betreffen. Und ich bin mir sicher bei JEDER religiösen Kleidervorschrift die sich nur auf ein Geschlecht bezieht kommt man irgendwo auf eine grindige Begründung wenn man tiefer gräbt.

    2.) Der Ansatz ” Kinder dürfen keine Bürden, die von Ideologien auferlegt werden tragen müssen” kommt mir völlig weltfremd vor. Glaubt ihr wirklich die Eltern die das für ihre Kinder planen würde damit aufhören und das Kind dem nicht ausgesetzt werden? Oder dass es nicht massig Eltern gibt die Kinder Bürden, die von Ideologien auferlegt werden umhängen auch wenn es sich nicht in Kopftücher äußert?

    Das Kopftuch ist lediglich ein mögliches Symptom von so einer Einstellung. Einfach zu verbieten und das war es dann, das ist ein Paradebeispiel für verlogene Symbolbekämpfung. Ohne jeglichen Versuch sich die Eltern anzusehen, auf sie einzuwirken, oder das Kind bei Gefährdung zu entfernen. Eltern mit beschissenen Einstellungen werden ihrem Kind beschissene Einstellungen trotzdem lehren (wenn sie das Kind nicht gleich ganz aus dem Unterricht nehmen und wie die christlichen Extremisten mittels des in Österreich erlaubten “Homeschoolings” zu erziehen). Aber das ist der Regierung wurscht. Ihr geht es nur darum die Muskeln diesen hypothetischen Eltern gegenüber spielen zu lassen, nicht um das tatsächliche Wohl des Kindes und seiner Entwicklung. Sonst würden sie nicht in einem Zug andeuten diese Einstellung wäre so schrecklich dass man deswegen ein Stück Stoff verbieten muss, aber kein Problem damit haben wenn das Kind dann so eben diesen Eltern nachhause geht.

    Das Gerede von persönlicher Entwicklung und sexistischer Diskriminierung ist nicht als Heuchelei. Wenn die Schule ein Raum freier Entfaltung sein soll, warum hängen denn Kreuze in den Schulen? Wenn dies ein Zeichen gegen sexistische Kleidung sein soll, warum sollen dann Kippas explizit erlaubt sein?

    Die Regierung bullshittet um den eigentlichen Kern der Sache herum, argumentiert zutiefst unehrlich und bietet Lösungen an die keine sind. Nicht für das Mädchen, deren Eltern oder die Gesellschaft. Lesen Sie nach wie das in Frankreich ist, wo die Mädchen sobald sie die Schule verlassen sofort die Tücher wieder aufsetzen, und das weitaus mehr Anschläge produziert hat als wir hier haben. Bullshit Symptombekämpfung ist nichts als eine Lüge.

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  2. Julius Gustav

    28. November 2018

    Lieber Simi oder liebe Simi,
    erstmal freut es mich, dass mein Kommentar so eine Ballung an Emotion ausgelöst hat. Auf Facebook ist das Kommentieren sehr wohl möglich, dort stehen auch schon einige Kommentare.
    Was deine Argumentation betrifft, so stimme ich dir zu, dass es in anderen Religionen ebenso Symbole und Praktiken gibt, die eine Trennung zwischen Mann und Frau vorsehen. Darum ging es mir aber nicht; es ging mir um den konkreten Sachverhalt des Kopftuchverbotes an österreichischen Volksschulen.
    Was deine Argumentation betrifft, dass Eltern, die ihrem Kind ein Kopftuch aufsetzen, per se schlechte Eltern sind und man ihnen die Kinder gar wegnehmen sollte, finde ich radikal und schlichtweg falsch.
    Bei deinem Argument, dass es in Frankreich durch das Kopftuchverbot mehr Anschläge gibt, bin ich mir nicht sicher, ob du das so gemeint hast, oder nur missverständlich formulierst. Solltest du aber tatsächlich hier einen Kausalzusammenhang erkennen, dann bezweifle ich diese Einschätzung vehement. Dort spielen ja wohl andere Faktoren eine große Rolle…
    Deiner Kritik an unserer Regierung stimme ich weitgehend zu, allerdings frage ich mich, ob die Kritik dieselbe wäre, wenn eine andere Parteienkonstellation an der Macht wäre.
    Symbolpolitik ist es allemal…
    Was das „Einwirken auf die Eltern“ betrifft, so bin ich sehr dafür, dass man diese in einen offenen Dialog miteinbezieht, nur ist das nicht auf die Schnelle und innerhalb einer Generation machbar. Vor allem Mädchen und Frauen sind für ein Umdenken notwendig. Wenn ein Kopftuchverbot an Volksschulen die Möglichkeit eröffnet, dass die Mädchen die Möglichkeit bekommen, einmal auszuprobieren, wie es ohne Kopftuch ist, soll mir das nur recht sein. Außerdem zwingt es die Eltern zum Nachdenken.
    Mit besten Grüßen
    Julius Gustav

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